Alles in allem negativ BREXIT Folgen deutlicher Hotels gefährdet durch Mitarbeiter und höhere Kosten
HI+

Alles in allem negativ

BREXIT-Folgen deutlicher: Hotels gefährdet durch Mitarbeiter und höhere Kosten

Grossbritannien - ein Schmelztiegel der Kulturen, Küchen und Menschen. Macht der harte Brexit alles kaputt?

London. Der Brexit findet wirklich statt. Die britische Regierung hat die Parlaments-Abstimmung gewonnen und setzt ihren Plan zum Verlassen der Europäischen Union fort – und Unsicherheit verwandelt sich in Angst. Mehr denn je sorgen sich Hotellerie-Unternehmen um ihre Mitarbeiter, die Verträge ihrer Einzelhändler, das Verhalten der Kunden und mögliche neue Steuern und Gebühren, die ihre Destination weniger wettbewerbsfähig machen und Auswirkungen auf ihre Umsätze haben könnten. Wir fragten dazu auch Frank Marrenbach, CEO der Oetker Collection, die das Lanesborough Hotel in London betreibt.

In ihrem "White Paper" sendet Premierministerin Theresa May die Botschaft aus, dass die Regierung mit der EU hinsichtlich Handel und Eigenständigkeit verhandeln möchte und dass sie, was für Hotel-Unternehmen wichtig ist, wie sie die Immigration eindämmen, aber gleichzeitig den Fachkräfte-Mangel bekämpfen möchte. Hotellerie-Experte Robert Cole, Gründer von Rockcheetah.com, einem Beratungsunternehmen für Hotel-Marketing-Strategie und Reise-Technologie mit Sitz in Texas, hilft zu verstehen, womit gerechnet werden muss.

Der Brexit bereitet Hoteliers und Gastronomen grosse Sorgen, denn ihre Mitarbeiter sind von höchster Priorität. Und das aus gutem Grund. Aktuell stammen über 43 Prozent der Mitarbeiter in der britischen Hotellerie aus dem Ausland. Ein harter Brexit wird die Möglichkeiten der britischen Unternehmen beim Einstellen von nicht-britischen Bürgern einschränken. "Es findet bereits ein Wettbewerb unter den Unternehmen statt, die hart daran arbeiten, Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten und einzustellen. Hier sind Klarheit und Bestätigung seitens der Regierung erforderlich", so Mike Shilpley, Verantwortlicher für Analysen und Lösungen mit Einblick bei Fourth Analytics in Grossbritannien.

Theresa Mays Fahrplan sieht vor, dass die Regierung den Status von EU-Bürgern, die bereits in Grossbritannien leben, sichert sowie den von britischen Bürgern, die in anderen Mitgliedsstaaten leben. Aber die British Hospitality Association reagierte auf die Brexit-Rede der Premierministerin. In einem Statement sagte Ufi Ibrahimn, Chief Executive der BHA: "Die BHA hat bereits um einen Zeitrahmen von zehn Jahren gebeten, damit die Arbeitgeber und die britische Gesellschaft mehr Zeit zur Anpassung haben, da die Branche weit über 700.000 EU-Arbeitskräfte beschäftigt. In der Zwischenzeit ist es für die Hotellerie und den Tourismus wichtig, dass die Migranten aus der EU in unserem Land weiterhin willkommen sind. Ohne Arbeitskräfte aus der EU ist unsere Branche nicht in der Lage, in- und ausländische Besucher willkommen zu heissen und Grossbritannien am Laufen zu halten."

Top-Sektoren mit der höchsten Prozentzahl
an im Ausland geborenen Mitarbeitern

Branchen% ausländischer
Mitarbeiter
Herstellung von Lebensmitteln38%
Haushaltspersonal32%
Herstellung von Kleidung29%
Unterkunft27%
Food and Beverage Services27%
Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung22%
Sicherheit und Investigation22%
Lufttransport22%
Services für Gebäude und Landschaften22%
Computer-Programmierung und Beratung21%

Source: LFS, 2016


Direkte Auswirkung auf Rentabilität der Hotels

Hotels zählen zu den Sektoren, die am stärksten von EU-Bürgern abhängig sind, die nicht in Grossbritannien geboren sind, und wären jeglichen Veränderungen am stärksten ausgesetzt. Leider deuten sich bereits Veränderungen an. Letzten Monat erwähnte der für Zuwanderung zuständige Minister Robert Goodwill eine Abgabe in Höhe von 1.000 Pfund pro Mitarbeiter, die ab nächsten April für Unternehmen gelten könnte, die Arbeitskräfte von ausserhalb der EU einstellen. Obwohl die Regierung diese Nachricht abschwächte und behauptete, sie sei "missverstanden" worden, sind diese Vorschläge hinsichtlich der Arbeitskräfte besorgniserregend.

