Schnell schlägt langsam

Schnell schlägt langsam

3. ITB Asia: Messe enthüllt Extreme und Chancen im Mega-Markt

Hyatt Hotels - ein wiederkehrender Aussteller in Singapur. Die Hotellerie ist die grösste Stütze der wachsenden ITB Asia.

Singapur. Nach dem sechsprozentigen Plus bei den Ausstellern schloss die 3. ITB Asia auch mit einem Plus bei den Besuchern: 6.606 waren es in diesem Jahr - 7,4% mehr als im Vorjahr. Damit beginnt die ITB Asia in Singapur, als Reisemesse in Fernost akzeptiert zu werden. Auch das Begleitprogramm - die Expertenforen - schienen dieses Jahr in ihrem neuen Mix den Puls der Zeit zu treffen. Die B2B-Messe wächst, bleibt dennoch im Vergleich zur ITB Berlin noch sehr überschaubar und bietet deshalb eine gute Gelegenheit, binnen kürzester Zeit Trends in Asien zu erschnuppern. So entdeckt man ähnliche Trends bei den Luxus-Meetings, aber krasse Unterschiede in den Technologie-Trends. Im Mega-Markt Asien, in dem noch viele touristische und geschäftliche Felder nicht erschlossen sind, beherrscht das Tempo und nicht die Qualität die Szene.

Drei Jahre nach dem Start freut sich der Veranstalter, die Messe Berlin, über die neue Dynamik im Messe-Segment: Ihr Mix aus Expertenforen, die anziehende Outbound-Nachfrage in Asien und mehr Qualität bei den Einkäufern erwiesen sich als die Wachstumsmotoren für die 3. ITB Asia, die letzte Woche von Mittwoch bis Freitag in Singapur stattfand. Das führte bereits zu ersten Frühbuchungen: "Wir haben eine ausserordentlich grosse Zahl von ''Early Birds'' für die ITB Asia 2011," berichtete ITB Asia Executive Director Nino Grüttke bei Messeschluss. Für nächstes Jahr kündigte er zudem ein neues Branding für die ITB Asia an.

Mit der 3. ITB Asia schreibt der Veranstalter bereits schwarze Zahlen, wie Messedirektor Dr. Martin Buck in Singapur vor deutschen Journalisten erläuterte - und das sogar ohne die anfänglichen Zuschüsse der Stadt Singapur. "Allerdings ist unsere Lernkurve in Asien noch steil," relativierte er gleich: Auch die Messe hat bisher jedes Jahr Neues ausprobiert, um den Erwartungen von Ausstellern und Buyers näher zu kommen. So musste beispielsweise das Verhältnis von europäischen zu asiatischen Einkäufern angeglichen und die Qualität der Einkäufer gesteigert werden. Und natürlich fehlen unter den Ausstellern teilweise noch global bekannte, zugkräftige Namen - z.B. Anbieter wie Amexco im Geschäftsreise-Segment.

ITB ASIA 2010 Abschlussbericht
– ZAHLEN & FAKTEN

Veranstalter: Messe Berlin
Aussteller:
720, darunter ca. 100 Hotels/Hotelgruppen.
Besucher: 6.605.
Hosted Buyers: 580, darunter 25% aus Europa, 54% aus Asien.

Konferenzen/Netzwerke/Expertenveranstaltungen:
Web in Travel: ca. 400 Teilnehmer
Association Day: 100 Teilnehmer
Luxury Meetings Forum: ca. 80 Teilnehmer

Trotzdem ist die ITB Asia inzwischen bereits die grösste Reisemesse in Asien, sagt Buck: Sie sei zweimal grösser als der PATA Travel Market, der permanent den Standort wechsle und trotz längerer Geschichte nur halb so viele Aussteller zähle; dazu zählt auch die wesentlich kleinere IT&CMA Bangkok wie auch die CJTM in China, die zwischen Shanghai und Guangzhou wechselt. "Unser Konzept ist Outgoing," so Buck, "die ITB Asia ist eine Outgoing-Messe. Das ist der Unterschied zu anderen."

So sind in Singapur Geschäftsreise und MICE die Kernthemen; in Berlin überwiegen die touristischen Reisen.

Hotellerie hält der Messe die Stange

Nachdem sich der Messe-Newcomer in Asien auch über das Krisenjahr 2009 hinweg gehalten und sogar gesteigert hat, bleibt zu erwarten, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Mit acht bis zehn Prozent Wachstum pro Jahr rechnet Nino Grüttke - "ohne externe Schocks" wie die Finanzkrise. Von den 720 Ausstellern waren letzte Woche etwa 100 Hotels bzw. Hotelgruppen; einige von ihnen stellen inzwischen sowohl in Berlin wie in Singapur aus.

