Ewiges Werben ITB Hospitality Day über junge Reisende Sie sind schwer zu greifen

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ITB Hospitality Day über junge Reisende: Sie sind schwer zu greifen

Beweis für den Boom: Die Talkrunde über junge Reisende war mit über 500 Zuhörern  diebestbesuchte des ITB Hospitality Day 2013.

Berlin. War in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein Interrail-Trip das ultimative Reiseerlebnis für Teens und Twens aus Europa, so bieten Billigflüge und Hostels, Jugendreise-Veranstalter und geöffnete Grenzen ihnen heute eine Vielzahl noch aufregenderer Perspektiven. Was aber wollen die jungen Reisenden wirklich, wie stellt man sich auf sie ein und was können Hotels dabei von Hostels lernen? Eine Diskussionsrunde beim 8. "ITB Hospitality Day" in Berlin letzte Woche gab einige Antworten.

Die Vielfalt an Destinationen, in denen junge Touristen unterwegs sind, wächst und wächst. Spitzenreiter ausserhalb Europas sind nach wie vor die USA, aber auch Südamerika, die Karibik, Südostasien, Australien, China, Japan oder Afrika stehen hoch im Kurs. Junge Touristen übernachten dabei häufig in Hostels. Greg Richards, Professor an der Tilburg University, stellte daher in Berlin jüngste Ergebnisse zu dieser Unterkunftsart und ihren Gästen aus der neuen globalen WYSE-Studie "New Horizons" der WYSE Travel Confederation vor.

Kern-Zielgruppe der Hostels sind die 20- bis 25jährigen. Junge Gäste lassen bei ihren Trips überdurchschnittlich viel Geld in Beherbergungsbetrieben. "Das kommt vor allem daher, dass sie länger reisen als andere", erklärte Richards. Die Zahl der Hostels wächst rapide. In 2014 gehen laut Untersuchung 262 neue Hostels an den Start. Dies bedeutet ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Spitzenreiter unter den Neueröffnungen sind Spanien und Brasilien mit 18 bzw. 17 Häusern, gefolgt von den USA, Peru, Malaysia, Grossbritannien, Argentinien, Kolumbien, Italien und Thailand.

Entgegen der Annahme der Hostel-Betreiber, dass für die jungen Gäste die Lage des Hostels das entscheidende Buchungskriterium sei, entscheiden diese vor allem über den Preis, gefolgt von der Qualität bzw. dem Ruf des Hauses. Wichtig auf der Homepage sind für die Trip-Planer Infos über die Destination, Infos durch dritte Anbieter sowie Reiseberichte. "Dies stärkt die Bedeutung der externen Online Travel Agents", so Richards.

Es diskutierten: der Student Hilmar zum Buttel, CarlMichel von Generator Hostels, Dirk Föste von ruf Reisen, David Chapman von WYSE Travel Confederation und Greg Richards von der University of Tilburg.Fotos: map

Backpacker und Flashpacker

Unter die jungen Hostel-Gäste mischen sich rund 40 Prozent Business-Gäste sowie viele junggebliebene Alte. "Der junge Reisende wird immer älter. In dem Hostel, in dem ich hier in Berlin wohne, sind die meisten Gäste so alt wie ich", so der Experte auf der ITB. Neben den klassischen Backpackern übernachteten Menschen in Hostels, die Richards als "Flashpacker" bezeichnet: Reisende, die eine lokale Beziehung bevorzugten, aber eigentlich auch genügend Geld für eine andere Unterkunft hätten.

Was schätzen junge Reisende an Hostels so besonders? Carl Michel, CEO der Generator Hostels, lieferte einige Antworten: "Hostels bieten ein experimentelles Umfeld", sagte er. Soziale Interaktion, Kommunikation mit anderen Nationalitäten, dafür sei ein Hostel die Basis. "Es ist nicht so wichtig, wie weich das Handtuch im Hostel ist, sondern wen Du dort getroffen hast." Besonderen Wert bei der Ausstattung lege man auf die öffentlichen Bereiche inklusive ihrer Entspannungsmöglichkeiten. Soft-Kriterien wie Informationen über mögliche Erlebnisse seien wichtig. Bei Generator fänden auch in den Häusern viele Veranstaltungen statt, z.B. mit Künstlern oder DJs. "Die sozialen Erlebnisse wurden von Gastgebern lange vernachlässigt," ergänzte auch Greg Richards. "Junge Leute sparen für Erlebnisse. Sie geben 25 Euro im Hostel aus und 80 für einen Bungee-Sprung." Trotzdem: Daneben dürfe die Hardware nicht vernachlässigt werden, gab Carl Michel zu bedenken. "Wir investieren zunehmend in Design. Die jungen Gäste wollen nicht nur ein Bett."

