Berlin. Das Online-Buchungsvolumen in der Touristik steigt kontinuierlich. Kurzreisen werden zu drei Viertel bereits online gebucht. Infos rufen die User mehrheitlich über ihre Smartphones ab. Auf klassische Medien als Webeträger kann in Deutschland dennoch nicht verzichtet werden. Hintergründe einer Studie, präsentiert am VIR-Summit an der ITB.
Die Deutschen steigern ihr Reise-Aufkommen weiter. 2017 stieg sowohl die Anzahl der getätigten Urlaubsreisen von über fünf Tagen auf 69,6 Millionen als auch die Anzahl der Kurzurlaubsreisen auf 82,1 Millionen. Der Umsatz bei langen und kurzen Urlaubsreisen wuchs ebenfalls, bei den Urlaubsreisen von über fünf Tagen auf 73,4 Milliarden Euro und bei den Kurzurlauben auf 23,0 Milliarden Euro. Besonders erfreulich entwickelten sich die Durchschnittsausgaben pro Person bei den Urlaubsreisen über fünf Tage auf 1.054 Euro pro Person.
So die Ergebnisse des deutschen Verbandes Internet Reisevertrieb beim "Online Summit 2018", auf der auch die "RA Reiseanalyse 2018" der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen vorgestellt wurde.
Digital-Buchungen doppelt so hoch wie analoge
Besonders wichtige Ergebnisse der Studie für den VIR: Im Buhlen um diese Milliarden holen Online-Kanäle weiter auf. "In einem Jahrzehnt werden wir es ausschliesslich mit digital affinen Kunden zu tun haben", betonte VIR-Vorstand Michael Buller. "Entsprechend notwendig ist es, dass sämtliche Marktteilnehmer in ihre Zukunft investieren und die Chancen nutzen, die sich aus der Digitalisierung für ihre bestehenden Geschäftsmodelle ergeben. Es ist Geschlossenheit gefragt, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten".
Der FUR-Reiseanalyse zufolge haben im Vorjahr sowohl die digitalen als auch die analogen Kanäle vom allgemeinen Wachstum im Markt profitiert. Beim Blick auf alle Urlaubsreisen ab einer Übernachtung, bei denen mindestens eine Leistung digital gebucht wurde, lag der Anteil der digitalen Kanäle im Vorjahr mit 61,1% deutlich vor dem der analogen und legte generell leicht zu.
Kurzurlaube legen online zu
Vor allem bei den Kurzurlaubsreisen wurde 2017 stark digital gebucht: 76,9% der Reisen verzeichneten mindestens eine Leistung, die online reserviert wurde. Bei den längeren Urlaubsreisen beträgt dieser Anteil 44,8%.
Wie die FUR-Studie weiter aufzeigte, hängt der digitale Buchungsanteil bei den beliebtesten Reisezielen der Deutschen stark vom Alter und der jeweiligen Organisationsform ab. Vor allem für die skandinavischen Länder lag der Anteil der digitalen Buchungskanäle mit 66% hoch, aber auch für Kroatien und Italien. Begründet wurde dies von FUR-Seite mit dem niedrigen Durchschnittsalter der Kunden und einem geringen Pauschalreise-Anteil für die genannten Ziele.
Auch bei den Urlaubsformen bestimmten Alter und Organisationsform das digitale Buchungsverhalten: Besonders stark online nachgefragt waren im Vorjahr Familienurlaube und Städtereisen sowie Aktivurlaube. Kreuzfahrten und Gesundheitsreisen dagegen, beides Segmente mit einem hohen Durchschnittsalter und starkem Gewicht bei Pauschalreisen, wurden mit 23% bzw. 15% weniger stark digital gebucht.
Fast die Hälfe der Infos über Mobile
Grundsätzlich gilt: 63% der deutschen Gesamtbevölkerung und 89% der Internet-Nutzer, die gerne verreisen, informieren sich im Internet. Das mobile Internet wird dabei verstärkt zur Information als auch zur Buchung von Urlaubsleistungen vor der Reise genutzt.
Aber auch Prospekte/Flyer/Kataloge und die Beratung von Reisebüros werden für die Inspiration zur Haupturlaubsreise nach wie vor stark in Anspruch genommen. Gefolgt werden sie von den Websites von Unterkünften und denen von Reisezielen, Google etc. und Online-Reiseportalen, Reiseführern/-literatur, Reisesendungen im TV und den Websites der Reiseveranstalter.
Dabei gibt es je nach Alter deutliche Unterschiede. Prospekte/Flyer/Kataloge, Beratungen im Reisebüro und Zeitungsanzeigen werden deutlich mehr von älteren Urlaubern ab 50 Jahre genutzt, Online-Reisportale und Videos auf Youtube sind besonders bei den jüngeren Reisenden beliebt.
eTravel setzt auf TV-Werbung
Wo aber werben die eTravel Unternehmen wiederum selbst für ihre Dienstleistungen? Diese Frage beantwortete Anne-Sophie Wagner vom Marktforschungsinstitut Nielsen auf dem Online-Summit: Von 1,4 Milliarden Euro, die 2017 in Deutschland von eTravel Unternehmen für touristische Werbung ausgegeben wurden, flossen 823 Millionen Euro in klassische Werbung und 526 Millionen Euro in digitale Werbung.
Damit blieb die Reisebranche trotz eines Rückgangs von -7,0% 2017 werbestärkste eCommerce-Branche auf dem deutschen Werbemarkt. Besonders stark investieren eTravel Unternehmen allerdings in TV-Werbung. "Durch erweiterte Werbemöglichkeiten bei Google und Youtube dürfte sich dies allerdings verschieben", so Wagner.
Über den VIR: Der Verband Internet Reisevertrieb e.V. repräsentiert die digitale Touristik. Zu den VIR-Mitgliedern gehören mehr als 70 Unternehmen, die in der digitalen Touristik tätig sind. Sie unterteilen sich in die vier Cluster OTA, Supplier & Tour Operator, Service & Travel Technology sowie Start-up. / sst