Besonders, wenn man weiss, dass die Gehaltsabrechnungen im Durchschnitt rund 32 Prozent des gesamten Hotel-Umsatzes in Grossbritannien ausmachen. "Jegliche Erhöhung dieser Kosten durch Fachkräfte-Mangel oder einen angespannten Arbeitsmarkt hätte direkte Auswirkung auf die Rentabilität eines Hotels und die Erträge der Investoren", warnt CBRE London. Robert Cole von Rockcheetah.com stimmt dem zu. "Aus der Personal-Perspektive hat der Brexit eine negative Auswirkung auf die Hotellerie. Die Frage ist nur, wie schlimm die Folgen sein werden."

Ufi Ibrahimn, BTA: Die Branche braucht alle Arbeitskräfte.

Über die britischen Medien bittet die Tourismus-Vereinigung UKinbound die Premierministerin, ein Einwanderungssystem zu entwickeln, das "flexibel" auf die Bedürfnisse des britischen Hotellerie- und Tourismus-Sektors reagiert sowie die bestmöglichen Handelsbedingungen für Waren und Dienstleistungen schafft, um die Zukunft der Branche zu sichern.

Der Rückzug als vollwertiges Mitglied aus der Europäischen Zollunion bedeutet, dass Güter und Dienstleistungen in Grossbritannien tatsächlich viel teurer werden könnten. Restaurants, Bars, Spas und Hotel-Annehmlichkeiten würden die Destination insgesamt teurer machen. Der Optimist Robert Cole sagte hospitalityInside.com gegenüber: "Ich denke, zum jetzigen Zeitpunkt sind das reine Spekulationen, alles hängt davon ab, wie sich die EU in den Verhandlungen verhält. Politik und Strafen könnten Faktoren sein, die die Wirtschaft überstimmen, um die einvernehmlichste Lösung zu finden. Hoffentlich setzen sich die kühlen Köpfe durch."

BIP-Wachstum niedriger, aber schwaches Pfund beflügelt Hotellerie

Auf seiner Website zeigt sich das World Travel and Tourism Council deutlich pessimistischer. Im letzten Bericht geht das WTTC davon aus, dass der britische Reise- und Tourismus-Sektor 2020 1,88 Millionen direkte Jobs unterstützt, was rund 75.000 Stellen weniger sind als in der jährlichen Prognose vorausgesagt, die zu Beginn des Jahres veröffentlicht wurde. "Die Auswirkungen des Brexit auf das weltweite BIP-Wachstum 2016 sind wahrscheinlich zu vernachlässigen, obwohl sie für Grossbritannien weitaus deutlicher sind, was nicht weiter verwunderlich ist. Für 2017 bedeutet der Brexit den Rückgang des BIP-Wachstums auf 1,1 Prozent von einer Prognose von 2,3 Prozent vor dem Referendum. Die Entscheidung wird 2017 wahrscheinlich kleinere Auswirkungen auf das BIP-Wachstum in anderen europäischen Wirtschaften haben, darunter auch Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien, begünstigt durch die negative Stimmung und zukünftigen Handels-Aussichten mit Grossbritannien", so das Dokument zusammenfassend.

Obwohl das Land letzten Juni für den Austritt aus der EU gestimmt hat, waren die Auswirkungen auf die Hotellerie-Performance überraschend positiv. Analysten waren davon ausgegangen, dass die Unsicherheit einen halbwegs positiven Effekt auf den Hotel-Cash-Flow haben würde und sie hatten recht. Die Zinssatz-Erhöhungen wurden aufgeschoben, bis mehr Klarheit über die Zukunft der britischen Wirtschaft besteht, und durch den niedrigen Zinssatz in den letzten Monaten sind die Ausgaben der Verbraucher gestiegen.

Robert Cole: Die Folgen werden nur negativ sein.

