Heiss begehrt und hart herausgefordert Top Speaker des HITT 2019 loben Hospitality aber Mut zu Extremen bitte

Heiss begehrt und hart herausgefordert

Top-Speaker des HITT 2019 loben Hospitality, aber: Mut zu Extremen bitte

Und die nächste Frage bitte: Das Mikrofon, verpackt im grünen Schaumwürfel, fliegt während der grossen Diskussionsrunde am Nachmittag ständig durch den Raum.Foto: HI

Berlin. Das Spannungsfeld der Digitalisierung liegt, bildlich gesprochen, genau zwischen dem knallroten Sonnenuntergang und den heftigen Gewitter-Blitzen, die das Get-Together zum 2. HospitalityInside Think Tank am Sonntagabend in Berlin beendeten. Auf dem Seminarschiff am Montag, das acht Stunden lang über die Havel glitt, kam dann alles ins Fliessen: Die Top-Speaker ermunterten die Branche, Hotellerie neu zu denken, loszulassen von alten Mustern, zu experimentieren und sich Extreme zuzutrauen. Alle hatten – erfolgreiche – Beispiele aus der ganzen Welt im Gepäck, ganz gleich ob es um Märkte, Retail, HR oder die globale Einordnung der Branche in der digitalen Welt ging. Ein lebendiger, intensiver Tag voller Pragmatismus und Spass mit einem fliegenden Mikrofon.

Mit 50 Gästen an Bord legte der HITT in Berlin-Spandau ab, ein idealer Zirkel für inspirierende Gespräche und neue Impulse. Die nachfolgenden Zitate geben einen Einblick, wie weit und bunt das HITT-Thema "Digitalisation: the new value creator" gefasst war. Summa summarum ordneten sich die vielen Puzzlesteine zu einer neuen, relativ stringenten Perspektive und einem klaren Auftrag an die Branche: Denkt quer, lasst los und traut Euch! Ihr habt ein Riesen-Potential, Ihr wisst es nur nicht…

Deshalb müssen Hospitality-Leader von anderen lernen. Der absolute Motivationsschub kam von dem Retail-Experten Dr. Marc Schumacher. Nachdem sich die Teilnehmer des 1. HITT für dieses Jahr einen Impulsgeber aus der Retail-Branche gewünscht hatten, weil sie deren digitalen Fortschritt bewundern, drehte Schumacher den Spiess um: "Was kann Hospitality von Retail lernen? Nichts. – Was kann Retail von Hospitality lernen: Alles! … Sie [die Hoteliers] verkaufen etwas, das nicht reproduziert werden kann". Und weiter: "Sie sitzen auf einem der wertvollsten Assets der Zukunft!" Damit spielte er auf die vorhandenen physischen Räume in Hotels an, und auf die Tatsache, dass die Kunden hier unweigerlich irgendwann vor Ort erscheinen. Deshalb werden sie für andere Branchen künftig zum heissbegehrten Showroom werden.

Das Schiff holt die Teilnehmer in Spandau ab.Konstruktiv-kritische Teilnehmer in Aktion...

Das Schiff holt die Teilnehmer in Spandau ab.Konstruktiv-kritische Teilnehmer in Aktion...

Der Turnaround im eigenen Kopf

Alle Speaker machten deutlich, dass die Hotellerie sich ihrer Werte nicht bewusst ist. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass sie selbst nur den eigenen Konkurrenz- und Kostendruck in ihrem Mikromarkt sieht. Digitalisierung greift aber keine Mikromärkte an, sondern zerstört tief verkrustete Unternehmensstrukturen. Künftige Wertschöpfung lebt vom Blick über den Tellerrand und vom Turnaround im eigenen Kopf. Chancen zu erkennen, ist die Haupt-Herausforderung für Führungskräfte, z.B. bei Künstlicher Intelligenz. Holger Greif und Nicolas Mayer, die Digital- und Hospitality-Experten von PwC Zürich, formulierten es krass: "Manager müssen mit KI umgehen können oder sie werden durch solche ersetzt, die es können".

"Von 10 Unternehmen weltweit zeigen sich derzeit nur 5 digital entschlossen", fügte Bill Kanarick hinzu – ein amerikansicher Digital-Entrepreneur, der eine weltweit agierende Werbeagentur von konservativ auf digital-innovativ trimmte und heute sein Wissen als Partner bei EY Boston einbringt. Das tröstete die Hoteliers im Boot – aber nur kurz. Denn die Herausforderung kommt von einer ganz anderen Seite: "Der neue Kunde ist überstimuliert, chaotisch und unstrukturiert". Deshalb will und wird er künftig "geführt" und "verführt" werden – mit passgenauen Angeboten und Erlebnissen – aber das bitte im Extrem! Nur dann ist er bereit, Geld auszugeben.

Das kann so aussehen: Ein Sportschuh-Hersteller will seinen neuen Basketball-Schuh vermarkten. Dazu mietet er einen leeren Raum und nagelt rundherum ein einziges Regalbrett an die Wand. Darauf stehen die neuen Sportschuhe in Reih und Glied. Das Brett aber ist in immenser Höhe befestigt – so weit oben, dass nur durchtrainierte, sprungstarke Basketball-Spieler die Schuhe runterholen und kaufen können. Wow! Der Laden ist ein Hit, die PR gesichert, der Produkt-Verkauf ein Kinderspiel…

Hautnah an den Speakern, rechts sitzend Bill Kanarick von EY. Lernen von anderen: Das kann auch Spass machen. 

