Südtirol Weit im Voraus gut gebucht
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Südtirol: Weit im Voraus gut gebucht

Meran. In Norden Italiens betreibt der Hotelier- und Gastwirteverband die Plattform Booking Südtirol. Mit ihrem aktuellen Umsatzplus von 40 Prozent kommt ihr jetzt eine Führungsrolle zu. Daneben betreibt die Marketing-Gesellschaft des Landes die Webseite suedtirol.info und will in Kürze mit dem neuen "Marketplace Südtirol" auftrumpfen.

Booking Südtirol ist zum einen eine Buchungsplattform für die HGV-Mitgliedsbetriebe. Doch es können sich auch andere Plattformen wie z.B. HRS einbringen, die über die Landes-Tourismus-Organisation Zimmer buchen wollen. Gleichzeitig generieren die Betriebe über ihre eigene Website 90% der Buchungen generieren. Was der buchende Gast nicht weiss, ist dass hinter der Hotel-Website die Technologie der HGV Booking Südtirol-Seite steht. Eine Provision erhält der HGV hier nicht; Priorität hat allein die Visibilität der Betriebe.

Zusammenspiel der Systeme

Diese Konstellation erlaubt einen guten und direkten Einblick in das Buchungsverhalten der Südtirol-Reisenden. Diese buchen gerne lange im Voraus: Mitte Mai, so zeigte die Statistik, buchten sie durchschnittlich drei Monate vor Reiseantritt elektronisch. Marlies Andergassen, die Leiterin der Abteilung Web-Marketing des HGV, staunt: "Die Menschen buchen so langfristig wie noch nie." Zwar werde dieser Wert prozentual bis zum Saison-Ende nicht zu halten sein, trotzdem steht Südtirol offenbar ein gutes Jahr bevor.

Weil Booking Südtirol des HGV als Reservierungssystem hinter den Hotel-Websites agiert, nimmt der Umsatz beachtliche Dimensionen an.Foto: Romantik Hotel Turm Völs

Zumindest geht es so dem Portal Booking Südtirol, das durch sein Konzept an den internationalen Portalen vorbeizieht und den Hoteliers schnell und effizient Gäste zu günstigen Kommissionen zuführt: HGV-Mitglieder zahlen 9%, andere Betriebe 11%.

Dies gilt auch für alle Partner-Unternehmen, die ebenfalls auf diesen Buchungsweg zugreifen können. Der prominenteste Zubucher ist aktuell wohl HRS. "Die zubuchenden OTAs wie HRS wissen, was sie sich an Support-Kosten ersparen, also dehnen sie ihr Hotel-Portfolio durch unser flächendeckendes Südtirol-Angebot aus. Wir sind aktuell in Verhandlungen mit weiteren Plattformen", sagt Andergassen.

Hotel-Websites profitieren immens

Weil Booking Südtirol allen HGV-Betrieben als Reservierungssystem hinter den Hotel-Websites dient, nimmt der Umsatz beachtliche Dimensionen an: Von den 123,8 Millionen Euro Umsatz generierten die Hotels 114,7 Millionen Euro direkt über ihre eigenen Seiten. Damit entfällt für sie Provision. Sie zahlen lediglich Provision, wenn der Gast über Booking Südtirol bucht.

Nur 3,8 Millionen Euro Umsatz stammte 2022 von Gästen, die Booking Südtirol direkt nutzten. Auch in diesem Jahr bleibt der 90%-Anteil der Buchungen über die Hotelseiten wohl unverändert stehen. Das System hat für die Betriebe allerdings einen Nachteil: Sowohl Booking Südtirol als auch IDM verlinken nicht zu den einzelnen Betrieben. So muss Andergassen eingestehen, dass – grob gerechnet – bei 10% von 10% ohnehin keine schwarzen Zahlen zu erzielen sind. Der HGV müsse Abgänge ausgleichen.

Hinter dem Gesamtumsatz von 123,8 Millionen Euro stehen konkret 112.810 Buchungen. Die hospitalityInside vorliegende Aufteilung, woher die Buchungen stammen, bestätigt internationale Analysen, dass die Tourismus- und Marketingverbände nur einen geringen Teil an konkreten Buchungen beisteuern. Der stärkste Tourismusverband in Südtirol war 2022 mit 142 Buchungen Kaltern, von den Marketing-Organisationen fallen altabaddia.org, seiseralm.it und gardena.net auf. Vielleicht noch erstaunlicher: Von den knapp 124 Millionen kommen gerade mal zwei Millionen Euro Umsatz von südtirol.info, wobei dieser Anteil in den ersten Monaten sogar rückläufig war.

Allerdings ergreift die Landes-Marketing-Gesellschaft IDM Massnahmen, um ihre Aufgabe besser zu erfüllen, nämlich "die Informationsbedürfnisse des Südtirol-interessierten Gastes möglichst in jeder Phase bestens abzudecken". Noch stehen dafür nur das Online-Reiseportal suedtirol.info und diverse Smartphone-Apps zur Verfügung. Nach unbestätigten Informationen will IDM aber noch im Juni eine neuartige "Concierge-App" und eine zentrale Online-Plattform namens "Südtirol Marketplace" präsentieren, welche die bisher autonom existierenden Plattformen des Tourismus- und Agrarsektors bündeln wird.

Bald nachhaltige Hotels kennzeichnen

Booking Südtirol bleibt ebenfalls nicht stehen. Neben einem Relaunch, der vermehrt Bilder und Videos auf die Seite bringen wird, sind aktuell einige KI-Elemente im Test. "Vielfach wurde von Verbänden auf ChatBots gesetzt, aber sie sind bald an ihre Grenzen gestossen", weiss Andergassen, die einen Qualitätsschub durch ChatGPT erwartet. Allerdings wurde ChatGPT in Italien inzwischen verboten.

Der HGV will selbst KI-Entwicklungen eher in der Analyse und Beantwortung von Gäste-Bewertungen einsetzen. Fix ist, dass in Kürze auf Booking Südtirol "nachhaltige Unterkünfte" einen fixen Menüpunkt erhalten. "Die IDM erkennt drei Levels von Zertifizierungen an. All diese Betriebe mit Zertifikaten werden über den Nachhaltigkeits-Filter bei uns direkt angesteuert", blickt Andergassen in die nahe Zukunft.

Booking Südtirol agiert durchaus erfolgreich. Trotzdem müssen die Zahlen auch in die entsprechende Dimension gerückt werden. Hinter den angeführten Buchungszahlen stehen geschätzt 1,2 bis 1,4 Millionen Übernachtungen von insgesamt rund 34 Millionen, die Südtirol 2022 verzeichnete. Doch eines ist fix: Längst sind Buchungen auf elektronischem Weg keine Last-Minute-Aktionen mehr.

Ganz im Gegenteil, da sich wie erwähnt die Vorausbuchungen für 2023 auf Rekordniveau bewegen. Mit aktuell 89 Tagen vom Buchungs- bis zum Reisedatum wird auch das Vor-Corona-Niveau deutlich übertroffen, wie die Vergleichszahlen zeigen: 2018 waren es 70 Tage, 2019 dann 73 Tage, 2020 schliesslich 60 Tage und 2021 waren es 54 Tage, gefolgt von 62 Tagen in 2022. / Fred Fettner

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