Unternehmen wollen wieder mehr in Europa produzieren
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Unternehmen wollen wieder mehr in Europa produzieren

Stuttgart. Unternehmen in Europa möchten wieder mehr in ihrer Region produzieren und so die Wertschöpfung der lokalen Wirtschaft zukommen lassen. Über 60% der Befragten in einer Studie wollen ihre Aktivitäten in China langsam wieder rückverlagern.

Horváth, eine international tätige, unabhängige Management-Beratung mit mehr als 1.100 Mitarbeitern, führt weltweit Projekte mit Fokus auf Performance Management und Transformation durch. Ihre aktuelle Studie zu Deglobalisierungstendenzen zeigt: Eine grosse Mehrheit der Unternehmen in Europa plant, ihre Wertschöpfungsketten in den jeweiligen Absatzmärkten stärker zu lokalisieren.

Branchenübergreifend geben 85% der befragten Unternehmen an, ihre Strukturen von Produktion bis Vertrieb künftig stärker in den jeweiligen Absatzmärkten bündeln zu wollen. Von Unternehmen mit Standorten in China arbeiten mehr als 60% konkret daran, diese Aktivitäten schrittweise bzw. teilweise zu verlagern. Als mögliche neue asiatische Fokus-Märkte werden vor allem Indien und Japan gesehen, gefolgt von Singapur und Südkorea.

Unternehmen in Europa stellen inzwischen immer mehr die Weichen für 'Made in Europe'.Foto: adobe stock Tobias Arhelger

Für die Studie wurden im August europaweit und branchenübergreifend 150 Top-Führungskräfte aus Unternehmen mit mindestens 200 Millionen Euro Jahresumsatz befragt. Die Interviews wurden im August 2022 durchgeführt.

Alle Strukturen auf dem Prüfstand

Geschäftsstrukturen im aussereuropäischen Ausland stehen bei vielen Unternehmen aktuell auf dem Prüfstand. Als Hauptgründe dafür nennen die Befragten stark zunehmende geopolitische Unsicherheiten und die damit einhergehenden Risiken sowie Supply Chain-Probleme. Hohe Aufwände zur Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien und regulatorischen Vorgaben im Ausland spielen hier ebenfalls eine zentrale Rolle.

"Europa gewinnt als Beschaffungs- und Produktionsmarkt in vielen Branchen wieder an Bedeutung, z.B. bei der Herstellung von Batteriezellen für den lokalen Absatzmarkt von E-Fahrzeugen", sagt Helmut Ahr, Vorstandssprecher von Horváth. "Das bedeutet allerdings keine Abschottung gegenüber aussereuropäischen Märkten. Branchen, die auf Rohstoffe und Energieträger ausserhalb Europas angewiesen sind, können auf Bezugsländer anderer Wirtschaftsräume nicht verzichten. Auch für wichtige Zulieferteile können Beschaffungswege und Produktionsstrukturen nicht von heute auf morgen verlagert werden. Das wird in vielen Fällen mehrere Jahre dauern."

Schrittweise Verlagerung aus China

Von den Unternehmen, die in den kommenden drei Jahren neue Märkte erschliessen wollen – das sind sieben von zehn – will eine grosse Mehrheit auch Potenziale ausserhalb Europas heben. Hier wird es aber zu Anpassungen in den Internationalisierungs-Strategien und den "global Footprints" kommen. Zwar steht Europa auf der Liste der interessantesten Potenzial-Märkte mit 66% ganz oben. Doch fast die Hälfte orientiert sich Richtung Asien, gefolgt von Nord- und Südamerika mit 37 bzw. 33%. Den Schluss der interessantesten Potenzial-Märkte bilden der Mittlere Osten, Afrika und Ozeanien.

Wie die Studie weiter zeigt, plant eine Mehrheit der befragten Unternehmen mit Geschäftstätigkeiten in China einen schrittweisen bzw. teilweisen Rückzug aus der Volksrepublik. 62% wollen ihre Aktivitäten dort in andere Länder verlagern. "Bei der Frage nach Alternativen zu China als Produktionsstandort zeigt sich allerdings keine klare Dominanz eines bestimmten Landes", so Helmut Ahr. Wie oben beschrieben, werden vor allem Indien und Japan als mögliche alternative Produktionsstandorte gesehen, gefolgt von Singapur, Südkorea, Taiwan und Indonesien.

"In unserer Beratungspraxis sehen wir in zunehmendem Masse auch Verlagerungen von China in Richtung Vietnam und Kambodscha, in der Textilindustrie in Richtung Bangladesch oder Pakistan. Dieser Trend wird sich fortsetzen", so Ahr. "Für eine resiliente Aufstellung ist es ohnehin ratsam, künftig nicht alles auf eine Karte setzen und stattdessen eine Diversifikation vorzunehmen." Vor einer langfristigen und vollständigen Abkehr von China warnen zudem auch Top-Ökonomen. / red

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