LESER-REISE / Der Druck wird grösser - Leser-Reise 'hospitality inside Dubai' analysierte auch Human Resources

Der Druck wird grösser

Leser-Reise "hospitality inside Dubai" analysierte auch Human Resources

Dubai. Dubai passt sich im Lebensstandard und damit auch in seinen Kosten schrittweise dem Niveau internationaler Metropolen an. Auch Hotelmitarbeiter werden so mit steigenden Mieten und Lebenshaltungskosten konfrontiert. Ihre Gehälter aber stagnieren seit Jahren. 99 Prozent des Arbeitsmarktes in Dubai sind "expat"-getrieben, d.h. die Stadt ist auf den Zuzug ausländischer Mitarbeiter angewiesen - angesichts der enormen Expansion mehr denn je! Ernüchterung erfasst deshalb auch immer stärker die Human Resources-Verantwortlichen in der Region. Anna-Maria Dreesen, bis vor kurzem Personal-Verantwortliche für die Kempinski Hotels im Mittleren Osten, und der Personalberater und Recruitment-Experte Ulrich Wilhelm von Konen-Lorenzen erläuterten den Teilnehmern der 1. Leser-Reise "hospitality inside Dubai" Anfang Mai die aktuelle Situation im Bereich Human Resources. Lesen auch Sie, was Ulrich Wilhelm, Leiter des arabischen Regionalbüros in Ajman der deutschen Personalberatungs- und Personalvermittlungsgesellschaft Konen-Lorenzen konkret zu sagen hat.

Herr Wilhelm, seit wann stagnieren die Gehälter in der Hotellerie und auf welchem Niveau?

Ulrich Wilhelm: In unseren Gesprächen mit international erfahrenen Executives and Senior Managern stellen wir immer wieder fest, dass sich die Gehälter für Führungspositionen in den letzten acht bis zehn Jahren am lokalen Markt nur unwesentlich verändert haben. Manager, die vor einigen Jahren im Mittleren Osten gearbeitet haben und nun über eine Rückkehr nachdenken, sind in der Regel überrascht, dass die Gehälter heute nahezu identisch sind mit denen ihres früheren Aufenthaltes in der Region.

Ulrich Wilhelm im Burj Al Arab.                Fotos: map 

Wie treibt die Mitarbeiter-Knappheit nun die Gehälter und/oder Benefits hoch? Was können Unternehmen tun, um Mitarbeiter zu halten?

Wilhelm: Seit einigen Monaten betreten neue Hotelfirmen den Markt, die ca. 20 bis 30% höhere Grundgehälter und grosszügigere Benefits anbieten. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Hotels, denen ein starkes Marken-Image  fehlt und die über die höheren Gehälter ihren Personalbedarf zu decken versuchen. Unserer Einschätzung nach ist die Zufriedenheit der entscheidende Faktor, um Mitarbeiter zu halten. Hier stehen neben einem offenen und positiven Betriebsklima interne Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ganz oben auf der Liste. Allerdings tun viele Unternehmen trotz aller Lippenbekenntnisse in diesem Bereich nach wie vor nicht genug.

Welche Leistungen sind in der Regel bei Gehältern in Dubai eingeschlossen?

Wilhelm: Neben dem Grundgehalt sind in der Regel folgende Leistungen in den Paketen enthalten: anteilige Umzugskosten, Unterbringung, Krankenversicherung und jährliche Heimflüge, Transportkostenzuschuss, Beiträge zum Schulgeld, Bonusregelung. Einige Arbeitgeber bieten eine Lebensversicherung und eine Rentenregelung an sowie die Möglichkeit, Anteile zu erwerben.

Zahlen die Unternehmen einen Währungsausgleich angesichts der hohen Inflationsrate von offiziell 10, inoffiziell 25% ?

Wilhelm: In der Hotellerie in der Regel nicht.

Wie hoch ist die Fluktuation in Dubai, wie hoch in den übrigen Emiraten bzw. arabischen Staaten?

Wilhelm: Über die Gesamt-Fluktuation liegen uns keine wirklich verlässlichen Zahlen vor, weil wir ausschliesslich im oberen Management-Bereich tätig sind.

Welche Branchen werben mit welchen Konditionen Mitarbeiter aus der Hotellerie ab?

Wilhelm: Wir beobachten seit einigen Jahren, dass verstärkt Mitarbeiter aus dem Bereich Marketing und PR von anderen Branchen abgeworben werden. Die Konditionen in der Hotellerie sind hier im Vergleich mit anderen Branchen nach wie vor nicht wettbewerbsfähig und qualifizierte Hotel-Mitarbeiter aus diesem Bereich sind besonders bei anderen Dienstleistungsunternehmen sehr begehrt: Mitarbeiter aus unserer Branche sind in der Regeln an unregelmässige Arbeitszeiten und Überstunden gewöhnt, sie sind sehr flexibel, dienstleistungsorientiert und verfügen zumeist über ein positives Auftreten uns gute Umgangsformen. Die Gehälter liegen nicht selten bei bis zu 100% über den Gehältern in der Hotellerie.

Wie hoch ist das Ausbildungsniveau arabischer Mitarbeiter einzuschätzen, welche Jobs akzeptieren Emiratis, welche nicht?

Wilhelm: Die Notwendigkeit und die Bereitschaft, sich zu qualifizieren, ist unserer Erfahrung nach oftmals geringer als bei Mitarbeitern anderer Herkunft. Aber wir beobachten einen wachsenden Anteil an Emiratis, die sehr ehrgeizig sind und sich konsequent weiterbilden. Bevorzugt sind Jobs, die mit einem eher hohen Mass an Prestige und Ansehen verbunden werden. Tabu sind Jobs, die mit dem Zubereiten oder Servieren von Alkohol und Schweinefleisch-Produkten zu tun haben.

In welchen Ebenen fehlen generell die meisten Mitarbeiter in der Hotellerie?

Wilhelm: Das ist für uns schwer einzuschätzen, da wir auf die Führungsebene fokussiert sind. Aber in unseren Gesprächen mit den Personalverantwortlichen klingt vermehrt durch, dass auch in den unteren Ebenen, im Bereich des Massen-Recruitments, die Luft dünn wird.

Wie wollen Hotels in Dubai künftig Mitarbeiter anlocken? Und wird man vor allem die benötigten Mengen an Mitarbeitern auch bekommen?

Wilhelm: Es gibt die unterschiedlichsten Pläne, diese enorme Herausforderung in der Zukunft zu meistern; beispielsweise das Anzapfen neuer Märkte für das Massen-Recruitment oder das Anpassen der Anforderungen. Allerdings konnte uns in unseren Gesprächen bislang niemand eine schlüssige und real umsetzbare Strategie präsentieren. Ein nicht zu unterschätzendes Problem, das aus dem enormen  Personalbedarf resultiert, ist darüber hinaus der Verlust an Service-Qualität, der in Dubai immer offensichtlicher wird.

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