EVENTS / Krisenresistent: Boutique und Budget - Diskussionen an der International Hotel Conference Rome

Krisenresistent: Boutique und Budget

Diskussionen an der International Hotel Conference Rome

Rom. Kleine Boutique-Hotels könnten die aktuelle Finanzkrise zu ihrem Vorteil nutzen. Grosse Ketten tun sich nämlich schwer, Häuser mit geringer Zimmerzahl zu betreiben. Die Krise spielt ebenfalls den Budget-Hotels zu. Das Angebot an Niedrigpreis-Herbergen wird weiter wachsen. Erkenntnisse aus zwei Diskussionsrunden während der International Hotel Conference Rom.

Die Teilnehmer an der Diskussion über Erfolgsstrategien für den Boutique Hotel-Sektor räumten zwar ein, dass Boutique-Hotels im Vergleich zu anderen Hotels einem sehr hohen Risiko ausgesetzt seien, aber sie waren sich darin einig, dass die aktuelle Wirtschaftskrise für diesen Hotelsektor durchaus eine große Chance biete, da viele Gäste zunehmend den besseren Service und das exklusive Erlebnis dieser eher kleinen Hotels suchten.

Bei der erwarteten Diskussion über die Sicherheit, die Marken bieten, kam die Runde warf die Frage auf, ob Boutique-Hotels überhaupt erfolgreich als Marken betrieben werden können. Für Georg Rafael, Managing Director der Rafael Group S.A.M., zählt Aman Resorts als absolute Erfolgsstory im Bereich der Boutique-Marken. Das Unternehmen wird von Gründer Adrian Zecha geleitet, der grossen Wert darauf legt, dass kein Hotel über mehr als 40 Zimmer verfügt.

Mit Blick auf den Kooperationspartner Orient Express räumte Rafael zwar ein, dass diese Gruppe einige grosse, ikonenhafte Hotels erworben hätte, aber er liess keinen Zweifel, dass der Schlüssel zum Erfolg für ihn darin liege, zu keinem Zeitpunkt den Servicegedanken aus den Augen zu verlieren. "Der GM muss sich verhalten, als wäre er der Eigentümer," erklärte er.

Fairquest Hotels, eine neue auf Boutique-Hotels spezialisierte Management-gesellschaft, deren Managing Director Blanche van Berckel ebenfalls an der Diskussion teilnahm, wird die von ihr verwalteten Hotels nicht als Marke verkaufen. Stattdessen soll der Name Fairquest als "Marke im Hintergrund" oder Vertrauensmarke dienen. Das erste Hotel unter der Regie von Fairquest - das Franklin in London Knightsbridge - eröffnet Ende Januar 2009. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wird das Hotel mit insgesamt 60 Mitarbeitern Rundum-Service bieten - bei Vier Jahreszeiten-Standard und nur 40 Zimmern. "Das Hotel wirbt vor allem mit Privatsphäre," so van Berckel. Die Gruppe will bis auf zehn oder 20 Hotels anwachsen und beschäftigt sich derzeit intensiv mit einigen Familienhotels in Europa, die von van Berckels Erfahrung profitieren könnten.

Nelson Migdal, Fachanwalt für Hotellerie bei Greenberg Traurig in Washington DC, erwartet, dass Boutique-Hotels auf Expansionskurs in der Wirtschaftskrise, in der selbst bei den grossen Marken Schwierigkeiten mit Finanzierungen auftreten, dazu gezwungen sein werden, nach Gruppen mit mehreren Marken in ihrem Portfolio zu schauen. Angesichts der Möglichkeiten, die Marken bieten, wollen die Eigentümer, dass ihre Projekte vom Zusammenschluss mit anderen Projekten und dem daraus resultierenden Skaleneffekt profitieren. Van Berckel gab sich allerdings zuversichtlich, dass ihr Markt für Investoren weiterhin interessant bleibt. Die wohlhabenden Privatkunden, die die Investitionen tätigen, sind gleichzeitig auch ihre Gäste. Zudem stammen sie aus Branchen, die nicht mit dem Finanzsektor verknüpft sind.

