EVENTS / Ernüchterung - ITB Asia Convention: Diskussion über die aktuelle Hotel-Situation in Asien

Ernüchterung

ITB Asia Convention: Diskussion über die aktuelle Hotel-Situation in Asien

Singapur. Mit dem "Hotel Leaders Forum" startete die Messe Berlin während der 1. ITB Asia vor zwei Wochen einen ersten Anlauf, das Thema Hospitality in Asien zu fassen. Ketten- und Boutique-Hoteliers leugneten ihre Unsicherheit über die derzeitige Finanzkrise nicht; einzelne Aussagen kamen krisen-erprobten Europäern dennoch vor wie ein "Dejà-Vus". Zumindest ihnen war klar: Asien jammert auf hohem Niveau, weil das erwartete Wachstum von zwei- auf einstellig schrumpft. Jetzt müssen die Hoteliers lernen, mit den Markt-Mechanismen umzugehen, die auch Asien einholen werden. Darüber hinaus verriet ein Experte Trends im aktuellen Vertrieb.

Es war der Tag, nachdem der Stopp für den zweiten Teil des Mega-Resorts Venetian in Macau publik wurde und in Singapur fragte man sich sofort, ob nun auch hier das integrierte Resort Marina Bay Sands in Mitleidenschaft gezogen werde... Beide Projekte werden vom gleichen Eigentümer, Sheldon Adelson, gebaut, der seine Karriere mit dem Venetian Las Vegas begründete.... Insofern hatte sich in den Köpfen der Zuhörer schon mal leichte Besorgnis eingenistet.

Auf dem Podium der ersten "ITB Asia Convention" 2008 fanden diese andere Gesichter versammelt als noch kurz zuvor im Internet angekündigt. Die beiden Moderatorinnen Jennie Chua, CEO der Ascott Group, und Yeoh Siew Hoon, Journalistin, begrüssten Miguel Ko als President Starwood Hotels & Resorts Asia Pacific, Michael Issenberg als Chairman für Accor Asia Pacific, Apo Demirtas als Marketing-Chef der Jumeirah Group in Dubai sowie zwei Vertreter der Privat-/Boutique-Hotellerie: Loh Lik Peng, Eigentümer der New Majestic Hotels, Singapur, und Yenn Wong von den JIA Boutique Hotels, Hongkong/Shanghai.

Während sich die Kettenhoteliers mit ihren riesigen Expansionplänen und dem gewaltigen, jetzt gefährdeten Business Travel-Geschäft im Rücken über die aktuelle Krise besorgt zeigten, witterten die beiden jungen Privathoteliers mit ihrem Zielgruppenmix aus Business und Leisure im Tief ausreichend "opportunities". Einig war man sich darin, dass die Krise "Konsolidierung" bringen und wirkliche Qualität herausschälen werde.

Der Wettbewerb setzt ein, die Grenzen fliessen

Miguel Ko appellierte an die Preisintegrität und gab vor, "nicht der erste im Markt sein zu wollen, der den Preis senkt". Michael Issenberg glaubt angesichts sinkender Firmenraten und verstärktem MICE-Wettbewerb, dass das Internet eine entscheidendeRolle übernehmen wird. Apo Demirtas als Vertreter einer reinen Luxushotel-Gruppe allerdings sah das Business auf Top-Level aussen vor: "Stärker als die Luxus-Hotels werden die Upscale-Hotels von der Krise betroffen sein," sagte er überzeugt. Dem widersprach der Starwood-Kollege: "Luxus wird berührt sein, weil viele Gäste Firmenreisende sind und die Firmen jetzt sparen werden."

Eine Erkenntnis setzte sich in der Runde durch: Alle Segmente beginnen zu fliessen, sie werden sich preislich berühren und deshalb werden bis zu einem "bestimmten Grad alle Segmente betroffen sein". Der direkte Kontakt zum Kunden wird wichtiger. Wie kann man also auch in Asien der Krise begegnen? Die Vorschläge reichten von Kostenkontrolle über innovativeres Marketing, den stärkeren Einbezug des Internets und des hoteleigenen CRM bis hin zu einem deutlichen Preisleistungsverhältnis. Miguel Ko sprach zudem aus, was viele Europäer denken: Auch in Asien müsse die Produktivität der Hotelmitarbeiter gesteigert werden. Gegenüber den Gästen hofft man sich durch differenziertere Produkte zu unterscheiden und so eine höhere Loyalität gegenüber den Marken zu erzeugen.

IT-Prognosen gab Wolf Philip,PhoCusWright.  

Technologie-Trends:
Das Handy gewinnt die Oberhand

In einer weiteren, nur 30minütigen Session versuchte Moderatorin Yeoh Siew Hoon dem CEO des amerikanischen Reisevertriebsspezialisten PhoCusWright Trends aus der Technologie zu entlocken. Philip Wolf warnte davor, sich in der Krise von den eigenen Fähigkeiten zu verabschieden und sich emotional dem Kunden anzupassen. "Das ist gefährlich, weil dieser Wandel einem Sturm nicht standhält," mahnte er. Die Börse betrachte er deshalb als veraltetes Tool und das Internet als einen Hebel zu globaler Transparenz.

Von allen IT-Geräten sieht der Experte das Handy als das optimale Medium an: "Man trägt die Information auf Reisen mit sich," machte er klar. "Das Mobiltelefon gibt Infos über die Stadt, in der man sich befindet, weiter und zeigt Spezialangebote an." Im Gegensatz zu PC-Netzwerken seien die Handy-Netzwerke heute überall leicht zu finden und ohne Schwankungen nutzbar.

Reisende müssen sich künftig aber wohl noch intensiver in die PC-Logik hineindenken. So prophezeite Philip Wolf, dass die Websites künftig nicht mehr für Menschen bzw. für das Lesevermögen der Menschen designed werden, sondern sich auf die Sprache der Computer hin ausrichten werden. Solche Trends, in Singapur nur extrem kurz angerissen, kann PhoCusWright auch ausführlicher dokumentieren. So hat das Unternehmen festgestellt, dass die technologischen "power users" in den USA bei ihren Reisen 30 Prozent mehr ausgeben.

Und last but not least sollte Europas grösster Reiseveranstalter, repräsentiert  durch CEO Peter Long von TUI Travel, die Keynote zum Thema "Die neuen Grenzen für Reiseveranstalter" halten. Longs Beitrag entpuppte sich als eine reine PR-Show in eigener Sache ohne aktuellen Themenbezug.

Der zweite Convention-Tag während der ersten ITB Asia widmete sich in drei Beiträgen dem Einfluss der Technologie aufs Reisen, den Herausforderungen der Airline-Branche und dem Sport als Motor eines neuen Destination-Marketings. Insgesamt hören sich 755 ITB-Gäste die Talkrunden an. In Singapur hatte man das Convention-Programm auf 9 bis 11 Uhr festgesetzt und die Messe erst danach, ab 11 Uhr, beginnen lassen. In welchem Format das Convention-Programm im nächsten Jahr fortgesetzt wird, ist derzeit noch offen. / Maria Pütz-Willems

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