Schweiz: Dramatische Zahlen und Aussichten
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Schweiz: Dramatische Zahlen und Aussichten

Bern. Trotz offener Betriebe und Seilbahn-Stationen büsste die Schweizer Hotellerie im Februar weiter stark an Umsatz ein. Die Perspektiven für den Sommer sind dramatisch schlecht. Härtefallhilfen werden immer wichtiger.

Die Auslastungen für den Februar in den städtischen Regionen sind besorgniserregend tief, berichtet der Branchenverband HotellerieSuisse letzten Sonntag. Lag die Auslastung vor der Corona-Pandemie im Februar 2019 in den grossen Städten noch bei 55%, wird diese im Februar 2021 voraussichtlich nur 15% betragen. Betriebe in den Bergregionen weisen aufgrund der guten Witterungsverhältnisse und der offenen Skigebiete höhere Auslastungen aus. So wird die Auslastung im selben Zeitraum gemäss der neuesten Prognosen in den alpinen Regionen im Durchschnitt bei rund 50% liegen. Dennoch sind mehr als ein Drittel der Betriebe zu weniger als der Hälfte ausgelastet.

Dies zeigt: Inländische Gäste können den Ausfall ausländischer Gäste nicht kompensieren. Hinzu kommt, dass der Umsatz eines Hotels aufgrund der behördlichen Schliessung der Restaurants für externe Gäste deutlich stärker leidet als die Auslastung.

Weil die internationalen Gäste nach wie vor fehlen, werden die Stadthotels auch im Sommer weiter mächtig an Belegung einbüssen.Foto: HotellerieSuisse

Winter: Verluste von
über 1 Million und mehr

Trotz Sportferien rechnen alle Regionen mit hohen Einbussen im Februar 2021. 66% aller Betriebe erleiden Umsatz-Verluste von bis zu 250.000 CHF, 11% aller Betriebe gar Verluste zwischen 250.000 bis 500.000 CHF. Bei grossen Unternehmen fallen die Verluste entsprechend höher aus: So beziffern 11% der Betriebe in der Stadthotellerie den Umsatz-Verlust für den Monat Februar mit 750.000 CHF – und mehr. Für die gesamte Wintersaison erwarten die Betriebe schweizweit im Durchschnitt Verluste von über einer Million Franken.
In der Stadthotellerie wird sogar mit Verlusten von über 1,5 Millionen Franken pro Betrieb gerechnet. Beim Umsatz verlieren zwei Drittel aller Betriebe über 40% und rund 10% zwischen 30 und 40%. Aufgrund systembedingt schmaler Margen und Reserven führt dies für die Hotellerie zu einer existentiellen Herausforderung.

Hotelpreise im Tiefflug

Die dramatische Situation hat auch Auswirkungen auf die Preise: So haben knapp die Hälfte aller Betriebe ihre Preise in der laufenden Winter-Saison nach unten angepasst. Anfang 2020 waren es gesamt nur 17% der Betriebe, welche die Preise senken mussten. Diese drastische Massnahme ist u.a. auf die niedrige Auslastung infolge der fehlenden ausländischen Nachfrage und einen kompletten Einbruch des Geschäftstourismus zurückzuführen.

Dramatisch niedrige Belegung im Sommer?

Gemäss heutigem Stand sind die Buchungszahlen für die Monate Juni bis August 2021 sowohl in ländlichen wie auch in alpinen Regionen massiv tiefer als 2019. So bewegen sich die aktuell erwarteten Auslastungen für die kommenden Monate bis August im niedrigen zweistelligen Prozent-Bereich. Zum Vergleich: Die alpinen Regionen weisen für die Monate Juni bis August in den Jahren 2017 bis 2019 eine durchschnittliche Auslastung von 51% aus.

Die erwartete Auslastung in der Stadthotellerie für die Monate Juni bis August 2021 ist dramatisch: 59% der Betriebe rechnen mit weniger als 20% Auslastung, während in den Monaten Juni bis August in den Jahren 2017 bis 2019 die Brutto-Zimmerauslastung in den Schweizer Grossstädten durchschnittlich bei 73% lag.

30% weniger Umsatz bereits kritisch

"Die Zahlen verdeutlichen, dass die rasche Auszahlung von Härtefallhilfen in Form von A-Fonds-perdu-Beiträgen für viele Betriebe überlebenswichtig ist", sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse. Deshalb muss der Zugang zur Härtefallhilfe für die Hotellerie nun rasch und in angemessener Form gewährt werden. So fordert der Verband, dass die Maximalbeträge pro Betrieb erhöht werden. Ansonsten sind zahlreiche Betriebe auf Jahre hinaus verschuldet und bei Investitionen stark eingeschränkt. Auf eigene Sanierungsbeiträge oder die Rückzahlung von A-Fonds-perdu-Beiträgen ist zu verzichten, um der herausfordernden Situation der Hotellerie gerecht zu werden.

Wenn zudem die einzelnen Niederlassungen nicht separat entschädigt werden können, ist dies ein weiterer wichtiger Grund zur Anhebung der Höchstbeträge. Von den 20% Betrieben, die über mehr als eine Niederlassung verfügen, sind 64% nur für den Gesamtbetrieb härtefall-berechtigt. "Dadurch entgehen den Betrieben hunderttausende Franken an Unterstützung, die ihnen aufgrund der Verluste zustehen würden", sagt Züllig. Schliesslich sollte die Umsatzverlust-Schwelle von 40% auf 30% gesenkt und die schweizweite Anrechnung der Spartenrechnung für Hotel-Restaurants in der Verordnung festgeschrieben werden. Für viele Hotels bedeuten bereits Verluste im Umfang von 30% des Umsatzes eine enorme finanzielle Herausforderung.

Testen pushen

Eine nachhaltige Erholung der Branche ist nur möglich, wenn die touristische Nachfrage im In- und Ausland wieder deutlich anzieht. Damit dies auch vor Erreichen der Herden-Immunität möglich wird, müssen sich Impfen und Testen sinnvoll ergänzen. Der Bundesrat hat die Möglichkeit geschaffen, dass Kantone kostenlose und flächendeckende Tests anbieten können. Leider sind die bisherigen Rückmeldungen aus den Kantonen sehr ernüchternd, heisst es vom Branchen-Verband.

Nachwuchs fehlt

Die neusten Zahlen zeigen auf, dass die Corona-Pandemie auch die Berufsbildung in der Beherbergungsbranche vor grosse Herausforderungen stellt. Rund 30% der Stadtbetriebe können aufgrund der aktuellen Krise nicht ausbilden. Fast 40% der Betriebe geben zudem an, dass das Interesse an einer Ausbildung im Gastgewerbe gesunken ist. Rund ein Fünftel werden 2021 weniger Auszubildende als 2019 ausbilden.

In einer Umfrage der HotellerieSuisse vom 20. bis 23. Februar 2021 haben rund 400 Mitglieder des Verbands Fragen zur aktuellen Lage beantwortet. / red

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