Boulder. Die Vorstandsebenen der Hotel-Unternehmen erwiesen sich 2014 mit lediglich zwei Wechseln unter den CEOs der 50 weltweit grössten Hotelgruppen als sicherere Plätze als in den vergangenen Jahren. Dies deckt ein Beratungsunternehmen aus den USA auf, das ausserdem die erfolgsorientierten Gehälter der CEOs analysiert hat: Die am höchsten bezahlten CEOs der Branche kommen aus den grössten Unternehmen.
Vier Prozent war die niedrigste Fluktuationsrate, die die in Boulder/USA ansässige Aethos Consulting Group gemessen hat. Sie beobachtet den Wechsel von CEOs in der Hotellerie seit 2004. Die Autoren der aktuellen "CEO-Wechsel Studie 2015", Thomas Mielke und Chris Mumford, beide Geschäftsführer bei Aethos, begründeten dies folgendermassen:
Seit dem Tiefpunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 ist die Fluktuation permanent angestiegen. Damals trauten sich nur drei Unternehmen, ihren CEO zu wechseln. 2010 und 2011 erfolgten fünf bzw. sechs Ernennungen.
Offenbar erkannten die Unternehmen im Krisenjahr 2012 erstmals Zeichen einer finanziellen Verbesserung und begannen darüber nachzudenken, ihren CEO des Typs "Überlebensstrategie" durch eine neue Führungsspezies zu ersetzen, die das Business durch die Erholungsphase führen und ihm zu einem positiven Wachstum verhelfen könne. In dem entsprechenden Jahr wälzten sich acht CEO-Plätze um, der Trend dauerte an, wenn auch 2013 mit einer zehnprozentigen Fluktuation in einem etwas langsameren Tempo. 2014 schliesslich wurde die Fluktuation stark gedrosselt, lediglich Wyndham und Jin Jiang gaben neue Beförderungen bekannt.
Die Aethos Hotel CEO Fluktuations-Studie untersuchte die jährliche Fluktuation seit 2004. Bei der erforschten Gruppe handelt es sich um die 50 grössten Hotelunternehmen nach Zimmerzahl auf Basis der Jahres-Erhebung des "Hotels magazine." Die Unternehmen haben zwischen 679.050 und 23.686 Zimmer, einige sind an der Börse gelistet, andere private Familienunternehmen. 23 Prozent der untersuchten Gruppen haben ihren Hauptsitz in Asien, 32 Prozent in Europa und 45 Prozent in Nordamerika.
CEOs wechseln nach 7,5 Jahren
Die durchschnittliche Dauer eines CEO-Jobs bei den grossen Hotelgruppen beträgt siebeneinhalb Jahre. Viele werden früher ausgetauscht, wie der Abgang von Fritzs van Paasschen bei Starwood zeigte, der sein siebtes Jahr unlängst verpasste. Ausserdem ist die Jobdauer bei öffentlichen Unternehmen typischerweise kürzer als bei Privatunternehmen. Zu den Chief Executives, die den 7 Jahre-Meilenstein bald erreichen oder kürzlich überschritten haben, zählen Chris Nassetta bei Hilton, Steve Joyce bei Choice und James Murren bei MGM - die Zeit wird zeigen, ob ihre Aktionäre sich an dem verflixten siebten Jahr beteiligen.
Die Hotellerie befördert und rekrutiert ihre obersten Führungskräfte nach wie vor am häufigsten aus den eigenen Reihen. Die Hälfte der weltweit grössten Hotelgruppen wird von CEOs gemanagt, die Erfahrung im Hotelgewerbe mitbringen. Unter den anderen Bereichen, aus denen Hotelunternehmen ihre Talente rekrutieren, gewinnt der Einzelhandel an Bedeutung. Die Dynamik des Einzelhandels scheint von der Hotellerie zunehmend wertgeschätzt zu werden. Ein Beweis dafür ist Whitbread, das ab 2016 Alison Brittain zum CEO ernannte, die auf eine lange Erfolgsgeschichte im Einzelhandels-Bankwesen bei Lloyds in Grossbritannien zurückblicken kann.
Brittains Start bei Whitbread im kommenden Jahr wird zudem von den Befürwortern einer grösseren weiblichen Präsenz in Unternehmensspitzen als positiven Schritt bewertet. Mit Trudy Rautio, die kürzlich Carlson verlassen hat und von David Berg ersetzt wurde, machen Frauen in dieser Studie insgesamt weniger als zehn Prozent aller CEOs aus. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Anzahl der Frauen, die die Eckbüros einnehmen, heute höher ist als in jedem anderen der vergangenen elf Jahre.