Während die Gruppen bei der Einführung neuer Boutique-Marken relativ erfolgreich waren, insbesondere Starwood und W, rechnet van Berckel jetzt damit, dass die Einführung kleiner Hotels den großen Gruppen Schwierigkeiten bereiten wird. Die Kerneigenschaft von Boutique-Hotels ist und bleibt nun mal ihre Größe. Migdal sieht jedoch, dass die Gruppen versuchen, jeden Markt zu erobern, weshalb er auch davon ausgeht, dass der Boutique-Sektor weiter wachsen wird.

Die vorgeschlagenen Strategien für Boutique-Hotels waren:

 - eine Konzentration auf das Wesentliche;
 - erstklassige Ausbildung der Mitarbeiter für angemessenen Service;
 - ein intelligentes Design mit dem Gesamtkonzept ständig im Blick;
 - Flexibilität bei der Bewirtung und der Einsatz bekannter Küchenchefs;
 - ein Spa-Angebot mit Anwendungen für Männer;
 - mehr Anreize für Frauen mit Themen wie Sicherheit im Vordergrund;
 - mehr CRM.

Der europäische Budget Hotel-Sektor sei der widerstandsfähigste, so die einhellige Meinung der Diskussionsteilnehmer bei der Diskussion über den Budget-Sektor und mittlere Hotels. "In Europa sind die Budget-Hotels hervorragend positioniert. Sie profitieren von der aktuellen Krise, da überall Reisebudgets zusammengestrichen werden und Reisende mehr und mehr nach günstigen Alternativen Ausschau halten", erklärte Mark Dickens, Managing Director von TRI Hospitality Consulting. Der stärker erschlossene amerikanische Budget-Sektor werde aufgrund seiner vielen Marken wahrscheinlich mehr zu leiden haben. Tim Muir, Senior Vice President Sales and Development von Microtel and Hawthorne Suites mit über 300 Franchise-Hotels in den USA, sah dort jedoch noch einige positive Aspekte.

Andrew Shaw, Development Director UK & Ireland von Accor Hotels UK, erklärte: "Unser seit der letzten Rezession angewachsenes Portfolio bedeutet, dass wir überall aktiv und stets im Blick der Reisenden sind." Eine Budget-Marke im Portfolio zu haben oder eine allein stehende Marke wurde als weniger bedeutend angesehen. Viel wichtiger seien grundlegende Merkmale wie Lage und Nachfrage. Die Unterscheidung zwischen den einzelnen Marken sei von elementarer Bedeutung, erklärte Shaw, wobei die Preisstabilität für eine klare Trennung sorge und verhindere, dass sich die Marken unter dem Dach von Accor selbst zerfleischen. "Wir bestehen auf unsere Preise und sind auch auf eine geringere Auslastung vorbereitet", fuhr er fort, wobei er die bei Etap und Ibis vorherrschende dynamische positive Preisentwicklung hervorhob.

Dickens in Grossbritannien bereits einige neue Märkte ausgemacht wie beispielsweise Junggesellenfeiern, Freundes- und Familienbesuche oder Übernachtungen nach langen Arbeitstagen statt langwieriger Fahrten nach Hause - in Grossbritannien können die Taxipreise die Übernachtungskosten leicht übertreffen. Die Generation Y stellt einen noch wenig erschlossenen Markt dar, der sich von den aktuellen Billigangeboten kaum locken lässt und stattdessen eher nach "sexy" Produkten wie dem CitizenM am Schiphol Airport sucht. Statt zu versuchen, mit Budget-Angeboten Marktanteile von unabhängigen Hotels und Bed & Breakfast-Anbietern zu erobern, gäbe es auch die Möglichkeit, solche Gästehäuser zu vermarkten. / Guy Dittrich

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"claudebot","accept":"*/*","x-forwarded-for":"3.129.247.196","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"3.129.247.196","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1