Hotelgruppen schreien SOS Die Regierung lässt die Branche verrecken 8 deutsche Ketten nennen Zahlen
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Hotelgruppen schreien SOS

Die Regierung lässt die Branche verrecken: 8 deutsche Ketten nennen Zahlen

Die Regierung verspricht finanzielle Rettungsringe, aber sie kommen bei den Ertrinkenden nicht an.Foto: blake cheek unsplash

Köln. Die Hotellerie in der DACH-Region ächzt unter dem permanentem Lockdown und unzureichenden Corona-Hilfsgeldern. Jetzt platzt den Hotelgruppen der Kragen. Dorint, Lindner, H-Hotels, Leonardo, Dormero, Centro, GSH-Group und Althoff Hotels nannten gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz Zahlen und Fakten. Hoffentlich ist es nicht zu spät.

Als Runde aus Kollegen sogenannter verbundener Unternehmen erhoben sie bei einer Pressekonferenz im Dorint Hotel Köln ihre Stimmen und legten ein Forderungspapier mit Lösungsvorschlägen für die Rettung der Nicht-KMUs an das Merkel-Kabinett vor.

Unter dem Titel "An den Beckenrand geschwommen und doch abgesoffen" fordern die Vertreter der Hotelgesellschaften konkret mehr Unterstützung und sinnvolle Massnahmen für ihre verbundenen Unternehmen. Ein vom Dorint-Aufsichtsratsvorsitzenden Dirk Iserlohe vorgetragener Vorschlag lautet: Man müsse im §§ 65 des Infektionsschutzgesetzes den §§ 28 a aufnehmen. Somit sei gewährleistet, dass für Vermögensnachteile durch die Pandemie ausreichend Entschädigung fliessen müsste.

Dirk Iserlohe: Dorint hat die erweitere Dezemberhilfe bis heute noch nicht bekommen.Foto: Dorint Hotels

Druck auf Merkel: Neue Vorschläge
für die Hilfen

Sollte dies nicht möglich sein, müsste der Zeitraum der erweiterten November- und Dezemberhilfen ausgedehnt werden. Heisst: 75% der Vergleichsumsätze zum entsprechenden Monat in 2019 sollten nicht nur für November und Dezember 2020, sondern auch für den Zeitraum des ersten Lockdowns vom 18. März bis 31. Mai 2020 bezahlt werden. Zudem fordert Iserlohe, dass die Überbrückungshilfe III bei Übernahme von 90% der Kosten bis zum Ende der Pandemie gilt und dafür weder ein monatliches noch ein totales Limit gilt.

Die Gruppe der rund 300 verbundenen Hotel-Unternehmen beschäftigt in Deutschland 210.000 Arbeitnehmer und machte 2019 einen Umsatz in Höhe von 25,6 Milliarden Euro. Es könne nicht sein, so Iserlohe, dass eine Branche derartig im Stich gelassen werde, die unverschuldet zum Nichtstun verdammt sei, während es durchaus viele Krisengewinner sowie Unternehmen gebe, die kaum Einbrüche zu verzeichnen hätten und deren Steuergelder auch weiter sprudelten. Die Bundesregierung müsste diese dazu anmahnen, die Sonderopfer zu unterstützen.

Bis heute keine Dezemberhilfen

Dorint, so Iserlohe, erziele seit dem 2. Lockdown im November 2020 eine Durchschnittsbelegung von 6%. Bis Ende Juni 2021 werde das Unternehmen auf 56 Millionen Euro pandemiebedingter Schulden sitzen bleiben. "Wir haben bis heute die erweiterte Dezemberhilfe nicht erhalten", so Iserlohe und zeigte am Beispiel des Einzel-Unternehmens Nassauer Hof in Wiesbaden auf, dass derartige Betriebe 80% ihrer Kosten erstattet bekämen, verbundene Unternehmen stattdessen keine 40%.

"Das Förderprogramm degeneriert zu Almosen. Je grösser das Unternehmen desto grösser die Gefahr der Insolvenz," so Iserlohe. Die Vertreter der mittelständischen Hotelgruppen hätten zudem seit Beginn der Pandemie bereits über 250 Millionen Euro in zusätzliche Hygiene-Massnahmen investiert. "Das steht im krassen Widerspruch zur Belohnung", monierte Lindner Hotels-CEO Otto Lindner: "Wir waren schon zuvor bei der Hygiene gut aufgestellt und trotz allem sind wir seit sechs Monaten geschlossen. Wir haben geliefert und wurden dafür bestraft."

Wolfgang Kubicki:  Insolvenzen müssen weiter verhindert werden!

Unterstützung von der FDP

Der virtuell zugeschaltete FPD-Politiker Wolfgang Kubicki attestierte: "Es gibt kaum einen Bereich, der stärker von den Einschränkungen betroffen ist als der Hotel- und Gastrobereich. Deshalb ist es ein Gebot der Stunde, die Verluste auszugleichen. Es wäre besser gewesen, die Hilfen über die Finanzämter zu regeln als über Steuerberater. Es darf keine Begrenzung der Entschädigungen geben, mir scheinen viele Novellierungen des Infektionsschutzgesetzes nicht mehr ganz klar zu sein."

Kubicki ergänzte zudem: "Es ist ein Akt der Gleichberechtigung, der Solidarität, die Kosten jedenfalls zu ersetzen, die dadurch entstehen, dass man sein Gewerbe nicht ausüben darf." Zudem müsse die Insolvenzantragspflicht für durch die Pandemie unverschuldet in Not geratene Unternehmen weiter ausgesetzt werden.

Maritim Hotels bekennen sich zur Not

Am Vortag dieser Pressekonferenz hatten bereits die Maritim Hotels aus Bad Salzuflen in einem Gespräch mit dpa auf die prekäre Lage der Branche und weitere angepeilte Notverkäufe des Unternehmens hingewiesen. Schon im Oktober 2020 hatte Maritim nach 15 Jahren den Pachtvertrag für sein Hotel in der Staufenbergstrasse in Berlin nicht mehr verlängert. Seit Januar 2021 wird das 505-Zimmer Hotel renoviert und soll 2022 als JW Marriott wieder eröffnen. Monika Gommolla, Inhaberin des Familien-Unternehmens Maritim, hatte in diesem Zusammenhang insbesondere die Krise der City-Hotels mit Schwerpunkt auf Tagungs- und Kongressgeschäft betont. Ein Segment, das während der vergangenen Jahrzehnte ein wichtiger USP für Maritim war.

Man habe in Pandemie-Zeiten einen Liquiditätsverlust von 140 Millionen Euro verkraften müssen, teilte Maritim mit. "Obwohl wir vor der Pandemie über hohe Liquiditätsreserven verfügten, müssen wir nun über Hotel-Notverkäufe unser Überleben sichern", so Gommolla. Weiter Einzelheiten zu diesen Verkäufen nannte sie nicht.

Maritim mit seinen weltweit rund 5000 Beschäftigten hat 40 Hotels, 29 davon im Inland mit 3000 Beschäftigten. Bereits im vergangenen Jahr habe der erste Lockdown mit fast 90% Umsatzausfall zu Buche geschlagen. Nach einer kurzen Erholungsphase im Sommer seien durch Beherbergungsverbote touristischer Gäste seit November 2020 wieder 90% Umsatzausfälle an fast allen Maritim-Hotelstandorten zu verzeichnen. An staatliche Hilfen seien bisher lediglich zwei Millionen Euro ausgezahlt worden. / Susanne Stauss

 

 

 

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