Wien Betten füllen über den Preis und mit viel Kreativität
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Wien: Betten füllen über den Preis und mit viel Kreativität

Wien. Die Ferienhotels freuen sich wieder über die Gäste, wie aber sieht es in Leisure-lastigen Städten aus? Zum Restart der Wiener Hotellerie am 29. Mai öffnete weniger als ein Viertel der 442 Hotelbetriebe mit 68.200 Betten. Aktuell, Anfang Juli, steht fest: Der grössere Teil der Betten ist noch leer. Deshalb gibt es jetzt Preis-Aktionen und Kreativ-Pakete für den Urlaub in der eigenen Hauptstadt.

Wien Tourismus schätzt, dass aktuell weniger als die Hälfte der Hotels offen hat, Hoteliers schätzen, dass 60-85% der Zimmer-Kapazitäten am Markt sind. Fest steht nur: Der Leerstand könnte noch grösser werden, denn bis 2021 kommt noch ein Dutzend Hotels hinzu.

Wenn Wien für den Mai 2020 einen Rückgang von 97,5% der Übernachtungen meldete, dann hat dieser Desaster-Wert nur einen Vorteil: Es kann nur besser werden. Wien Tourismus prognostiziert für das Jahr 2020: -40% bei den Übernachtungen, -50% beim Umsatz. Angesichts des rasanten Wachstums im vergangenen Jahrzehnt bedeutet dies "nur" einen Rückfall auf das Niveau von 2008 bzw. 2010.

Aktuell sind in Wien drei Wege der Leidensbegrenzung zu erkennen: erstens, den Betrieb geschlossen zu halten und von Personalabbau samt Kurzarbeitslösung zu profitieren; Variante zwei lautet Preisdumping, und hinter der dritten Variante verbergen sich originelle Ideen, um sich einen grösseres Stück vom Kuchen zu holen.

"Man muss immer wieder etwas tun, um mitzuhalten", sagt Andreas Purtscher, Direktor des Hotels Zeitgeist am Wiener Hauptbahnhof. Das smarte Hotel verzeichnete im Juni eine Auslastung von 35%, die Vorausbuchungen für Juli liegen schon darüber.

Im Gespräch bleiben

Von selbst läuft im Moment aber nichts. So erfand Purtscher die "Fensterkonzerte", die in Abstimmung mit dem Boutique-Hotel Stadthalle die Juni-Wochenenden belebten. "Wir haben 55 Zimmer mit den Fensterplätzen in den Innenhof. Bei beiden Konzerten waren wir komplett ausgebucht", konnte sich Purtscher zusätzlich über einen ordentlichen F&B-Umsatz freuen. "Immerhin 3.500 Euro. An anderen Tagen sind es maximal 1.000, sonst sogar nur 500 Euro." Auch sonst setzt das Hotel Zeitgeist auf Kreativität. So werden Tageszimmer vergeben: Eine Orthopädin arbeitet derzeit im Hotel.

Entscheidend ist und bleibt aber der Zimmerpreis für Übernachtungsgäste. "Wir haben eine Netto-Zimmer-Rate von aktuell 77 Euro. Wir profitieren von unserem relativ guten Business-Geschäft, aber für den touristischeren Juli liegen wir preislich etwa 5% unter dem Vorjahr", sagt Purtscher. Wobei diese 5% exakt der am 30. Juni beschlossenen Senkung der Mehrwertsteuer von 10 auf 5% entsprechen.

Die neue Marke Bassena durfte zuerst an den Markt - und jeder darf zahlen so viel er möchte.Foto: Kitzig Interior Design

Am Schnittpunkt zwischen Kreativität und Dumping ist die Aktion des Hotels Bassena zu sehen. Das unmittelbar vor der Corona-Schliessung im März eröffnete Hotel unter der neuen Marke zählt, wie die Austria Trend Hotels, zur Verkehrsbüro-Gruppe. Während von den in Wien dominierenden ATH bisher weniger als die Hälfte wiedereröffnet hat, sind ab 3. Juli 2020 insgesamt wieder 20 Betriebe in Österreich und Slowenien geöffnet. Die restlichen 10 Betriebe sollen spätestens Anfang September wieder aufsperren. Geöffnet wurde bereits die neue Marke Bassena, um diese ins Gespräch bringen. An jedem Wochenende im Juli können Gäste ein Zimmer vor Ort buchen und dabei den Preis des Zimmers selbst bestimmen! "Mit der 'Walk in and pay as much as you want'-Kampagne möchten wir alle herzlich einladen, unser neues Haus kennenzulernen," sagt Michael Kröger, Geschäftsführer Verkehrsbüro Hotellerie.

Die Einheimischen zu Touristen machen

Eine wesentlich breitere Aktion, die ebenfalls beim Preis ansetzt, heisst "Erlebe deine Hauptstadt". Daran nehmen im August 40 Hotels teil. Im Januar 2020 feierte diese – in Berlin bereits etablierte – Aktion ihre Österreich-Premiere. Über 1.200 Gäste aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland nutzten die Chance, sich einmal als Tourist durch Wien zu bewegen und neue Facetten an ihrer Stadt zu entdecken. Ursprünglich konzipiert als Aktivität der Wiener Hotellerie gegen aufkommende Overtourism-Gefühle gewinnt die Aktion diesen Sommer eine neue Dimension. Die Initiatoren erwarten 20.000 Gäste.

Die Pakete für zwei Personen umfassen zwei Übernachtungen, Frühstück und eine Tour in Schloss Schönbrunn. Es gibt vier Kategorien, deren Preis mit 199 Euro beginnt, wobei die Schönbrunn-Tour allein 45 Euro Wert sei. Mit dabei sind in der Kategorie 279 Euro die Luxushotels Andaz und Hilton Vienna Park. Für Privathoteliers wie Purtscher, dessen Hotel Zeitgeist wenige Meter vom mondänen Lifestyle-Turm Andaz entfernt liegt, eine beachtliche Herausforderung. Um so mehr, als das Package "Erlebe deine Hauptstadt Wien" noch manche Extras, darunter einen Sekt und edle Marmelade am Zimmer, beinhaltet.

Wie der Name schon sagt, die Aktion richtet sich ausschliesslich an Österreicher, wie es auf der erst am 15. Juli freigeschalteten Online-Bestellseite heisst. In der mündlichen Präsentation sprach man von "allen in Österreich wohnhaften Menschen". Das Ziel bleibt: Begeistere die Einheimischen für einen Kurzurlaub in der eigenen Stadt! / Fred Fettner

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