Geführte Jugendreisen im Wandel

Auf Reisen für Jugendliche, die nicht mehr mit den Eltern, aber auch nicht alleine unterwegs sein wollen oder dürfen, hat sich Ruf Jugendreisen spezialisiert. 80.000 junge Menschen zwischen 10 und 30 Jahren reisen in jedem Jahr mit diesem Veranstalter. Kern-Zielgruppe der Ruf-Gäste ist die Altersklasse zwischen 14 und 18 Jahren. Die Ruf-Reisen definiert Marketingleiter Dirk Föste als Gruppenreisen mit Betreuung und geplanten Erlebnissen.

Häufig stimmten allerdings die Vorstellungen der Jugendlichen nicht mit denen der Eltern überein, deshalb führe das Unternehmen jährlich eine gross angelegte Umfrage mit mehr als 100 Fragen bei mehr als 5.000 Jugendlichen durch. "Wir sehen uns ausserdem erfolgreiche Reisemodelle für Erwachsene an und brechen sie auf die jungen Reisenden herunter," erklärte Föste. So entstand beispielsweise ein Club-Konzept für Kinder. Oder das Frühstück ab 11 Uhr für Jugendliche, die abends Partys feierten. "Im Internet-Zeitalter verändern sich die Wünsche ständig. Die Kommunikation ist digital", so Föste, Reisen sei ein soziales Event. Der Austausch darüber starte schon lange vor der Reise, indem die Jugendlichen Gruppen im Netz bildeten.

Was erwarten junge Reisende von einer Website? Die Grafiken zeigen die Prioriäten.Quelle: WYSETC

Wie wichtig sind
Marken und Loyalität?

Doch wie ist es bei den Youngstern um die Markenloyalität bestellt? "Junge Menschen haben durchaus Interesse an Marken. Das zeigt sich u.a. auf ihren Facebook-Seiten. Dort haben sie im Schnitt 25 Marken, die sie mögen", sagte Michel von Generator Hostels. "Wenn diese Zielgruppe von der Anreise bis zur Abreise gut behandelt wird, entwickelt sie auch Markentreue."

David Chapman, Chairman of the Board der World Youth Students & Education Travel Confederation, glaubt ebenfalls an das Marken-Bewusstsein der jungen Gäste. "Der Preis ist das stärkste Argument, dann schauen auch sie nach einer Marke, die sie wiedererkennen", erklärte er.

Anders Hilmar zum Buttel, Student in Bad Honnef und einziger Vertreter der besprochenen Zielgruppe auf dem Podium. Er plane seine Reisen über Facebook, wichtiger als Marken seien ihm daher Empfehlungen durch Freunde. Föste von Ruf Reisen mahnte sofort: "Jede Marke hat es sehr schwer, junge Menschen zu binden, weil sie sich so schnell verändern. Jüngere Leute bis 16 wechseln ihren Geschmack jedes Jahr. Ein 16jähriger möchte nichts mehr mit dem Menschen zu tun haben, der er im Jahr zuvor war. Man muss diese Zielgruppe immer wieder neu anwerben." In der Praxis bedeute dies, dass sich die Marke mit dem Kunden wandeln müsse. Traditionell veränderten sich Marken aber nicht. Deshalb hätten manche Marken-Unternehmen heute schon 25 verschiedenen Logos für ein Produkt.

Grosser Markt für Hotels und Hostels

Die Diskussionsrunde zeigte auch, dass der Übergang der Reisenden vom Hostel zum Hotel und zurück fliessend ist. Chapman: "Produkte, die jungen Reisenden geboten werden, ziehen auch ältere Menschen an, die sich das Backpacking-Erlebnis wünschen. Und zum Buttel, der die Praktikumsphase seines Studiums bei Kempinski verbrachte, wurde nicht müde, die Vorteile dieses Unternehmens als Arbeitgeber und Gast anzupreisen. Hostels kenne er zwar als Studieninhalt und habe durchaus schon einmal darin genächtigt, dank der Mitarbeiter-Vergünstigungen bei Kempinski logiere er aber bevorzugt in den Luxushotels dieser Kette. Den Switch zwischen Kempinski und Hostels bezeichnete Carl Michel als nicht ungewöhnlich. "Wir modifizieren unsere Hostels auch aus diesem Grund ständig", erklärte er. / Susanne Stauss

Das YouTube-Video zu dieser Talkrunde des ITB Hospitality Day 2013 in voller Länge – Klicken Sie hier

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