Hautnah an den Speakern, rechts sitzend Bill Kanarick von EY. Lernen von anderen: Das kann auch Spass machen. 

Die Power der Jugend nutzen

Wie entstehen solche Ideen? Im offenen Team, in dem jeder seine Rolle hat. Catherine Gaudry, Group Head Talent and Transformation bei der Werbeagentur Scholz & Friends in Berlin, appelliert an die konservativen HR-Chefs der Hotellerie: "Engagieren Sie Herausforderungen! Schenken Sie jenen Bewerbern mehr Aufmerksamkeit, die ein verrücktes Hobby haben – z.B. drei Jahre mit dem Tuk Tuk unterwegs waren…" Sie ermunterte die Hoteliers, die Power der Jugend und Junggebliebenen zu nutzen: "Wer zwei bis drei Jahre bleibt, bringt maximalen Output. Innovative Unternehmen können niemand gebrauchen, der 10 Jahre bleibt".

Der 2. HITT zeigte den Teilnehmern Wege und Möglichkeiten für die eigenen Konzepte auf, der pragmatische Touch des Tages inspirierte alle. In der abschliessenden grossen Diskussion im spontanen Stuhlkreis flog das Mikrofon nur so hin und her – verpackt in einem grünen Schaumwürfel. Der brachte Bewegung in die Runde und in die Köpfe.

Genau wie im Vorjahr diskutierte die Runde hochkonzentriert bis zur allerletzten Minute – sicherlich auch motiviert von dem ganz besonderen Spirit dieses friedlich dahingleitenden Solar-Schiffes, vor dessen Fenstern sich die Landschaft permanent veränderte, so wie in der aktuellen digitalen Diskussion. Für die Top-Manager an Bord war es ein Tag der Entschleunigung, begleitet von viel Sonnenschein bis kurz vor Schluss, als ein heftiger Regenschauer einsetzte – und die HITT-Gäste wieder zurückholte in die Wechselbäder des Lebens. / map

HITT Community 2019: Einige waren schon wieder Richtung Flughafen unterwegs.Foto: HI ostwestfotoTransparent: Auch die Sponsoren teilen ihr Knowhow mit den HITT-Teilnehmern.

HITT Community 2019: Einige waren schon wieder Richtung Flughafen unterwegs.Foto: HI ostwestfotoTransparent: Auch die Sponsoren teilen ihr Knowhow mit den HITT-Teilnehmern.


Bis nächsten Freitag
selektieren wir in Ruhe unsere 1.500 Fotos und Videos, die dann auf unserer Seite 1 einen Hauch dieses ungewöhnlichen Tages vermitteln. Weitere Artikel über die Themen und Diskussionen des Think Tanks werden in den nächsten Ausgaben des hospitalityInside-Magazins erscheinen.

HospitalityInside bedankt sich herzlichst bei allen Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden, ebenso natürlich bei den hochkarätigen, international erfahrenen Rednern für dieses offene Miteinander, für einen Tag der klaren Worte und inspirierender Impulse!
Wir bedanken uns ebenso herzlich bei den Sponsoren Sabre Hospitality, Accor, Drees & Sommer und Expo Real, die dieses besondere Event und das Content-fokussierte Format des HITT zum zweiten Mal unterstützten.


Save the date! Der nächste HITT findet am 21./22. Juni 2020 in Berlin statt.
Alle künftigen Updates finden Sie unter www.hitt.world.


AUSGEWÄHLTE STATEMENTS aus den Impulsvorträgen:

• Ab 2020 werden 30% des Browsing nicht über Screen stattfinden, sondern über Voice.
• Shopping war bisher ein Logistik-Zentrum.
• 2022 werden 25% der US-Malls geschlossen haben.
• Amazon ist kein Retail.
• Bei Amazon gibt es 1-Click-Bestellungen, bei anderen wird eine Rechnung 16x angefasst.
• Wir erleben "The Renaissance of the Tangible", die Renaissance des Greifbaren.
• Merchandising wird zur Bühne. Produkte erlebt man in Showrooms. Die Menschen werden Eintritt dafür zahlen, diese Räume erleben zu dürfen.
• Die Physical Spaces kommen zurück. Das ist Ihr Glück!
• Was kann Hospitality von Retail lernen? Nichts. – Was kann Retail von Hospitality lernen: Alles! Sie [die Hoteliers] verkaufen etwas, das nicht reproduziert werden kann.
• Sie sitzen auf einem der wertvollsten Assets der Zukunft!
• Die Hotellerie ist nicht bereit, für Talente zu zahlen. Sie wird fundamental mehr zahlen müssen – oder ich nehme mir Ihre Talente.
• Engagieren Sie Herausforderungen!
• Schenken Sie jenen Bewerbern mehr Aufmerksamkeit, die ein verrücktes Hobby haben – z.B. drei Jahre mit dem Tuk Tuk unterwegs waren.
• Wer zwei bis drei Jahre bleibt, bringt maximalen Output. Innovative Unternehmen können niemand gebrauchen, der 10 Jahre bleibt.
• Der CEO von Netflix sagte: Unser grösster Wettbewerber ist der Schlaf!
• Von 10 Unternehmen weltweit zeigen sich nur 5 digital entschlossen.
• Der neue Kunde ist überstimuliert, chaotisch und unstrukturiert.
• Niemand ist unverwundbar, niemand ist zu gross, um zu versagen.
• A fool with a tool remains a fool.
• Es ist niemals zu spät.

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