EVENTS / 3. ITB Hospitality Day - Panell über kostensparende Hoteltechnologie: Flexibel und smart muss sie sein

Flexibel und smart muss sie sein

3. ITB Hospitality Day - Panell über kostensparende Hoteltechnologie

 

Berlin. Wie das Hotel und das Hotelzimmer der Zukunft aussieht, weiss heute noch niemand genau. Die Aufmerksamkeit für Gästebedürfnisse hat unterdessen zugenommen, ebenso wie für die drastisch steigenden Energiekosten, die Anbieter wie Hotelinvestoren und -betreiber zum Handeln zwingen. Der Focus der Zukunft liegt ganz klar auf einer smarten, hotel-integrierten Technologie, die den Gästen einen Mehrwert bietet, ebenso wie in einem Gebäude-Management, dessen Herausforderung nicht mehr der Bau, sondern das Handling ist. Die Diskussion darüber, wie "Forschung und Industrie helfen können, das effiziente Hotel zu bauen," zog beim 3. ITB Hospitality Day während der diesjährigen ITB Berlin fast 300 Zuhörer an. Insgesamt waren 1.100 Zuhörer zu den fünf Talkrunden der Hotelkonferenz gekommen, deren Inhalte hospitalityInside.com gestaltete.

Moderator Douglas Rice formulierte als CEO des Technologie-Think Tanks HTNG in Chicago die Impulse, die er aus den Treffen zwischen Hoteliers und Industrie in seiner Vereinigung spürt: So steigen die Erwartungen der Gäste an den technologischen Support im Hotel, gleichzeitig ziehen mit den heute 20- bis 30jährigen auch Mitarbeiter ins Hotel ein, die sich im Umgang mit diesen neuen Technologien leichter tun. Parallel dazu verändern sich auch die Erwartungen der Investoren. "Wir müssen eine praktische Balance zwischen Kosten und Benefits finden," sagte Rice.

Vanessa Borkmann und Peter Joehnk

Grösstes Problem in der Praxis ist auf Seiten der Hotels die Aufsplittung der Prozesse im Hotel, kritisierte Klaus Scherer, Geschäftsführer von Inhaus2 bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Duisburg. Dieses Institut errichtet derzeit ein Zukunftslabor zur Erforschung des optimalen Hotel(zimmer)s; Hotelpartner sind die Lindner Hotels aus Düsseldorf.

"Überall im Hotel sind beispielsweise die Server verteilt," so Scherer, es gäbe keine gebündelte Steuerung der Vorgänge, was dann wieder in Uneffizienz und höhere Kosten ausarte.  "Es gibt keine Komplettlösung für diese Probleme, aber die Antwort unseres Innovationszentrums lautet: Man kann die gesamte Technologie im Gebäude - die Systeme für Telefon, Computer, Sicherheit, Licht, Multimedia - allesamt auf einem Server bündeln. Dieser kann alle Funktionalitäten integrieren und handeln."
  
Damit wandelt sich auch das Hotelzimmer zu einer Technologie-Zentrale, in der der Gast über ein "Mediencenter" fernsieht, Radio hört oder den Service bestellt. Über das gleiche Gerät, so Scherer, lassen sich Heizung und Licht steuern. "Dieses Datenzentrum ist in der Zukunft ein Informationszentrum für und über das Hotelzimmer," beschreibt der Forscher die neuen Dimensionen kurz. In seinem "flexiblen Labor" im Inhaus2 versetzt seine Kollegin Vanessa Borkmann testweise nicht nur Wände und Möbel, sondern auch varriert auch Technologie.

Otto Lindner

"Das Zimmer von morgen ist bereits geboren," sagt Borkmann, "weil wir die jungen Leute beobachten." Peter Joehnk, Interior Designer und Geschäftsführer von JOI Design aus Hamburg, pflichtete als Vater zwei junger Erwachsener bei: "Sie gehen mit dem ipod ins Bett und sind total multimedia-orientiert!", bestätigte er und fügte aus seiner Berufserfahrung dazu:

"All das kann man für die Zukunft bedenken, aber wir hatten noch nicht ein Projekt, in das solche Überlegungen eingeflossen wären." Auch sieht er nur verhaltene, zögerliche Investoren, die sich nicht zu einem jungen Design entschliessen können.

