Am liebsten vor der Glotze
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Am liebsten vor der Glotze

Berlin. Auch wenn das Internet aufholt: Die Deutschen sitzen in ihrer Freizeit nach wie vor am liebsten vor dem Fernseher, hören Radio oder telefonieren. Hochkulturelle Veranstaltungen hingegen sind eher unbeliebt und Frauen äussern deutlich mehr Freizeitwünsche als Männer.

Diese sowie weitere aktuelle Erkenntnisse über das Verhalten der Bundesbürger lieferte jetzt der Freizeit Monitor 2015. Die Einführung des Privatfernsehens, so die Studie, steigerte den Fernsehkonsum kontinuierlich und bereits 1990 lag er mit 90 Prozent auf dem Spitzenplatz, den er noch heute mit 97 Prozent der häufigsten Freizeitbeschäftigungen der Bundesbürger einnimmt.

Hinter Radio hören und Telefonieren ist inzwischen allerdings das Internet auf den vierten Platz vorgerückt und liegt damit im Ranking der häufigsten Freizeit-Aktivitäten erstmals vor dem Zeitunglesen. In nur fünf Jahren erhöhte sich die Zahl der Internetnutzer damit deutlich um 25 Prozentpunkte. Bereits 99 Prozent der jungen Generation sind regelmässig online. Aber auch 86 Prozent der mittleren Generation können und wollen auf das Internet nicht verzichten. Und sogar mehr als sieben von zehn Jungsenioren sind mittlerweile regelmässig online. Lediglich die grosse Gruppe der Ruheständler zeigt sich relativ zurückhaltend – "nur" 35 Prozent der über 65jährigen surfen aktuell regelmässig im Netz. Aber auch in dieser Altersstufe steigt die Zahl der Nutzer unaufhaltsam: Innerhalb von fünf Jahren hat sie sich mehr als verdoppelt.

Einen ähnlichen Zuwachs, allerdings auf niedrigerem Niveau, konnte das Musikhören verzeichnen. Musikstreaming-Dienste und kostenlose Internet-Radiosender, die über das Smartphone an jedem Ort zu empfangen sind, veranlassen mittlerweile breite Bevölkerungsgruppen zum Musikhören.

Häufiger als noch vor fünf Jahren nutzen die Bundesbürger ihre Freizeit, um sich oder den Garten zu pflegen – wobei ersteres vornehmlich von Frauen ausgeübt wird.

Im Jahresvergleich nehmen sich die Bundesbürger hingegen seltener Zeit, um sich mit Freunden daheim zu treffen. Dafür pflegen sie gegenwärtig öfter den sozialen Kontakt über Social Media Kanäle. Auch wird nicht mehr so oft mit den Kindern gespielt, was u.a. mit einer geringeren Geburtenanzahl und dem Abitur in 12 Jahren erklärt werden kann. Abnehmende Tendenzen verzeichnen neben dem Zeitunglesen auch das DVD-Filme schauen – beides verlagert sich zunehmend auf internetfähige Endgeräte.

Selbst der klassische Einkaufsbummel findet seltener statt. Das Online-Shopping ersetzt zunehmend den Streifzug durch die Geschäfte der Innenstadt. Und nahmen sich vor fünf Jahren noch fast zwei Drittel die Zeit – allein oder gemeinsam – eine Tasse Kaffee zu trinken, gönnt sich heute nur noch eine knappe Mehrheit diesen Luxus.

Die Blacklist der Freizeit-Aktivitäten

Die Mehrheit der Bundesbürger besucht eine Vielzahl von scheinbar beliebten Freizeitorten wie Theater, Fitnessstudio oder Vereinsheim so gut wie nie und auch die Nutzung von E-Books oder Videospielen muss realistisch beurteilt werden. Ein sehr ernüchterndes Ergebnis zeigt sich zudem beim ehrenamtlichen Engagement: Drei von fünf Deutschen engagieren sich nie ehrenamtlich in ihrer Freizeit.

Im Jahresvergleich der "Freizeit-Blacklist" zeigen sich sowohl Kontinuität als auch Veränderung. So wurde bereits 2004 nur selten gehandarbeitet, gecampt oder Videospiele gespielt. Aber 2004 wollte die Mehrheit der Bundesbürger auch vom Internet oder Wellnessangeboten nichts wissen und diese erfreuen sich gegenwärtig einer zunehmenden Beliebtheit. Zukunftssorgen muss sich die Hochkultur machen: Waren es 2004 "nur" 45 Prozent der Bürger, die niemals ins Theater, die Oper oder zu einem Klassikkonzert gingen, sind es 2015 bereits 54 Prozent.

Innerhalb der Bevölkerung ist vor allem das Bedürfnis nach mehr Spontanität, Erholung und Geselligkeit gross. So wollen rund zwei Drittel der Deutschen gerne öfter spontan genau das tun, wozu sie gerade Lust haben und öfter ausschlafen. Aber auch mehr Ausflüge, Treffen mit Freunden sowie persönliche Aktivitäten wie „etwas für die eigene Gesundheit tun“ und einfach mal Nichtstun rangieren auf der Wunschliste weit oben.

Grosse Unterschiede zeigen sich innerhalb der Bevölkerung u.a. zwischen den Geschlechtern. Hierbei äussern Frauen insgesamt deutlich mehr Freizeitwünsche als Männer. Neben klischeehaft zu erwartenden Aktivitäten wie Lesen, Wellness, Einkaufen gehen oder telefonieren wünschen sich Frauen überdurchschnittlich oft mehr soziale und kulturelle Aktivitäten. Diese reichen vom Kino- oder Theaterbesuch über Museums- oder Freizeitparkaufenthalte bis hin zu Beschäftigungen mit der Familie oder den Freunden.

Männer zeigen sich dagegen zufriedener und nennen nur in wenigen Bereichen einen überdurchschnittlichen Wunsch nach einer häufigeren Ausübung der Aktivität – u.a. bei Besuchen von Sportveranstaltungen, Do-it-yourself, Videospielen und DVD-Filmen, sportlichen Aktivitäten und Stammtischen sowie Sex und Vereinswesen.

Für die jährlich stattfindende Untersuchung "Freizeit Monitor 2015" befragte die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen über 2.000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ in persönlichen Interviews zu ihrem Freizeitverhalten. / red

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