Mit Downhill gehts rasant bergauf Bike Parks locken in Österreich bereits Hundertausende an Hotels profitieren
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Mit Downhill geht's rasant bergauf

Bike-Parks locken in Österreich bereits Hundertausende an - Hotels profitieren

Mit dem Skilift nach oben und dem Moutainbike nach unten: Bike-Parks in Österreich erfüllen Wünsche professionell.Foto: Stefan Voitl

Wien. Ursprünglich erfanden in Österreich die Lift-Betreiber Mountainbike-Trails und Downhill-Parks zur Belebung des Sommers. Heute profitieren alle davon, auch Hotels. Zwei Parks in Niederösterreich und im Salzburger Land belegen auch mit Zahlen, dass sich mit dem Ski-Lift, der im Sommer zum Bike-Shuttle mutiert, neue Zielgruppen und hunderttausende Touristen anlocken lassen. Über Family Trails wird sogar schon der Nachwuchs angesprochen.

Ein Biker macht noch keinen Sommer! So lautete das Resümee von Reto Gamper, Projektleiter von grischconsulta, dem Beratungsunternehmen, das in Innsbruck das "Tourismusforum der Alpenregionen 2019" organisierte. Er selbst bombardierte die Teilnehmer mit einer Fülle von Zahlen und machte klar: Arbeiten Lift-Betreiber im Winter nicht defizitär, dann spielen die Biker den Zusatzaufwand für sie im Sommer mehr als ein.

Damit die Betriebskosten-Rechung einer Seilbahn aufgeht, braucht es ausserhalb des Winters noch zusätzliche Bahn-Nutzer – vorwiegend Wanderer und/oder Biker. Seine Berechnung basierend auf der Destinationa Lenzerheide geht von 13.000 Bikern aus, von denen jeder bis zu 36 Euro für die Tageskarte berappt. Es funktioniert wirtschaftlich, weil im Sommer zusätzlich etwa gleich viele Wanderer die Bahn nutzen. Diese fahren allerdings maximal zwei Strecken, die Tageseinnahmen sind dadurch im Schnitt wesentlich geringer. Die Berechnung im Detail:

• Jährliche Kosten für eine geeignete 4er-Sesselbahn 270.000 €
• Kosten für Sommer-Betrieb 348.000 €
• Betriebsaufwand Bikepark 118.000 €
• Tageskarte Bikepark 36 €. Unter Berücksichtigung von Ermässigungen wird über die Saison mit Einnahmen pro Gast von 60% davon, also 21,60 Euro, kalkuliert.
• Bei 13.000 Eintritten Verkehrsertrag von 281.000 €
• In diesem Modell müssen für ein ausgeglichenes Ergebnis 175.000 € von anderen beförderten Personen hinzu kommen.

Downhill mit Mama und Papa: im 'Family Forest' des WexlTrails.Foto: Stefan Voitl

Gamper hatte sechs Parks im deutschsprachigen Raum analysiert, die Ergebnisse aber anonymisiert. Im Prinzip gelte: Je umfangreicher der Park, desto mehr Publikum. Wobei das nicht immer gleichbedeutend mit wirtschaftlichem Erfolg ist. Einen Ausreisser – Toperfolg trotz etwas weniger Trail-Kilometern – fand Gamper: Es braucht wenig Phantasie, unter dem anonymisierten "Park 4" jenen in Leogang im Salzburger Land zu vermuten. Dessen beeindruckende Zahlen: Seit der Bike-Park 2001 startete, stiegen die Sommer-Fahrten von 20.000 auf 361.000. Wobei letztes Jahr 187.000 Wanderer und 174.000 Biker für rund zwei Millionen Euro Umsatz sorgten.

Hotels an Bike-Parks verdienen mit

Wichtiger als die Bergbahn-Millionen ist aber der Nutzen für die touristischen Anbieter. "Jetzt können wir endlich auch für den Sommer investieren", hebt Friedl Herbst vom Hotel Riederalm in Leogang hervor. Die Gästezahlen im – allerdings längeren – Sommer erreichen fast die Höhe der Skisaison. Die Riederalm liegt direkt am Bikepark; so hat dessen Mitinitiator Herbst den Wandel hautnah erlebt. "Heute sind es immer mehr Familien. Wer damals als Freak am Parkplatz campiert hat, kommt heute mit der Frau und seinen Kindern". Während, so seine Beobachtung, die Partnerinnen lieber den neuen Thermalpool des Hauses samt Wellness nutzen, versuchen sich die Väter weiterhin am Adrenalin-Schub im Parcours und stecken so den Nachwuchs an. Der Kinderbereich sei seit wenigen Jahren ein echter Hit, sagt Herbst.

Durch die alljährlichen Weltcups und der 2020 zum zweiten Mal angesetzten Mountainbike-WM sei das Publikum inzwischen sehr international. Dieses sei auch durchaus bereit, tiefer in die Tasche zu greifen; es belebt tagsüber die Terrasse und gönnt sich abends gerne mal ein Gourmet-Dinner vom als Edelkoch.

