Novums neue Marke niu jetzt im Wettbewerb
HI+

Novums neue Marke niu jetzt im Wettbewerb

Essen. Die junge, dynamische Novum Hotelgruppe aus Hamburg feiert in diesen Wochen offiziell ihr Lifestyle-Baby niu – mit sechs Partys. Gestern feierte man in Fürth, die "Weltpremiere" fand am Montag in Essen statt. Damit hat das Kind ein Gesicht, aber noch kein fertiges Profil.

Nius zweiter Name in Essen ist "Cobbles" – als Assoziation zur Bergbau-Vergangenheit der Stadt. Das englische Wort übersetzt Novum mit "Stückkohle" oder "Kohle", aber es beschreibt die "Kopfsteine auf alten Strassen". Nius Weg zur anerkannten Lifestyle-Marke wird hoffentlich nicht so holprig werden, denn CEO David Etmenan stellte in seiner Ansprache klar: "Wir sehen auf zu Motel One und 25hours Hotels".

Der erste Design-Eindruck: Es ist alles sehr verspielt. Aber das 146 Zimmer grosse Hotel soll schliesslich primär den Jungen und Hippen gefallen. Für einen Zimmerpreis ab 69 Euro pro Nacht und Zimmer erwartet diese in Essen ein ordentliches Produkt, welches Novum bei 3 Sternen ansiedelt. Das Frühstück kostet 12,50 Euro; damit liegt niu z.B. deutlich über den Preisen von Motel One und B&B.

Das Zimmer im niu Cobbles in Essen, im Standard 18-21 qm gross.

Den Preis- und Qualitätsvergleich mit anderen, weitaus hipperen 2- und weitaus langweiligeren 3 Sterne-Hotels wird niu jetzt peu à peu antreten. Nach Essen, Fürth und Haarlem in den Niederlanden wird das nächste Haus der Marke im August in Wien eröffnen, im September in Kiel und Berlin-Ost und Mitte November in Lübeck. Ins nächste Jahr hineinrutschen werden dann die niu Hotels in Frankfurt und Mannheim.

Angenehmes Zimmer,
fragliche Details

Jedes niu wird sein spezifisches lokales Thema aufgreifen. Deshalb fällt es schwer, aus dem ersten niu Cobbles die Design-Linie für niu herauszulesen. Die Standard-Zimmer sind 18-21 qm gross. Platz genug für ein 1,80x2 m grosses Bett, einen goldenen Sitzsack, ein grosses Smart-TV mit Bluetooth-Boxen davor und einem schmalen Ablage-Board darunter, auf dem witzigerweise Platz für "Analoges" ist – ein Körbchen mit Würfelbecher und Kartenspiel –, aber kein Platz mehr für den Laptop. Einen Extra-Tisch gibt es nicht. Da sitzen der Hippe wie der Un-Hippe sofort im Bett und balancieren ihr Digital-Board auf den Knien.

Dafür hat der Trolley viel Platz auf einer ausklappbaren Kofferablage, der Un-Hippe aber findet nur ein Ablage-Brett im offenen, schmalen Mini-Kleiderschrank für die Wäsche. Goldene Metallgriffe an den der Schrankzelle wie auch am quadratisch anmutenden, stabilen Nachtkasten erweisen sich als Deko: Es lässt sich keine der suggerierten Schublade aufziehen. Das ist in einem kompakten Zimmer eine vertane Chance und verärgert z.B. Messe-Gäste, die länger als eine Nacht bleiben und zumindest teilweise auspacken möchten. Aber zugegeben, jede Ablage mehr kostet mehr.

Das Zimmer selbst strahlt mit seinen dunklen Farben und Materialien insgesamt aber Wohlfühlen aus. Dazu trägt auch die wandhohe Street Art-Tapete bei, die an die Zeche erinnert. Szenen aus Essen spiegelt auch die Tapete im Bad aus, aber nur in Einzelmotiven, spielerisch zusammengestellt in einer Collage. Auf der Ablage im Bad stehen zwei blaue Kunststoffbecher, eine Eieruhr in Form einer Teekanne und eine rosa Plastik-Mülltonne im Spielzeug-Format. Unter dem Waschtisch dafür zwei Abfall-Eimer: eine Standard-Version und ein kleiner "Bio-Eimer". Dafür gibt's dann nur ein einziges, genau senkrecht strahlendes Halogenlämpchen als Beleuchtung für den Spiegel- und Waschbecken-Bereich – da hat frau keine Chance auf ein streifenfreies Makeup.

