München. Eine extreme Zeitverzögerung und Kostensteigerung veranlassen jetzt das Mandarin Oriental München, den 2014 angekündigten Ergänzungsbau mit Suiten und Residenzen auf der anderen Strassenseite einer anderen Nutzung zuzuführen. Das ist definitiv entschieden.
Christoph Mares, COO der Mandarin Oriental Group, erläuterte hospitalityInside.com am Mittwoch die Fakten zu einem Gerücht, das in München seit Ende 2021 kursiert.
Dazu ein kurzer Rückblick: 2014 gab die Gruppe bekannt, in die Erweiterung des Luxushotels in bester Lage Münchens 124 Millionen Euro zu investieren. Im Häuserblock gegenüber, das – bis vor kurzem –von einem mehrgeschossigen Parkhaus dominiert war, sollte ein neuer Multifunktionskomplex mit zwei getrennten Gebäuden entstehen: u.a. 51 Hotelzimmer ergänzend zu den 73 Zimmer im bestehenden Luxushotel, ferner ein eigenes Spa, 19 Residenzen, Gastronomie und Retail.
Der Beginn der Bauarbeiten war für 2018 geplant, die Fertigstellung für Ende 2020 erwartet. Diesen Zeitplan machte nicht nur das Corona-Virus zunichte, sondern auch die Verlagerung des Parkhauses in eine neu zu bauende Tiefgarage am Isartor; die Fertigstellung dieser "Ersatz-Garage" war eine Auflage der Stadt München vor dem Startschuss für den Umbau des künftigen zweiten Mandarin-Gebäudes.
Nur noch Residences und ein Spa?
Nun schreibt man das Jahr 2022 und die Bauarbeiten haben sich über vier Jahre gezogen. Das brachte auch eine Kostenexplosion mit sich, so dass das MOHG-Management laut Mares im Spätherbst letzten Jahres die Reissleine zog. Seitdem laufen mit der Stadt München Gespräche über eine Nutzungsänderung des angestrebten zweiten Gebäudes. "Als ideale Lösung sehen wir eine Erweiterung der Residence-Komponente an", sagt Christoph Mares. "Ohne ein Spa allerdings wäre diese nicht denkbar", fügt er hinzu.
Ob diese Residences als unabhängige Wohnungen verkauft werden, ob sie unter dem Brand Mandarin Oriental verkauft und/oder ggf. von der Hotelgruppe mitbetrieben werden, sei aktuell noch gänzlich offen, so der COO. Er erwartet eine finale Entscheidung im Herbst dieses Jahres. "Seit dem Planungsstart haben sich die Rahmenbedingungen verändert, deshalb müssen wir einer neuen Realität ins Auge sehen", sagt er ohne enttäuschten Unterton.
Das Mandarin Oriental München wird also nicht mehr Hotel-Zimmer bekommen. Corona und das Ausbleiben der internationalen Gäste haben die Münchner Hotels schwer getroffen, wenngleich Mares mit den Kennziffern des – während Corona neu renovierten – Luxushotels zufrieden ist: Von September bis Dezember 2021 erzielte General Manager Dominik Reiner eine Belegung von 60-70% und höhere Raten dank starker Suiten-Nachfrage.
Die MOHG-Gäste schätzen, so Mares, nach wie vor die ruhige und diskrete Lage des Luxushotels am Rande der Shopping-Luxusmeile Maximilianstrasse – weshalb Mandarin Oriental sich gar nicht vorstellen könnte, in ein Objekt wie den Königshof am Stachus einzuziehen – selbst nicht in deren Neubau… Das Luxushotel, das die bisherige Eigentümer-Familie Geisel jüngst verkauft, sorgt aktuell für den grössten Gespächsstoff in der Stadt; einen Betreiber hat die neue Eigentümer-Familie Inselkammer bislang noch nicht bekanntgegeben.
Schwieriges Quartal in China
Als chinesische Hotelgruppe mit dem Hauptsitz in Hongkong steht MOHG aktuell wieder vor einem schwierigen ersten Quartal, merkt Christoph Mares am Ende des Gespräches an. In China selbst stehe die Gruppe aktuell bei einer durchschnittlichen Belegung von 55-65%.
Die bevorstehenden Grossevents und der darauffolgende National People's Congress am 5. März / beides in Beijing) werden dem Hotel-Geschäft nicht weiter förderlich sein, ganz im Gegenteil: Die Null-Covid-Strategie der Chinesen, die beim ersten Corona-Fall in einem Viertel ganze Zonen oder gar Städte abriegelt, kommt einem Dauer-Lockdown gleich und unterbindet jede Mobilität. / map