Dies hatte sehr positive Auswirkungen auf die Hotel-Nachfrage und den Umsatz. 2016 ging in der britischen Hotellerie die Auslastung um -0,2 Prozent auf 77,2% zurück, der ADR stieg um +1,6 Prozent auf 89,21 Pfund und der RevPAR um +1,4 Prozent auf 68,88 Pfund. Die Nachfrage nahm in der zweiten Jahreshälfte 2016 stetig zu, aber der jährliche Zuwachs von 2 Prozent beim Zimmer-Angebot führte dazu, dass die Belegungsrate sank.

Die Auslastung lag im Dezember 2016 in London bei plus 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Der Brexit hatte bisher keinen überaus negativen Einfluss auf den britischen Hotelmarkt, aber Londons Stärke täuscht über die vergleichsweise schwächere Performance im Rest des Landes hinweg", so Robert Cole.

Die Schwächung des Pfund nach dem Brexit hatte zwei direkte Auswirkungen auf die Hotel-Nachfrage. Das Land wurde für internationale Touristen zu einer preisgünstigeren Destination. Und da internationale Destinationen für die Bewohner des Landes teuerer werden, werden viele von ihnen sicherlich Urlaub im eigenen Land machen, wovon Hotels an im Inland nachgefragten Destinationen profitieren. Die Zinssätze laden zu Ausgaben seitens der Verbraucher ein.

Laut Howard Archer, Chief UL Economist bei HIS Global Insight, wird sich die Geldpolitik Grossbritanniens bis 2018 nicht ändern. In ihrem Statement vom 2. Februar brachte die Bank of England ihr Vertrauen in die britische Wirtschaft zum Ausdruck und geht davon, dass diese im Laufe des Kalenderjahrs um 2 Prozent wachsen wird. Desweiteren wird 2018 ein Wachstum von 1,6 Prozent 2018 und 2019 von 1,7 Prozent erwartet. "Beim letzten Treffen hielt der geldpolitische Ausschuss der Bank of England den Diskontsatz auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent. Es wird mit einer Inflation von rund 2 Prozent oder etwas höher gerechnet", fügt Robert Cole hinzu.

Investitionen könnten stagnieren

Was ist mit den Investitionen? Gilt Grossbritannien nach dem Brexit nach wie vor als "sicherer Hafen" für internationale Kapitalanlagen? Nicht wirklich, so CBRE London, und erinnert daran, dass insbesondere die Liquidität der britischen Hotellerie in den letzten Jahren durch Kapital aus dem Ausland begünstigt wurde. Deshalb rechnet das Unternehmen mit einem kurzfristigen Rückgang beim allgemeinen Appetit für Hotel-Käufe.

Ein schwaches Pfund macht den Auslandstourismus stark.

Die zukünftigen Investitionen im Vereinigten Königreich basieren hauptsächlich auf einer Kombination von Wahrnehmungen, so Robert Cole. Erstens, wie wird sich die britische Wirtschaft in einer Landschaft nach dem Brexit verhalten und zweitens, wie wirken sich Währungs-Schwankungen auf die relative Bewertung von Assets im Vergleich zu anderen globalen Regionen/Destinationen aus. "Für die Investitionen in die britische Hotellerie ist London der Schlüssel. 2016 machte London rund die Hälfte des gesamten Transaktions-Werts aus. Die Deals in London, die durch internationale Investoren finanziert wurden, verdoppelten sich in der zweiten Jahreshälfte 2016 im Vergleich zum ersten Halbjahr. Die Abwertung des britischen Pfund im Vergleich zu anderen Währungen nach der Brexit-Abstimmung schaffte Wert und internationale Investoren nahmen die Gelegenheit wahr. Im Februar 2016 befragte CBRE die Investoren unter seinen Kunden und fand heraus, dass 73 Prozent glauben, dass das Vereinigte Königreich durch den Brexit für Investitionen sich nicht länger eignen würde. Zusammengefasst gilt London anscheinend nach wie vor als sicher, doch die Investitionen im Rest des Landes könnten stagnieren, da deren wirtschaftlichen Aussichten etwas unsicherer sein könnten."

