Fehlentscheidungen dokumentiert Der Hotel Investor Jörg Haas und sein Protokoll über das Hilfen Desaster

Fehlentscheidungen dokumentiert

Der Hotel-Investor Jörg Haas und sein Protokoll über das Hilfen-Desaster

Diese Brücke hilft, Abgründe zu überbrücken. Finanzbrücken verspricht der Staat derzeit auch der Hotellerie - aber er lässt grosse Unternehmensgruppen abstürzen.Foto: unsplash c j lamb

Bonn. Über den Jahreswechsel hat Dr. Jörg Haas dokumentiert, wie im Jahr 2020 aus den budgetierten 5 Millionen Euro Gewinn unverschuldet 16 Millionen Verlust wurden. Die Hotel- und Gastronomie-Betriebe des Unternehmers aus Bonn gehören, wie viele andere auch, zu den "vergessenen" grossen verbundenen Unternehmensgruppen. Seine Invite Group hat die allermeisten Finanzhilfen nicht bekommen – entgegen der Versprechen jener Politiker, die jeden Abend im Fernsehen ihren Show-Auftritt haben.

Bekannt wurde Haas als Investor des Grand Kameha Bonn. Trotz Enttäuschungen investierte er weiter in die Hotellerie. Jörg Haas hat sich mit der Invite Group, Bonn, inzwischen eine hochwertige Gruppe aus 5 Hotels, 12 Gastronomiebetrieben, 2 Konferenzzentren und 5 Fitnessstudios aufgebaut. "Als Unternehmer kritisiere ich diese Ankündigungspolitik der Politiker über gigantische Corona-Hilfen, denen im Kleingedruckten dann jegliche Substanz entzogen wird.", sagt der Mann, der sein Geld in der IT-Branche verdiente und danach seine Leidenschaft für die Hospitality-Branche entdeckte. "Ich mag diese Branche, unsere Unternehmen erzielen keine Mega-Gewinne, aber konstant gutes Geld."

Sein Büro befindet sich immer noch neben dem Lifestyle- und Design-Hotel Grand Kameha Bonn, das als unkonventionelles Convention-Hotel direkt am Rhein 2009 Furore machte. Zu seinen namhaften Hotels gehört das Bonn Marriott Hotel am World Conference Center Bonn wie auch die feinen, kleinen Perlen mit peppigem Lifestyle in eher ländlichen Destinationen, das Klosterhotel Marienhöh zwischen Mosel und Hunsrück und das neue, mit urbanem Chic versehene Hotel Papa Rhein in Bingen am Rhein. Im Paznaun in Tirol, Österreich, schuf er das Chalet-Hotel Bergwiesenglück.

Dr. Jörg Haas: Die Hospitality-Branche erfüllt eine grosse gesellschaftliche Aufgabe.Foto: Foto Barbara Frommann

Über die BonnVisio Gruppe erbaut und finanziert Jörg Haas zusammen mit Rüdiger Wilbert die Immobilien und mit der Invite Group betreibt er in diesen Gebäuden die Hotels, Gastronomien und Freizeiteinrichtungen. Gleichzeitig managt der promovierte Wirtschaftsinformatiker mit seinen Partnern 12 B2B Cloud-Software-Unternehmen. Sein Blick auf die aktuelle politische Situation und ihre Folgen in der Hotellerie und Gastronomie ist also nicht einseitig. Summarisch empfindet er als Hotel-Unternehmer die aktuellen Massnahmen aus Berlin als methodisch schlecht gemacht, ungerecht konzipiert und verfassungsrechtlich angreifbar.

Politik ignoriert 2,4 Millionen Arbeitsplätze

"Ich habe deshalb zwischen Weihnachten und Silvester das ganze Drama der Corona-bedingten Finanzhilfen sachorientiert aufgeschrieben," berichtet er. "Und es ist als diversifizierter Unternehmer und Investor sicherlich leichter, auch seine eigenen Zahlen zu veröffentlichen als es wahrscheinlich einem rein hotel-abhängigen Unternehmer fällt", sagt er verständnisvoll mit Blick auf die vielen Hotel-Unternehmer, die bisher geschwiegen haben.