Generell ruhen sich die Bergbahn-Betreiber von Leogang nicht auf ihren Erfolgen aus. Während der Ski-Rad-Kombibahn in der Osterwoche beförderte die Bahn parallel die letzten Skiläufer und die ersten Biker mit der Bahn. Diesen Sommer gibt's nicht nur vier neue Trail-Varianten sowie eine 5.000 qm grosser "Pumptrack", ein aus Erde und Lehm geformter Trainingsbereich. Erstmals wird auch die zweite Zubringerbahn in Betrieb genommen werden.

Der Kinderbereich im WexlTrail hat weniger als zwei Prozent Gefälle.Foto: Stefan Voitl

Statistik zeigt viele Aufwärtstrends

Gestartet war der Park durchaus mit Schwierigkeiten, führte der Geschäftsführer der Leoganger Asitz Bergbahnen, Kornel Grundner, am Forum aus. "Am Beginn war es ein von der Seilbahn bezuschusster Verein, seit 2011 haben wir die professionelle Struktur".
Heute verfügt die Bikeschule über 17 Guides, acht Mitarbeiter stehen während der Hochsaison in der Werkstatt bereit. "Verleih und Werkstatt sind allein gesehen kein Geschäft, aber lohnende Zusatz-Einnahmen für uns", sagt Grundner, der auch sieht, wie sich das Publikum verändert: Von anfangs nur fünf Prozent hat sich der Anteil an Bikerinnen inzwischen auf ein Drittel vervielfacht.

Auch wenn der gesamte Tourismus der einzelnen Orte von der neuen Welle profitiert, ist erkennbar, dass die Initiative meist von den Betreibern der Skigebiete ausgeht, die für den Sommer Alternativen suchten. Von Saalbach über Innsbruck und Sölden bis Serfaus eifern sie überwiegend erfolgreich dem kanadischen Whistler Mountain nach. Tom Prochazka von Gravity Logic und mitbeteiligt am "Radwunder" von Whistler Mountain kann die alpine Problematik aus Wanderern wie rauf und runer hetzenden Radfahrer kaum nachvollziehen. "In Whistler gibt es nur einen Wander-Tail bergauf, sonst bewegt sich bei uns alles rasant bergab", schildert er die Situation in dem westkanadischen Skizentrum.

Das Gefälle in den alpinen Regionen ist eher steil. So wurden für das Downhill-Biken – um in der Skifahrer-Sprache zu bleiben – zuerst die "schwarzen" Abfahrten erschlossen. Im Zusammenklang mit der martialisch wirkenden Schutzausrüstung und den Salti der Freestyler in die Luftkissen schürt man nicht unbedingt das Vertrauen der Massen. Trotzdem zeigt die aktuelle österreichische Radanalyse, dass 14% aller Rad-Ausflügler und 7% aller übernachtenden Rad-Urlauber auf die schweren Downhill-Bikes setzen.

Biker geben mehr in der Gastronomie aus

Dass der Elektromotor zunehmend auch bei den Downhill-Bikes verwendet wird, bereitet den Bergbahnern durchaus Sorgen. Auch wenn sie davon ausgehen, dass jeder, der sich solch ein teures Bike kauft, auch den Liftpass leisten wird. "Morgen besser ohne Bergbahn", witzelt Karl Morgenbesser, Geschäftsführer der Familienarena St. Corona am Wechsel in Niederösterreich. Der dortige Radpark Wexl-Trails zeigt, wie man das Anfänger-Segment optimal bespielt.

Panorama für die Genuss-Radler... Der Stop in der Berghütte ist eingeplant.Foto: Stefan Voitl

"Wir haben Gott sei Dank keine Bergbahn mehr, deshalb mussten wir es anders machen", sagt Manager Morgenbesser. Die vermeintliche Schwäche entwickelte sich vor dem Hintergrund der E-Revolution zur Stärke. Gemäss Reto Gamper muss eine Bergbahn in drei Trails von insgesamt 8,5 Kilometern Länge knapp eine Million Euro investieren. Morgenbesser: "E-Biker fahren zwar trotzdem mal mit einem Lift, aber sicher nicht 15mal. Wer zahlt also den Trail?"

In St. Corona ist das einfach, denn es werde Eintritt verlangt. Wer sich mit dem Shuttle nach oben befördern lässt, zahlt extra. Morgenbesser kann dazu eine bemerkenswerte Übersicht präsentieren: Was sich E-Biker und "Bio"-Biker – nach oben tretende Radler – bei den Auffahrten ersparen, geben sie im Verleih und der Gastronomie mehr aus. Im Endeffekt lassen diese Gäste pro Tag 47,50 Euro in der Region, reine Freerider 41,50 Euro und Kinder 25 Euro. Ökonomisch besonders wichtig sei die gute Kommunikation mit den Bauern und besonders den Forstbetrieben der Umgebung. "Denn Pisten-Entschädigungen wie im Winter kann man im Bike Business nicht finanzieren", sagt Morgenbesser.

Die Trails würden von den 16.000 Radlern, die sich 2018 insgesamt 40.000mal nach oben shutteln liessen, besonders geschätzt, weil die Strecken keine Abfallprodukte des Wintersports sind. Der Family-Trail ist mindestens zwei Meter breit, das Gefälle mit 2% gering und alles überraschungsfrei. Mit dem Kinderbereich – maximal 2% Gefälle – sei die Aktivierung der Mini-Biker gelungen.
Auf der Webseite www.bikepark-info.com finden Touristen übrigens News und Infos zu Bike-Parks in ganz Österreich. / Fred Fettner

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