Otto Lindner ermahnte: "Wir Hoteliers verkaufen eigentlich Zimmer, und die Technologie-Diskussion erhöht den Druck auf uns enorm, weil es nicht unsere Kernkompetenz ist. Deshalb müssen wir flexibel sein. Und die Infrastruktur schaffen." Weil neue Verkabelungen in bestehenden Hotels eine Menge Geld kosten, fordert er offene Systeme, auf denen man in den nächsten 20 Jahren aufsetzen könne. Wie ernst die Hotelketten dieses Thema nehmen, zeigt sich laut Douglas Rice auch daran, dass sich in der Regel zwei bis vier Mitarbeiter um das Netzwerk Hotel kümmern. Die Kosten für die physische Infrastruktur sinken inzwischen, machte Scherer Mut, dafür aber würden vor allem in neuen Hotels mit einem grossen Technologie-Netzwerk neue Kosten für das Management dieser Systeme entstehen. "Sie müssen Ihre ganze Kraft in alle Service-Ebenen hineinstecken: Schliesslich kann das Abspielen eines Videos nicht durch einen Telefonanruf unterbrochen werden."

Klaus Scherer

Peter Joehnk stellte die Frage nach der Kostenübernahme: Wenn Architekten und Interior Designer Kabelschächte bauen lassen, damit die Verkabelungen optisch verschwinden, habe dies einen hohen Einfluss auf die Kosten. "Übernimmt der Hotelier/Betreiber oder der Investor nun diese Kosten?", wollte er wissen und mutmasste: Für den Betreiber habe dieser Kostenblock wohl eine grosse Bedeutung in der Relation zum Gewinn. Laut Douglas Rice von der HTNG existieren in der Praxis inzwischen verschiedene Business-Modelle dafür. Eigentümer seien durchaus bereit, für die Infrastruktur zu zahlen; es kommen aber wohl auch immer mehr Service-Unternehmen auf, die auf der Basis von Monatsgebühren das Netzwerk betreiben. Der Betreiber kann so mit einem festen Budget kalkulieren.

Die Reisenden jedenfalls werden künftig, verwöhnt durch günstige Flat Fees für Telefon und Internet zuhause, nicht bereit sein, hohe Preise für Technologie im Hotel zu akzeptieren. Otto Lindner setzt deshalb heute schon auf Mehrwert und bietet Multimedia-Packages an; auf Dauer aber werde man sicherlich auch das Internet im Hotel gratis anbieten müssen. "Wir möchten mit Hilfe der neuen Systeme in den nächsten  Monaten sogar Gratis-Telefonieren anbieten, sogar für internationale Gäste," kündigt Lindner an. "Das ist für uns dann ein Marketingplus, auch wenn wir an Technologie oder Kommunikation nichts verdienen werden." Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass das "telefonlose" Zimmer für 2- und 3-Sterne-Hotels toleriert, in den höherwertigen Hotels hingegen als Einschränkung des Services empfunden werden könne.

Douglas Rice lenkte das Gespräch dann auf das Thema Energie, der in einzelnen Hotels mit 16% heute schon der grösste Kostentreiber ist. Vanessa Borkmanns Vorschlag, die Badezimmer nur morgens und abends aufzuheizen, fand weniger Anklang in der Runde als der Vorschlag, bei geringer Belegung die Zimmer etagenweise zu vergeben und so andere Stockwerke "kalt zu stellen." Glas ist heute so dick wie Wände, Duschbrausen verbrauchen weniger Wasser, wenn man Luft zuführt, und das Licht könnte wie in der Schweiz auf 175 Watt im Schlafzimmer reduziert werden. Und last but not least kam der Hotelier in der Runde auf die Mitarbeiter zu sprechen: Ein erster Schritt in Richtung Kostensparen sei bereits getan, wenn man die Mitarbeiter für die "Energieverschwendung" sensibilisiert habe. "Es wäre toll, wenn auch die Technologie uns hilft Kosten zu sparen," fasste Lindner zusammen, "dann hätten wir wieder mehr Zeit für den Service." / map

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