Schweizer Start up startet Finanzierungsportal
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Schweizer Start-up startet Finanzierungsportal

Zürich. Höherer Eigenkapital-Anteil, langsamere Tilgung und kritischere Prüfungen der Banken – sie machen es vielen Hoteliers und Gastronomen derzeit nicht leicht, an Geld zu kommen. Ein Schweizer Start-Up will beweisen, dass es auch anders geht.

Die Finanzierungslandschaft hat sich weiter verschärft. Gerade die kleineren und mittleren Unternehmen leiden unter dieser Entwicklung besonders. Für sie sind die Lage-, Betreiber-, Qualitäts- und Mieterbonitätskriterien noch strikter geworden, zumal viele Banken bei einer Tranchen-Höhe von 500.000 bis zwei Millionen Euro aus Aufwands- und Ertragsgründen schon von vornherein abwinken.

Ein Projekt ist in der Pipeline, aber es hakt an der Finanzierung? Ein Schweizer Start-up will Unternehmen aus dem Hospitality-Bereich unter die Arme greifen.Foto: Adobe Stock xtock

Doch mit der Digitalisierung treten zunehmend alternative Plattformen auf den Plan. Start-ups und junge Unternehmen versuchen dabei, etablierten Wettbewerbern Marktanteile abzunehmen. Im Wohnungsbereich verzeichnen sie hohe Zuwächse. "Die Zukunft gehört den unabhängigen Immobilien-Beratern", prognostizierte der Münchner BWL-Professor Klaus Fleischer bereits vor Jahren.

Heute werden bereits mehr als ein Drittel neuer Wohnimmobilien-Kredite über unabhängige Marktplätze wie Europace und Interhyp vermittelt. Die B2B-Portale bringen Kreditgeber und -vermittler oder direkt Kreditgeber mit Kreditnehmer zusammen. Viele dieser Vermittlungsportale betreiben ihr Geschäft typischerweise ohne Banklizenz. Sie verleihen selbst kein Geld und finanzieren auch keine Projekte, sondern vermitteln zwischen Unternehmen mit Finanzierungsbedarf und passenden Finanzinstituten.

Kreditgeber und Kredit-Suchende zusammenbringen

Nun hat ein Schweizer Start-up eine Plattform speziell für Hotel-Finanzierung aufgezogen und erfreut sich steigender Aufmerksamkeit. Ihre Idee: Unternehmen, u.a. KMUs, aus dem Hospitality-Bereich mit passenden Finanzierungspartnern zusammenzubringen. Einzige Bedingung: Der Antrag muss mit der Hotellerie, der Gastronomie oder dem Tourismus in Verbindung stehen.

Das Spektrum reicht von einer ersten Start-up-Förderung bis hin zur dreistelligen Millionen-Investition. Die Gründer sind noch jung. Jonas Schäfer, der die Finanzierungsproblematik des Touristik-Sektors versteht, hat seine Ausbildung beim Schweizer Hotelverband HotellerieSuisse absolviert und studiert an der Hotelfachschule Luzern Hospitality Management. Sein Partner Ramun Hofmann ist für die technische Seite verantwortlich. Er hat eine Digital-Agentur in Bern und ist erfahren im Bau von Plattformen.

Die jungen Gründer von Switzerland Hospitality Financin“: Jonas Schäfer und Ramun Hofmann gingen im April 2023 mit ihrer Plattform an den Start.Foto: privat

Der Auslöser für die Gründung sei gewesen, dass er selbst für ein Pop-Up-Unternehmen einen Kredit aufnehmen wollte und dabei gescheitert sei, sagt Schäfer schmunzelnd. Ein grosser Pain-Point sei ihm dabei schnell klar geworden: Der Geldsuchende müsse zu jedem einzelnen Anbieter gehen und überall neue Anträge stellen. Das sei personell und zeitlich ein riesiger Aufwand, da nicht überall die gleichen Anforderungen gelten würden.

Erste Anträge in Bearbeitung

Und so entstand vor eineinhalb Jahren die Plattform-Idee, die passende Finanzierungsnehmer und -geber zusammenbringt. Anfang April 2023 ging die Plattform "Switzerland Hospitality Financing" live. Die beiden Gründer wurden von der positiven Resonanz selbst überrascht. Inzwischen haben sie bereits acht Anträge, vom kleinen Start-Up bis zu einem Hotelresort, bearbeitet.

Anfangs habe sie die grosse Nachfrage fast ein bisschen überfordert, gibt Schäfer offen zu. Da war aber auch viel positive Resonanz von der Finanzierungsseite kam – hier reicht das Spektrum von der klassischen finanzierenden Bank und Förderinstituten bis zu alternativen Investoren –, sei alles auf einem guten Weg.

Unterstützt wird das Start-up finanziell und mit Knowhow vom Hospitality Booster, dem "Next Generation"-Format des Swiss Economic Forums und bereits bestehenden Förderinstitutionen der Schweizer Hospitality-Branche. Ausserdem helfen mehrere Schweizer Hotelfachschulen der Plattform mit ihrer Branchen-Expertise. Neben dem Expertenpool, "the brain" genannt, und dem Hotelverband, stehen u.a. die Katag & Partners AG, SHT Schweizerische Hotel Treuhand AG und die CFB network AG zur Seite. "Uns ist schon sehr wichtig, dass wir selbst unabhängig von Finanziers, Verbänden und anderen Institutionen sind und so neutral entscheiden können", so Schäfer.

Erstantrag fertig in fünf Minuten

Ihre Hauptvorteile sind, wie bei allen Plattformen, die Schnelligkeit und Bediener-Freundlichkeit. "Ein erster Antrag kann in weniger als fünf Minuten eingereicht werden", sagt Schäfer. Auf der Plattform werden dann die in der Branche bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten gebündelt und dadurch der Zugang sowie der administrative Aufwand vereinfacht. Die benötigten Dokumente müssen nur einmalig hochgeladen werden und können anschliessend von den passenden Finanzierungsgebenden abgerufen werden.

Da sich die Anforderungen und der Bedarf an Informationen seitens der Investoren unterscheiden, können sich die Finanzierungssuchenden auch einen Beratungspartner der Plattform heranziehen. Eine Finanzierungsmatrix im Hintergrund sucht dann die passenden Partner. Diese Prozesse sollen zukünftig automatisiert ablaufen, daran werde gearbeitet.

Die Verhandlungen zwischen den Partnern passieren dann aber ausserhalb der Plattform. Bislang ist ihr Matching-Service noch kostenlos. Zukünftig sollen dann die Antragserstellung und die Vernetzung kostenpflichtig sein, aber es sei ein Fixbetrag und bewege sich in einem Bereich, den sich auch jede Privatperson leisten könne, so Schäfer – und man hört heraus, dass dieser Punkt noch nicht ganz genau definiert ist. Bisher zählt nur, Erfahrungen zu sammeln. Momentan konzentriert sich das Gründer-Duo noch allein auf die Schweiz. Sollten aber Anfragen aus dem Ausland kommen, wäre man offen (www.the-hofi.ch). / Bea Boutonnet

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