Das Frühstücksbüffet kann durch aufschiebbare Fenster von hinten teilweise neu bestückt werden.Fotos: Novum Hotels

Bunte Lobby und 12 Speisen

Das Verspielte jedenfalls setzt sich auch in der offenen Lobby im Erdgeschoss fort, die gleich am Anfang mit einem Tischkicker aufwartet. Bunte und unterschiedliche Sessel, von einem Ledergürtel gehaltene Würfel aus Sitzpolstern, farbige Kissen, Felle, unterschiedliche Lampen, grüne Kakteen-Deko und Wohnzimmer-Accessoires ergeben ein Farben- und Formen-Meer. Rezeption und Bar-Ausschank sind so nebeneinander platziert, dass sich die Mitarbeiter nur einmal umdrehen müssen. Ein Plus ist ganz eindeutig der kleine Innenhof, der sich an die Lobby anschmiegt – im Sommer ein Umsatzförderer. Der kleine Hotelshop neben der Rezeption richtet sich mit seinen Produkten eindeutig an Junge und Hippe.

Das Frühstücksbüffet zieht sich an einer langen Wand entlang und wartet mit einem ausreichenden Frühstück auf. Praktisch: Käse- und Wurstplatten werden durch ein Schiebefenster von hinten bestückt, sie stehen wie das in kleine Gläser gefüllte Obst und Joghurt in einer gekühlten Vitrine. Schon im Zimmer macht eine Speisekarte neugierig: Sie zählt 12 Gerichte von 4,50 bis 10,50 Euro auf, darunter frisch zuzubereitende Speisen wie eine Tatar Stulle oder eine Curry-Wurst. Diese bereitet das Team vor – in einer eigenen, kompakten, aber voll eingerichteten Küche im Hintergrund. Die Speisen werden durchgehend bis 23 Uhr serviert.

Damit ist Novums Lifestyle-Baby geboren. Die Gästeschar am Party-Abend in Essen bestand aus Eigentümern, Investoren und Investment-Experten; die Meinungen über den niu-Stil und seine Positionierung am Markt gingen auseinander. Eines ist sicher: Ein erstes Projekt ist nie "rund", und Novum wird niu in den Details genauso verfeinern müssen wie alle Hotelgruppen es tun. Zudem verfolgen viele im Markt, wohin deren ungebrochene Dynamik die Gruppe führen wird.

Standort Essen unter Druck

Selbst in Essen werden die Hotelkapazitäten in den nächsten Jahren noch steigen. Novum spricht bereits von einem zweiten niu und einem weiteren Novum Hotel in der Stadt. Dabei hat es schon das ehemalige Mövenpick Hotel Handelshof am Hauptbahnhof übernommen. Der nächste grosse und zu beachtenden Hotel-Brocken, der 2019 ebenfalls am Hauptbahnhof ansteht, ist ein 193 Zimmer-Hotel von Premier Inn.

Bis Ende 2019 dürften in der Stadt somit weitere 1.000 neue Zimmer hinzukommen, mutmasste die Lokalzeitung "WAZ" in diesem Februar. Christian Schollen vom Beratungsunternehmen Schollen Hotelentwicklung aus Wuppertal hatte letztes Jahr bereits rund 800 neue Hotelzimmer bis Ende 2019 prognostiziert und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage kritisch eingestuft. Im Scoring des "NRW-Report" der Beratungsgruppe verschlechterte sich damit der Standort Essen von Plus auf Null. / map

Verwandte Artikel

Hineinkatapultiert

Hineinkatapultiert

3.8.2017

Hamburg. "Wir sind in eine Erfolgsstory hinein katapultiert worden", sagt David Etmenan, Chief Executive Officer der deutschen Novum Hotel Group. Beinahe wöchentlich meldet die Gruppe neue Übernahmen. Das Portfolio wuchs von 12 Hotels und 560 Zimmern im Jahr 2010 auf aktuell 106 Häuser in Operations im Juli 2017. Inklusive Pipeline spricht Novum derzeit von 146 Hotels mit über 16.000 Zimmern an über 65 Standorten in Europa. Das macht die Gruppe zu einer der grössten Hotel-Ketten in Deutschland. Jetzt sind 250 Häuser das nächste Ziel. Das riecht für manchen nach Selbst-Überschätzung und mysteriöser Finanzierung. Novums Hyperdynamik sorgt in der Branche für viel Verwirrung – erntet aber auch Zustimmung. CEO David Etmenan und sein Chief Financial Officer Torsten Scholl bemühten sich nach den hospitalityInside-Fragen um Transparenz. Erstmals veröffentlicht das Unternehmen hier konkretere Zahlen aus seinem Geschäftsjahr 2016.

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"Mozilla/5.0 AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko; compatible; ClaudeBot/1.0; +claudebot@anthropic.com)","accept":"*/*","x-forwarded-for":"13.58.137.218","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"13.58.137.218","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1