Schweizer Sommer 2018 Trendwende nur in der Statistik
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Schweizer Sommer 2018: Trendwende nur in der Statistik

Bern. Der herrliche Sommer war auch ein guter Sommer für die Schweizer Hotellerie. Von Mai bis Oktober 2018 stiegen die Übernachtungen deutlich. Doch der Branchenverband hotelleriesuisse warnt vor zu viel Euphorie. Der Ertrag bereitet Probleme.

Insgesamt lag die Zahl der Übernachtungen von Mai bis Oktober 2018 bei 22 Millionen. Das ist ein Plus von 3,1%, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitteilte. Betrachtet man ausschliesslich den Monat Oktober, so fiel der Zuwachs etwas weniger stark aus. Hier nahm die Zahl der Übernachtungen um 0,4% auf knapp 3 Millionen zu. Am höchsten war das Plus hingegen im August mit einem Wert von 4,7%.

Ist das die Trendwende? Vor allem bei den ausländischen Gästen legten die Übernachtungen um 3,65 auf 12,5 Millionen zu. Bei den inländischen Gästen betrug das Plus immerhin noch 2,4% und erreichte ein Total von 9,5 Millionen. Besonders stark die Zunahme bei Touristen aus Amerika. Die Vereinigten Staaten zeigten ein Plus von 11,3% auf 155.000 Übernachtungen. Besonders hoch war auch der Zuwachs bei Touristen aus China mit einem Plus von 69.000 Übernachtungen, gefolgt von Indien mit 47.000 Übernachtungen. Dagegen kamen weniger Gäste aus Österreich sowie Italien.

Nach Tourismus-Regionen unterteilt registrierten insgesamt 9 von deren 13 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode eine Zunahme der Übernachtungen. Zürich wies mit einem Plus von 169.000 Logiernächten den grössten absoluten Anstieg auf. Darauf folgten Bern mit einem Plus von 157.000 Übernachtungen, Graubünden sowie die Region Luzern/Vierwaldstättersee. Demgegenüber verbuchte das Tessin den stärksten Rückgang bei den Übernachtungen.

hotelleriesuisse verhalten optimistisch

Umfragen bei den Mitgliedern von hotelleriesuisse zeigen, dass die Zimmer-Auslastung während der Sommersaison 2018 erfreulich war. Die generell steigenden Zahlen würden jedoch über eine äusserst schwierige Ertragslage in der Beherbergungsbranche und insbesondere in der Hotellerie hinwegtäuschen. Bezogen auf die Übernachtungen befindet sich der Schweizer Tourismus momentan in einer Hochkonjunktur-Phase. Dies manifestiert sich u.a. darin, dass die Übernachtungszahlen in der Hotellerie im Jahre 2017 das erste Mal nach dem Franken-Schock wieder anstiegen. Die Wintersaison 17/18 schlägt denn auch mit einer Wachstumsrate von 4,6% zu Buche. Umfragen unter den Mitgliedern zeigen, dass sich dieser Trend auch über die Sommersaison 2018 hinweg fortgesetzt hat.

Zieht man andere Indizes bei, beispielsweise Preise und Erträge, so zeigt sich ein differenzierteres Spiegelbild der Branche. Insbesondere in den Aufwertungsphasen des Schweizer Frankens haben viele Anbieter ihre Preise aufgrund der schwachen Nachfrage gesenkt. So erstaunt es nicht, dass die Umsätze pro Übernachtung seit zehn Jahren rückläufig sind. Die Preise in der Beherbergung liegen im laufenden Jahr rund 5% unter dem Niveau von 2010.

Dadurch wurde gegenüber dem Ausland ein Teil des Verlustes an preislicher Wettbewerbsfähigkeit wettgemacht. Da die Kostenstruktur bei vielen Betrieben wenig Spielraum zulässt, verschlechterte sich durch die Preis-Senkungen entsprechend die Ertragslage. Die Margen sind daher in den letzten 10 Jahren in einigen Betrieben um bis zu 15% eingebrochen.

Auch betrifft die positive Entwicklung der Übernachtungszahlen nicht alle Teile der Schweiz gleichermassen. Während die Übernachtungen im Alpenraum seit 2017 von einem tiefen Niveau aus ansteigen, verzeichnete die Stadthotellerie bereits seit mehreren Jahren ein Wachstum. Im Tessin, einer Tourismusregion, welche schon seit Jahren mit sinkenden Logiernächten zu kämpfen hat, gehen die Übernachtungen im Jahr 2018 schätzungsweise um mehr als 7% zurück.

Europäische Gäste noch nicht zurück

Insbesondere die europäischen Gäste sind noch lange nicht auf dem Niveau zurück wie vor dem Franken-Schock, so die hotelleriesuisse. Zudem wird sich das Wachstum voraussichtlich abschwächen. Ein Grund dafür liegt primär in der Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro, die seit Mitte des Jahres stattfindet. Das Wechselkurs-Risiko bleibt zentraler Unsicherheitsfaktor. Hinzu kommen viele externe Faktoren wie Politik und Wetter. Deswegen möchte die hotelleriesuisse noch nicht von einer breiten Trendwende in der Branche sprechen. / red

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