Neu in Singapur waren dieses Jahr z.B. Small Luxury Hotels, Oberoi Indonesien und die Management-Gesellschaft KOP Hotels dabei. Zu den bekannten Gesichtern zählten u.a. bereits Hyatt, Mövenpick, Preferred, Mandarin Oriental und das Trio aus Fairmont/Raffles/Swissôtel. Nachvollziehbar der Anteil an arabischen Ausstellern, ihr Debüt 2010 gaben die Moscow Exhibition and Convetion Agency, das marokkanische Fremdenverkehrsamt, das Tourism Council von Bhutan und die Tourismusverwaltung der Provinz Guangdong in China. Unübersehbar auch der Auftritt der Software-, Reservierungs- und Online-Anbieter wie booking.com, emarketingeye, Abacus, Sabre, Serenata und ISO Travel.

Zufrieden mit dem Fortschritt: ITB-Chef Dr. Martin Buck aus Berlin.

Christina Bartz, Vice President Sales & Marketing Asia Pacific für Mövenpick Hotels & Resorts mit Sitz in Bangkok, ist gut auf die Messe zu sprechen, hat aber auch noch Verbesserungsvorschläge: "Bereits im dritten Jahr ist die ITB Asia einen grossen Schritt vorangekommen und ist erfolgreich in den MINCE-Markt eingedrungen, was für unsere Hotels in Phuket, Saigon und Hanoi ein sehr lukrativer Aspekt ist, besonders durch die MICE-Organisatoren aus Australien und Asien. Die Expansionspläne von Mövenpick Hotels & Resorts, das die Anzahl der Hotels in Asien innerhalb der nächsten drei Jahre von 3 auf 11 erhöhen möchte, ist auf grosses Interesse gestossen. Unser Terminkalender war voll, die Kunden versuchten sogar, Termine in den Kaffeepausen oder morgens vor der Eröffnung der Messe zu ergattern, und wollten sogar Frühstücks-Meetings organisieren. Die ITB Asia hat sich für den asiatischen Tourismus zu einer Pflichtveranstaltung etabliert. Wir hatten sehr interessante Meetings und haben neue Kunden kennengelernt. Verbesserungsvorschläge: Terminplanung und bessere Kontrolle der Meetings am letzten Tag, da die Buyers oft versuchen, die Termine nach vorn zu verlegen, um den letzten Tag oder zumindest den Nachmittag freizuhaben.

Christian Belzner, Director of Sales Hotel Solutions bei ISO Software Systeme, Nürnberg, und mit einem eigenen Stand präsent, gibt sich am zweiten Messetag kritisch: Die Qualität der Leads sei besser, die Einkäufer interessierter als im letzten Jahr. Trotzdem aber würden die gegenseitigen Vorstellungen nicht immer zueinander passen.

Für Klaus Kirchhöfer, Director International Sales von Serenata Intraware aus München, war es bereits die 3. ITB Asia, für Geschäftsführer und Serenata-Gründer Dieter Dirnberger hingegen das erste Mal. Beide genossen die vorgelagerte IT-Konferenz "Web in Travel", bei der für sie "weniger die Vorträge als die Pflege der bestehenden Kontakte und Gespräche mit anderen Teilnehmern" interessant war. Zudem war Serenata auch über den Stand seines Partner Trust International auf der WIT mit vertreten, so dass sich hier weiteres Networking ergab. An der ITB Asia war der Software-Spezialist über den Stand seines Geschäftspartners für Asia Pacific, iHost Hospitality, präsent. "Wir haben einige neue Kontakte herstellen können," zieht Kirchhöfer Resümee. "Wir sind davon überzeugt, dass sich durch gezielte Follow-Ups auch konkretes Geschäft für Serenata entwickeln wird." Aus seiner Sicht hat sich die ITB-Asia bereits als Fachmesse in Singapur für die gesamte Asien-Pazifik-Region etabliert, "aber man wird sehen, ob sich auch die Anzahl der qualifizierten Fachbesucher in den nächsten Jahren erhöhen wird."

Erwartet für die nächsten ITB Asia acht bis zehn Prozent Wachstum: Nino Grüttke, Executive Director ITB Asia.

