Editorial 3010 2020 Wir sterben bei bester Gesundheit
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Wir sterben bei bester Gesundheit

Liebe Insider,

"We will die in best health". Ein LinkedIn-Post enthielt jüngst diesen Satz. Deutschland wird das Seine dazu beitragen: Der zweite Lockdown im Land schützt das Gesundheitssystem und Risikogruppen. Wer jetzt noch gesund ist, wird sich dafür totarbeiten. Oder per Insolvenz für tot erklärt werden. Ab Januar wird das "T" in Tourismus zum Todeskreuz. Hotellerie und Gastronomie sind wütend, toben – und werden gegen die unverhältnismässigen Massnahmen klagen. Hoffentlich. In Deutschland kann nur noch Justitia helfen, weil die Politiker sich verrannt haben.

Die Hotels und die seriöse Gastronomie haben seit Monaten bewiesen, dass sie keine Spreader sind. Clubs mit ungezogenem Publikum und Privatfeiern bilden den Gegenpol. Deshalb aber auch noch den letzten Umsatz über zu frühe Sperrstunden zu killen, ist unverantwortlich. Wenn die Menschen im Wochen-, Tages- oder gar Stundentakt von wechselnden Restriktionen überfallen werden, sich noch nicht einmal mehr auf ein Bier oder eine Pizza treffen können, werden sie das eben privat nachholen.

Bayerns Ministerpräsident hat aber auch dafür eine Lösung parat. Seit gestern droht der "König von Bayern" mit dem Ausruf des Katastrophenfalls – und rief in diesem Kontext zum Denuntiantentum auf. Spiegel.de berichtete gestern mittag: "Bayern setzt bei der Kontrolle von Verstößen gegen die Kontaktbeschränkung in Privatwohnungen auf Hinweise und Anzeigen von Nachbarn."

Am Abend las sich der gleiche Artikel-Passus anders: " 'Durchsetzen solle die Polizei das Verbot von größeren Treffen in Wohnungen auf die gleiche Weise, wie sie gegen Ruhestörungen vorgehe, sagte Söder. 'Dann können die Nachbarn entsprechende Hinweise geben, und dann kommt die Polizei.' Diese werde die Betreffenden zunächst auffordern, sich anders zu verhalten. Später hiess es aus der Staatskanzlei, das solle aber nicht als Aufruf zur Denuntiation verstanden werden."

Die eigentliche Katastrophe sind Politiker, die nur durchregieren und mit ihrem Volk nicht kommunizieren können. Ebenso hilflose Verbände, die erst an diesem Mittwoch atemlos ins Demo-Mikrofon schreien und auch im 8. Monat nach dem ersten Lockdown der Politik den Unterschied zwischen Hotellerie und Gastronomie immer noch nicht klarmachen können.

Österreich fürchtet ebenfalls einen zweiten Lockdown, in der Schweiz hat der Bundesrat diese Woche durch weitere Restriktionen – auf unbestimmte Zeit – die Nachfrage so eingeschränkt, dass die Branche ebenfalls weiter gelähmt wird. Überall drohen Insolvenzen, Arbeitslosigkeit und die Vernichtung von Infrastruktur. In diesem Chaos versinken auch einzelne kleine Lichtblicke, die z.B. noch selbstständig denkende Virologen geben.

So appellierte der deutsche Virologe Alexander S. Kerkulé vom Universitätsklinikum Halle diese Woche beim virtuellen, internationalen "Future Hospitality Summit" eindrücklich an die Branche weltweit, Schnelltests einzufordern und sehr schnell einzusetzen. Nur so erreiche man wieder Mobilität, selbst mit einer Sicherheit nur für den Moment, bei An- und Abreise. Damit könnten Betriebe offen bleiben und die Wirtschaft würde ebenfalls wieder aufblühen.

Er ermunterte die Hospitality-Branche explizit, eigene Health & Safety-Wege auszutesten – damit die Regierungen diese Lösungen dann einfach kaufen könnten.

Diese Ausgabe dreht sich nur um die Irrungen und Verwirrungen der Politik, um Verzweiflung und bittere Zahlen, die selbst Ketten-Giganten an der Börse absacken lassen; um Zahlen, die in einem Preis-Blitz-Check zeigen, wie tief die Zimmerpreise in ausgewählten Hotels gesunken sind.

Exklusiv: Premier Inn Deutschland übernimmt in der Krise 15 Hotels einer anderen, offenbar angeschlagenen Hotelgruppe. Novum Hotels sorgt für Gerüchte, unsere Nachfrage hat der CEO aber nicht beantwortet.

Aus dem Tief der steigenden Infektionszahlen in ganz Europa wieder hochzukommen, fällt allen sehr schwer. Hoteliers sind krisenerprobt, wehren sich aber nicht gerne. Aber genau das müssen Sie JETZT tun. Es gibt keinen anderen Weg mehr.

Die Stimmung in der Branche ist in den letzten drei Wochen stetig gesunken. Dafür braucht es mittlerweile keine Umfrage mehr. Aber was ist mit dem Blick nach vorne? Welche Trends schaffen neue Fakten in Zukunft? Den meisten scheint das ziemlich klar zu sein. Die schnellste Zeit für den Fragebogen lag bei 1 Minute 23 Sekunden. Machen Sie mit, die letzte Umfrage-Woche hat begonnen! 

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin

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