Der Analyst sagt jedoch voraus, dass während der Übergangszeit die meisten Investitionen aus den internationalen Märkten kommen werden, insbesondere durch Übernahmen von Unternehmen aus Fernost. "Die Investitionen aus den USA und der EU könnten verhalten ausfallen wegen der Verunsicherungen durch protektionistische, politische Bewegungen, das führt eher zum Abwarten und Beobachten." Für ihn gibt es keine Zweifel, dass die britische Wirtschaft schwächer wird und mit dem Aufschub von Renovierungen und einem Rückgang bei den Neubauten zu rechnen ist.

Bald ein Restaurant ohne Mitarbeiter und Gäste? 60 Prozent des Personals im LanesboroughLondon kommen nicht aus Grossbritannien.Fotos: map

Höhere Preise für Geschäftsreisen

Mehrere Unternehmens-Gruppen in der Bank-, Öl- und Finanz-Branche bereiten sich darauf vor, von ihren britischen Zentralen auf das europäische Festland umzusiedeln. Unternehmen, die das Land verlassen, sind nicht gut für die Hotellerie. Robert Cole weiss von US-Unternehmen mit britischen Niederlassungen, dass 40 Prozent von ihnen wegen des Brexit umziehen wollen, was seiner Meinung nach negative Auswirkungen auf die Hotel-Nachfrage durch internationale Unternehmen haben wird. "Aber bisher ist es noch nicht so, als würden die Ratten das sinkende Schiff verlassen. Es muss noch vieles hinsichtlich Zeitpunkt und Strategie geklärt werden, deshalb werden keine grossen Schritte übernommen, bevor weitere Details bekannt sind", so Robert Cole.

Hotels mit Tagungs- und Konferenz-Möglichkeiten machen sich derzeit wohl grössere Sorgen. Die Preise haben sich für 16 Prozent der britischen Geschäftsreise-Einkäufer nach der Brexit-Wahl verteuert. Die Ergebnisse einer Umfrage der "Business Travel Show" zeigen, dass die Preise in den sieben Monaten nach dem EU-Referendum für 16 Prozent der Geschäftsreise-Einkäufer in Grossbritannien und lediglich für sechs Prozent der Planer in Kontinental-Europa gestiegen sind.

Catherine McGavock, Regional Vice President EMEA der Global Business Travel Association, ist wie alle anderen Hotellerie-Experten sehr vorsichtig. "Trotz der Unsicherheiten, die mit dem Brexit einhergehen, sind die britische Wirtschaft und der Geschäftsreise-Markt nicht eingebrochen, wie viele Kritiker befürchtet haben. 2017 wird jedoch eine Herausforderung für den britischen Geschäftsreise-Markt darstellen, da das Verlustrisiko greifbarer wird und viele Unternehmen Investitionen verschieben oder reduzieren, was die Wirtschaft abbremsen könnte", so Catherine McGavock.

Die zukünftige Bettensteuer in Höhe von 5 Prozent, die der Bürgermeister von London einführen möchte, hilft der Wettbewerbsfähigkeit der Hotels in der Hauptstadt nicht weiter. Die direkten Folge des Brexit wäre, dass die Steuer für Infrastruktur- und Umwelt-Initiativen genutzt würde. Der Bürgermeister sagte lokalen Medien gegenüber, dass "wir nach dem Brexit mehr Kontrolle benötigen, um Londons Wirtschaft vor den unsicheren und schweren Zeiten, die vor uns liegen, zu schützen." Robert Cole hierzu: "Diese Art Steuern erhöhen die Steuer-Einnahmen der Stadt, ohne die direkten Steuer-Abgaben der Wähler zu erhöhen. Für eine so begehrte Stadt wie London wird das kaum Auswirkungen auf die Hotel-Nachfrage haben. Die Hoteliers werden ihre Preise einfach anpassen. Nichtsdestotrotz wird sich weiterer Gegenwind negativ auf die Rentabilität der Hotels auswirken", so Robert Cole abschliessend. / Sarah Douag

 

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"Mozilla/5.0 AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko; compatible; ClaudeBot/1.0; +claudebot@anthropic.com)","accept":"*/*","referer":"http://www.hospitalityinside.com/articles/alles-in-allem-negativ-brexit-folgen-deutlicher-hotels-gefaehrdet-durch-mitarbeiter-und-hoehere-kosten,34671,274.html","x-forwarded-for":"3.22.51.241","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"3.22.51.241","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1