Österreichs Tourismus Betriebe so glücklich wie nie
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Österreichs Tourismus-Betriebe so glücklich wie nie

Wien. Österreichs Tourismus-Betriebe sind heute deutlich glücklicher als vor zehn Jahren, hat eine aktuelle Studie herausgefunden. Und das gilt für Sommer wie Winter. Die aktuellen Schneemassen bringen mittelfristig auch Vorteile: Sie reichen bis zum späten Osterfest. Demgegenüber treiben die steigenden Personalkosten die Betriebe. Zudem behindert die EU-Bürokratie das Anwerben von Köchen aus Drittstaaten.

Zwar hatte die Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer Österreich keinen "Glücksindex" in Auftrag gegeben, doch die jüngste Erhebung des market-Instituts liest sich so. Erstmals nach zehn Jahren erkundete das Institut nicht nur die Meinung der österreichischen Bevölkerung zur Tourismus-Entwicklung, sondern auch die Stimmungslage in den Tourismus-Betrieben. 61% sehen den Tourismus-Standort Österreich attraktiver als vor fünf Jahren. Zurückhaltung erkennt man in der Kategorie "Landeshauptstädte", wo deutlich mehr Befragte eine Negativ-Entwicklung sehen. Allerdings ist dabei das boomende Wien ebenso enthalten wie es eher darbende Kleinstädte.

Laut Studienleiter David Pfarrhofer sehen die in Wien besonders stark vertretenen Grossbetriebe mit über 20 Mitarbeitern die Situation noch besser als im Bundesschnitt. Der abgelaufene Sommer wird noch positiver eingeschätzt als der kommende Winter. Interessant ist, dass man diese Kategorien auch vor exakt zehn Jahren abgefragt hat. So sieht man eine deutlich gestiegene Zufriedenheit, was sich besonders bei den Antworten der Schulnote 1 manifestiert: 49% waren mit dem Sommer 2018 sehr zufrieden, zehn Jahre zuvor waren es 16%. Und dem kommenden Winter blicken 32% der Betriebe sehr optimistisch entgegen, zehn Jahre zuvor waren es nur 10%. Wobei bei dieser Frage die damalige Finanzkrise sicher schon durchgeschlagen hatte.

85% der Mehrkosten aus Personal

Damit auch die Perspektiven positiv bleiben, setzt rund die Hälfte der Betriebe konkrete Schwerpunkte oder plant Investitionen, um attraktiv zu bleiben. Sowohl die Befragung unter den Unternehmen als auch unter den Gästen zeigt aber, dass vor allem der "Mitarbeiter-Freundlichkeit" höchste Aufmerksamkeit gilt. Und das nicht nur im Hotel oder Gasthaus, sondern im gesamten Tourismusort. "Die Gäste wollen sich insgesamt willkommen fühlen, nicht nur im Hotel", betont Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der WKO-Sparte Tourismus. Weiter steige auch die Personal-Intensität in den Betrieben. Ein Viertel wolle die Mitarbeiterzahl aufstocken. Jetzt aber seien schon 85% der Kosten-Steigerungen auf Personalkosten zurückzuführen, beklagt die WKO.

"Die hohe Zufriedenheit ist sicher mi den politischen Erfolgen des vergangenen Jahres verbunden", führte Nocker-Schwarzenbacher aus – dank steuerlicher Verbesserungen bei der Mitarbeiter-Unterbringung in Personalhäusern bis hin zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, die jedoch als 12-Stunden-Tag/60 Stunden-Woche die Gewerkschaften zu Gegenmassnahmen veranlasste.

Viel Bürokratie für Köche aus Bosnien

Als grössten Erfolg sieht man aktuell die Erweiterung und Regionalisierung der Mangelberufsliste, so dass etwa für den Koch nun bundesweit Stellen auch an Angehörige von Drittstaaten vergeben werden dürfen. Andere Tourismusberufe sind nur in einzelnen Bundesländern auf dieser Liste, dabei wurde die potenzielle Gesamtzahl an möglichen Jobs auf 300 limitiert. Ein Spezialfall am österreichischen Arbeitsmarkt stellen noch bis 30. Juni 2020 kroatische Staatsbürger. Sie gelten als Drittstaaten-Angehörige. Anders als in Deutschland werden auf Wunsch der WKO von Österreich die maximalen Übergangsfristen ausgenutzt.

Nocker-Schwarzenbacher erwartet bei den Köchen trotz der neuen Situation nur geringe Auswirkungen auf die laufende Wintersaison. Zu zeitintensiv seien die bürokratischen Vorgaben, um die Genehmigungen zu erhalten. Interesse bestehe bisher vor allem aus Bosnien-Herzegowina, aber auch von US-Bürgern. Meist haben die Bewerber schon Verwandte, die in Österreich arbeiten oder sie befinden sich bereits im Land.

Trotz der positiven Grundstimmung hat Nocker-Schwarzenbacher eine lange To Do-Liste in Sachen Steuerreform 2020 vorbereitet. Darauf finden sich u.a. die Verkürzung der zuletzt verlängerten Abschreibungszeiten für Anlagen und die Senkung der Körperschaftssteuer. Eher untergeordnet tauchen Punkte in der langen Liste auf, die unter der Prämisse einer Senkung der Lohn-Nebenkosten den Mitarbeitern "mehr Netto vom Brutto" bringen würden.

Schneemassen: Beste Perspektiven bis Ostern

Die allgemein positive Stimmungslage unter den Tourismus-Unternehmern ist nach den ersten beiden Wintermonaten sicher nicht schlechter geworden. "Wir hatten uns vor der Saison weit hinausgelehnt, in dem wir 2% mehr Übernachtungen prognostiziert hatten", sagt Nocker-Schwarzenbacher. Die günstiger gelegenen Weihnachtsfeiertage haben die Erwartungen voll erfüllt. Momentan führen die regional katastrophalen Schneemengen aber teilweise zu Einbrüchen. In der Regel sind es Verlagerungen: Gäste für Obertauern z.B. – der Ort ist schwer belastet von den derzeitigen Schneemassen – buchen auf Häuser in Tallagen um; andere verschieben ihren Aufenthalt. Denn allen ist bewusst: Der Schnee wird diesen Winter nicht ausgehen. "Der reicht bis Juni", scherzt Nocker-Schwarzenbacher.

Schon jetzt fülle sich dadurch auch die befürchtete Lücke vor den sehr späten Osterwochen in diesem Jahr. "Es zeichnet sich aber schon ab, dass viele Hotelbetriebe in mittleren Höhenlagen aus betriebswirtschaftlichen Gründen vor Ostern schliessen werden", erwartet die WKO-Obfrau. In der aktuellen Wetter-Situation habe die extreme Lawinengefahr nicht zuletzt bei den Liften zu Verlusten geführt: Die Tagesgäste blieben aus. In Zauchensee im Salzburger Land fielen in der ersten Januar-Woche 2,85 Meter Schnee. Der Umsatz ging um ein Viertel zurück. Weil in den Weihnachtswochen ein Fünftel des Gesamtgeschäfts gemacht wird, könnten diese Verluste kaum mehr wettgemacht werden. In den Hotels zeigten sich viele Gäste unterdessen "begeistert von den Schneebergen und sehen sich als Augenzeuge eines Jahrhundertereignisses", sagt Nocker-Schwarzenbacher. / Fred Fettner

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