Herr Wilhelm, seit wann stagnieren die Gehälter in der Hotellerie und auf welchem Niveau?
Ulrich Wilhelm: In unseren Gesprächen mit international erfahrenen Executives and Senior Managern stellen wir immer wieder fest, dass sich die Gehälter für Führungspositionen in den letzten acht bis zehn Jahren am lokalen Markt nur unwesentlich verändert haben. Manager, die vor einigen Jahren im Mittleren Osten gearbeitet haben und nun über eine Rückkehr nachdenken, sind in der Regel überrascht, dass die Gehälter heute nahezu identisch sind mit denen ihres früheren Aufenthaltes in der Region.
Wilhelm: Seit einigen Monaten betreten neue Hotelfirmen den Markt, die ca. 20 bis 30% höhere Grundgehälter und grosszügigere Benefits anbieten. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Hotels, denen ein starkes Marken-Image fehlt und die über die höheren Gehälter ihren Personalbedarf zu decken versuchen. Unserer Einschätzung nach ist die Zufriedenheit der entscheidende Faktor, um Mitarbeiter zu halten. Hier stehen neben einem offenen und positiven Betriebsklima interne Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ganz oben auf der Liste. Allerdings tun viele Unternehmen trotz aller Lippenbekenntnisse in diesem Bereich nach wie vor nicht genug.
Welche Leistungen sind in der Regel bei Gehältern in Dubai eingeschlossen?
Wilhelm: Neben dem Grundgehalt sind in der Regel folgende Leistungen in den Paketen enthalten: anteilige Umzugskosten, Unterbringung, Krankenversicherung und jährliche Heimflüge, Transportkostenzuschuss, Beiträge zum Schulgeld, Bonusregelung. Einige Arbeitgeber bieten eine Lebensversicherung und eine Rentenregelung an sowie die Möglichkeit, Anteile zu erwerben.
Zahlen die Unternehmen einen Währungsausgleich angesichts der hohen Inflationsrate von offiziell 10, inoffiziell 25% ?
Wilhelm: In der Hotellerie in der Regel nicht.
Wie hoch ist die Fluktuation in Dubai, wie hoch in den übrigen Emiraten bzw. arabischen Staaten?
Wilhelm: Über die Gesamt-Fluktuation liegen uns keine wirklich verlässlichen Zahlen vor, weil wir ausschliesslich im oberen Management-Bereich tätig sind.
Welche Branchen werben mit welchen Konditionen Mitarbeiter aus der Hotellerie ab?
Wilhelm: Wir beobachten seit einigen Jahren, dass verstärkt Mitarbeiter aus dem Bereich Marketing und PR von anderen Branchen abgeworben werden. Die Konditionen in der Hotellerie sind hier im Vergleich mit anderen Branchen nach wie vor nicht wettbewerbsfähig und qualifizierte Hotel-Mitarbeiter aus diesem Bereich sind besonders bei anderen Dienstleistungsunternehmen sehr begehrt: Mitarbeiter aus unserer Branche sind in der Regeln an unregelmässige Arbeitszeiten und Überstunden gewöhnt, sie sind sehr flexibel, dienstleistungsorientiert und verfügen zumeist über ein positives Auftreten uns gute Umgangsformen. Die Gehälter liegen nicht selten bei bis zu 100% über den Gehältern in der Hotellerie.
Wie hoch ist das Ausbildungsniveau arabischer Mitarbeiter einzuschätzen, welche Jobs akzeptieren Emiratis, welche nicht?
Wilhelm: Die Notwendigkeit und die Bereitschaft, sich zu qualifizieren, ist unserer Erfahrung nach oftmals geringer als bei Mitarbeitern anderer Herkunft. Aber wir beobachten einen wachsenden Anteil an Emiratis, die sehr ehrgeizig sind und sich konsequent weiterbilden. Bevorzugt sind Jobs, die mit einem eher hohen Mass an Prestige und Ansehen verbunden werden. Tabu sind Jobs, die mit dem Zubereiten oder Servieren von Alkohol und Schweinefleisch-Produkten zu tun haben.
In welchen Ebenen fehlen generell die meisten Mitarbeiter in der Hotellerie?
Wilhelm: Das ist für uns schwer einzuschätzen, da wir auf die Führungsebene fokussiert sind. Aber in unseren Gesprächen mit den Personalverantwortlichen klingt vermehrt durch, dass auch in den unteren Ebenen, im Bereich des Massen-Recruitments, die Luft dünn wird.
Wie wollen Hotels in Dubai künftig Mitarbeiter anlocken? Und wird man vor allem die benötigten Mengen an Mitarbeitern auch bekommen?
Wilhelm: Es gibt die unterschiedlichsten Pläne, diese enorme Herausforderung in der Zukunft zu meistern; beispielsweise das Anzapfen neuer Märkte für das Massen-Recruitment oder das Anpassen der Anforderungen. Allerdings konnte uns in unseren Gesprächen bislang niemand eine schlüssige und real umsetzbare Strategie präsentieren. Ein nicht zu unterschätzendes Problem, das aus dem enormen Personalbedarf resultiert, ist darüber hinaus der Verlust an Service-Qualität, der in Dubai immer offensichtlicher wird.
Der Druck wird grösser
Leser-Reise "hospitality inside Dubai" analysierte auch Human Resources
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Magnet für Araber
Dubai. "Destination Dubai" - in diesem Schlagwort schwingt Musik mit - vom Bohrlärm bis zur Hoteleröffnungsfanfare. Die Teilnehmer der ersten hospitalityInside-Leserreise unter dem Titel "hospitality inside Dubai" bewegten sich am ersten Tag der Reise zwischen den Gegensätzen der Boom-City am arabischen Golf: vom luxuriösen Harbour Hotel mitten in der Grossbaustelle von Dubai Marina in die künstliche Wintersport-Welt von Ski Dubai, von dort weiter zur Weltklasse-Architektur des Four Seasons Golf Club House, um dann in der Altstadt am Creek mit ihren Souks ein Gespür für die Vergangenheit zu bekommen und schliesslich entspannt schaukelnd bei einer Fine Dining Cruise auf dem Creek die Eindrücke zu verarbeiten. Den thematischen Einstieg in die Region bot Oliver Parche, stellvertretender Delegierter der Auslandshandelskammer in Dubai über den Boom von Dubai und die Fehleinschätzungen der Europäer.