9 Techno-Trends im asiatischen Reisemarkt

Der Mix aus präzisem Geschäft und umfassender Information scheint auch in Singapur zu funktionen. In einem waren sich alle befragten Europäer einig: Die ITB Asia ist eine exzellente Platfform zum Erschnuppern von Trends in diesem Teil der Welt. So zeichnet sich in Asien beispielsweise der Einfluss von Online-Anbietern und Buchungsplattformen auf das Reiseverhalten weitaus stärker ab als in Europa. Solche Trends analysiert seit drei Jahren - im Vorfeld der ITB Asia - die Konferenz "Web in Travel". Mit 400 Teilnehmern hat sich inzwischen ein Auditorium geschaffen. Organisatorin Yeoh Siew Hoon lotete dieses mal neun Schlüssel-Trends für die nächsten Jahre aus:

  1. Inhalte sind noch wichtiger geworden, da die Kanäle heute zersplitterter sind. Die Form der Inhalte hat sich verändert: Sie sind rauer, bissiger, benutzergeneriert und basieren eher auf audiovisuellen Daten als auf Text.

  2. Kreativität ist in allen Bereichen der Industrie gefragt, vom Marketing bis hin zum Kundenservice. Durch Social Media sind die Erwartungen gestiegen – die Kunden kennen vor ihrer Ankunft bereits alles.

  3. Smartphones haben alles verändert. Sie ermöglichen eine kontextuelle, persönliche und zeitnahe Information. Durch grössere Realitätsnähe können die Nutzer die Destinationen anders erleben. Kunden haben die Möglichkeit, in letzter Minute zu buchen. Manche Anbieter bauen auf Mobile Commerce. AirAsia geht davon aus, dass innerhalb der nächsten 18 Monate 20% aller Buchungen über Mobiltelefone erfolgen werden.

  4. Low-Cost-Carrier haben neue Reisetypen gefunden - jünger, älter, unabhängig, mit umfassenden Web-Kenntnissen, nach neuen Erfahrungen Suchende. AirAsia wird 2015 die grösste Airline in Bezug auf die Anzahl der Sitze sein.

  5. Im Zeitalter des Webs und Internets heisst es schnell gegen langsam, nicht mehr Gross gegen Klein.

  6. In Japan werden 20% der Inlandsflüge über mobile Geräte gebucht und 20% aller Suchen auf der grössten Meta-Reise-Suchmaschine, travel.jp, erfolgen mobil. Durch diese neue Herausforderung fangen auch junge Japaner wieder an zu reisen. Etwa 30% von ihnen gaben an, in den letzten 12 Monaten nicht gereist zu sein. Sie ziehen Videospiele dem Reisen vor.

  7. China ist der Markt, der in Asien alles verändern wird, nicht nur bezüglich der Grösse, sondern in den Nischensegmenten. Beispielsweise finden 90% der chinesischen Hochzeitsreisen innerhalb Chinas statt. Das ist eine sehr gute Gelegenheit für die Destinationen.

  8. Social Media ist jetzt überall präsent und zeigt uns, dass es weit mehr als nur das Markenbewusstsein erreicht. Richtig eingesetzt kann Social Media direkte Umsätze erzielen.

  9. Online hat sich etabliert. Jetzt heisst es nicht mehr Online gegen Offline, sondern Reisen.

Die Messe als globaler Meeting Point: Ein Stand von Moskau mit einem Modell des Radisson Blu Moscow.Fotos: map

Japanische Reise-Extreme

Spannend auch andere Trends, die sich in den Expertenforen und Gesprächen abzeichneten: Um beim Beispiel Japan zu bleiben: Dort erweisen sich japanische Frauen zwischen 30 und 40 sowie 60 und 70 Jahren als enthusiastische Reisefans. Sorgen bereitet, wie oben erwähnt, hingegen die Reiselust der Jungen zwischen 20 und 30: Sie haben keine Lust aufs reale Reisen, sondern verharren lieber in einer digitalen Reisewelt. IT-Versessene steigern sich erst recht hinein: Sie besuchen Destinationen virtuell, sammeln in der realen Reisewelt später Bonuspunkte und setzen diese danach wieder im virtuellen Spiel ein….

Und weil auch innerhalb Asiens Japan ein Land der Extreme ist, nutzen sie Twitter wesentlich stärker als die Amerikaner, dafür aber steckt Facebook in den Kinderschuhen.

Mehr zur ITB Asia, den Trends im Luxus- und MICE-Segment in der nächsten Ausgabe. / Maria Pütz-Willems

 

22.10.2010 ITB Asia etabliert sich

 

6.11.2009 Auch hier: Qualität vor Quantität

 

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