Im anhängenden Erfahrungsbericht legt Jörg Haas seine Unternehmenszahlen offen und erläutert, welche Anträge auf Finanzhilfen abgelehnt wurden und so den Verlust- und Schuldenberg – unverschuldet – wachsen liessen. Der zurückhaltende Unternehmer, von dem man öffentlich nur selten hört, kann jetzt nicht mehr anders. Er ist fassungslos über die Diskrepanz der öffentlichen gigantomanischen Hilfe-Versprechungen und dem Totalversagen bei der operativen Umsetzung der Corona-Hilfe-Politik: "Die Politik hat, entgegen aller grossspurigen Ankündigungen, die Hotel-, Gastronomie- und Freizeit-Branche, insbesondere die grösseren Gruppen, in der Hilfe-Politik weitgehend negiert. Die öffentliche Wahrnehmung war der Politik wichtig, nicht aber die mittelständischen Hotel- und Gastronomie-Gruppen. Wer aber 2,4 Millionen Beschäftigte ignoriert, ist nicht nur arrogant – er wird es auch an Wählerstimmen merken", ärgert er sich.

"Wer von diesen beamteten Politikern, die jeden Monat wie von Geisterhand ihr Gehalt auf das Konto überwiesen bekommen, hat verstanden, wie unglaublich anspruchsvoll allein der Job eines Chefkochs ist, wie viel Energie Servicekräfte zur Zufriedenheit ihrer Gäste aufbringen?"

Papa Rhein am Vater Rhein in Bingen, das jüngste Hotel der Invite Group.Foto: HW Partners

"Mit meinem Erfahrungsbericht in Zahlen & Fakten will ich der Branche helfen und die Fehler der Corona-bedingten Hilfen transparent machen sowie konstruktive und konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreiten", so sein Resümee. Er verweist auf den beeindruckenden, aber unterschätzten Stellenwert von Hotellerie und Gastronomie: "Die Hospitality-Branche mit all ihren Hotels, Restaurants, Bars, Cafés ist eine soziale Institution. Sie erfüllt eine grosse gesellschaftliche Aufgabe: Sie ermöglicht soziale Kontakte und erzeugt persönliche Zufriedenheit. Und Zufriedenheit ist der Kitt jeder Gesellschaft!"

Der Hospitality-Mix ist system-relevant

Und wie ist Jörg Haas, selbst Eigentümer, in diesen schwierigen Zeiten das heftig debattierte Thema Pachten mit seinen eigenen Pächtern angegangen? "Wir haben zunächst Pachtstundungen zugestanden, sind aber dann zu einer 50:50-Regelung übergegangen. Ich möchte, dass meine Pächter überleben. Ich kann mir einen solchen Deal glücklicherweise auch finanziell erlauben. Aber ich tue es auch gerne. Weil Hotels, Restaurants, Bars und Cafés Treffpunkte sind, Orte der Kommunikation, des Miteinanders… Dieser Mix muss erhalten bleiben, es ist system-relevante Infrastruktur!"

Wie sieht er die Entwicklung in den Städten und in der Stadt- und Geschäftshotellerie? In diesem Punkt ist er überzeugt davon, dass sich die Hotel-Kapazitäten um ein Viertel reduzieren werden. Als noch katastrophaler schätzt er aber die Zukunft der Innenstädte ein – illustriert durch die jüngste Fehlentscheidung der deutschen Regierung: "Die Woche vor Weihnachten ist eine der wichtigsten Shopping-Wochen im Jahr. Die Geschäfte mussten mit einem Vorlauf von nur zwei Tagen in der vierten Adventswoche schliessen. Die Schliessung vom 16.12. bis 19.12. des Einzelhandels war unverhältnismässig und ein nicht mehr gut zu machender Bärendienst für die Innenstädte. Alle Geschäfte in diesem Zeitfenster zu schliessen, ist der grösste Kollateralschaden, den man anrichten kann", spricht Jörg Haas Klartext.

Lesen Sie im anhängenden PDF das Protokoll des Covid-19 Finanzhilfen-Dramas der Invite Group. / map

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