Berlin. Die Neustrukturierung des Hotelmarktes beschleunigt sich mittel- bis langfristig. Die Rendite bei Serviced Apartments schlägt aktuell sogar die von Wohn-Investments.
Laut Fairmas ist die deutschlandweite Zimmer-Auslastung im vergangenen Jahr um 59,5% zurückgegangen, so Karsten Jungk, Geschäftsführer und Partner bei Wüst Partner Deutschland. Der durchschnittliche Zimmerpreis und -ertrag sind um 12,9 bzw. 64,7% gesunken. Allerdings seien die unterschiedlichen Segmente nicht gleichmässig unter Druck. Am schwersten haben es Immobilien in den Innenstädten der Grossstädte, die von Events und Messen abhängig sind, so Jungk. Zudem ist der deutsche Hotel-Investment-Markt im vergangenen Jahr um 60% eingebrochen, wobei die stark rückläufigen Kaufpreise steigende Spitzenrenditen erwarten liessen, so Jungk weiter.
Foto: Skjerven Group
Opportunistische Investoren, wie der in Berlin beheimatete, norwegische Investor Einar Skjerven von der Skjerven Group, sehen darin grosse Chancen. Sie wollen die Hotels revitalisieren und als Serviced Apartments neu positionieren, sofern die Parameter passen – und das ist bei Opportunisten nicht nur die Lage und die Grösse, sondern vor allem der Preis.
Die Kitchenette muss reinpassen
In Berlin ist Skjerven bereits auf Einkaufstour. Er schrieb 120 private Eigentümer an, mit zehn Eigentümern ist er im Gespräch. Relativ grosses Potenzial sieht er bei rund 50 inhabergeführten Häusern mit mehr als 50 Zimmern im 4-Sterne-Plus-Segment. Die Zimmer sollten grosszügig geschnitten sein, um eine Kitchenette einbauen zu können.
Auch die andere Seite des Marktes stuft er positiv ein. "Die Nachfrage nach bewirtschafteten Wohnungen mit hochwertiger Ausstattung ist oft grösser und vielfältiger als zunächst angenommen", so Skjerven. "Bei unserem ersten Vorhaben in der Berliner City West haben wir zunächst vor allem an mobile Professionals, berufstätige Singles und eventuell Studierende als Nutzer gedacht." Tatsächlich hätten dann auch einige ältere Menschen die Gelegenheit ergriffen und sind als Selbstnutzer dauerhaft in die Beautique Apartments gezogen.
Immer mehr Singles fürs Wohnen
Das grosse Interesse an Serviced Apartments bestätigt auch Dagmar Faltis von allmyhomes. "Der Mietmarkt in den grossen Städten bleibt weiterhin angespannt. Hier schliessen Serviced Apartments eine Angebotslücke und bleiben durch niedrige Gesamtkaufpreise und wenig Verwaltungsaufwand bei gleichzeitig guten Renditen weiterhin attraktiv für Kapitalanleger."
Faltis, die das Geschäftsfeld Sales & Akqusitions bei allmyhomes verantwortet, sieht die steigende Verbreitung von Serviced Apartments als Resultat gesamtgesellschaftlicher Trends wie der zunehmenden Zahl an Singles und spezifischer Investment-Eigenschaften. Während die Bruttorenditen klassischer Wohnungsinvestments in München und Berlin aktuell zwischen 2,4 und 2,6% p.a. lägen, liessen sich mit Serviced Apartments derzeit zwischen 3-4% erwirtschaften – und dies bei vergleichsweise geringer Losgrösse und höheren Streuungsmöglichkeiten.
Die gemeinsame Pressekonferenz der drei erwähnten Firmen dieses Woche zum Thema Umnutzung von Hotels bestätigte damit die Brisanz des Thema. Unser Beitrag in der letzten Ausgabe von hospitalityInside.com enthält weitere, differenzierende Aspekte. / red