Mehr Chinesen im Aufsichtsrat
Ein deutlicher Trend ist, dass Vorstände heute während ihrer Karriere internationale Erfahrung gesammelt haben, um die Herausforderungen der Führung eines globalen Geschäfts besser erfüllen zu können. Die Welt ist kleiner geworden und ein CEO sollte heute mit dem Markt von Hangzhou ebenso vertraut sein wie mit dem von Houston.
Zusätzlich zu der Ermutigung ihrer Führungskräfte zum Aufbruch in andere Länder, bestärken die Aufsichtsgremien ihre CEOs generell auch darin, sich in Aufsichtsräte anderer Unternehmen wählen zu lassen. Die Publicity und der Einblick in andere Unternehmen, die eine solche Funktion vermitteln, bieten eine wertvolle Gelegenheit zur Weiterbildung und zum Informationsaustausch. Dies ist allerdings in öffentlichen Unternehmen weiter verbreitet als in Privatunternehmen, gleichzeitig ist während der vergangenen Jahre ein signifikanter Anstieg von CEOs chinesischer Unternehmen in den Aufsichtsräten zu verzeichnen.
Einen Überblick über die CEOs der 50 grössten Hotelunternehmen bietet die angehängte PDF oder ein Klick auf diesen Link.
Weitere Studie: Die Entwicklung der CEO-Gehälter 2015
Keith Kefgen, CEO bei Aethos Consulting Group, analysierte gemeinsam mit seinem Kollegen Derek Walter die "Hotel CEO Gehalts-Entwicklung 2015." Sie basiert auf der Performance von 46 CEOs in den Branchen Hotellerie/Reise/Unterhaltung. Das "Aethos Modell erfolgsorientierte Bezahlung” analysiert Schlüsseldaten wie die Unternehmensgrösse, den Börsenwert, das EBITDA-Wachstum und die gesamte Direktvergütung innerhalb der definierten Gruppe.
Es ist keine Überraschung, dass die am höchsten bezahlten CEOs der Branche aus den grössten Unternehmen stammen: Alle 10 höchstbezahlten CEOs aus der Liste arbeiten für die zehn in 2014 meistverdienenden Unternehmen. Walt Disney führte die Liste an und bezahlte Bob Iger insgesamt 46 Millionen USD und damit das Doppelte gegenüber den 21 Millionen USD, die Darren Huston von Priceline erhielt. Knapp dahinter folgen die grössten Hotelketten Marriott, Wyndham, Starwood und Hilton, die ihren CEOs zwischen 10 und 15 Millionen USD bezahlen.
Obwohl ihre Gesamtgehälter beachtlich sind, schienen die Spitzenverdiener unter den CEOs sie auch zu verdienen. Alle erreichten einen Aethos Value Index von fast 100, der indiziert, dass ihre Bezahlung sich mit denen der anderen Kollegen im Markt vergleichen lässt.
Aktien und Boni sind die Treiber
Die Spitzenpositionen auf der diesjährigen Liste der erfolgsabhängigen Bezahlungen nehmen die CEOs Andrew Sims von Sotherly Hotels und Stephen Weisz von Marriott Vacation ein. Sims und Weisz erreichten einen AVI von 152 beziehungsweise 143, was bedeutet, dass jeder von ihnen fast 50 Prozent mehr verdiente als ihre Gesamtvergütung in 2014 betragen hatte. Zu den Top Fünf der CEOs dieser Runde zählen zudem Warren Haruki von der Maui Land & Pineapple Company, Jeffrey Fisher vom Chatham Lodging Trust, und Darren Huston von Priceline.
Acht CEOs im Hotelgewerbe erreichten ein Basis-Salär von einer Million USD oder mehr. Bob Iger nahm mit 2,5 Millionen USD auf dieser Liste den ersten Platz ein, während Carnival und Royal Caribbean ihren CEOs beide gerade mal eine Million USD gaben. Fünf der grossen Hotel-CEOs lagen mit Gehältern zwischen einer und eineinhalb Millionen USD dazwischen.
Diese Spitzenverdiener unter den CEOs erhielten im Jahr 2014 die grössten Boni: Iger nahm alleine 22,8 Millionen USD mit nach Hause. Der Nächstgrösste war Huston mit 7 Millionen USD, gefolgt von Chris Nassetta mit 6,17 Millionen USD, Stephen Holmes von Wyndham mit 4,3 Millionen USD und Arnold Donald von Carnival mit 3,9 Millionen USD. Der durchschnittliche CEO-Bonus lag 2014 bei 2,5 Millionen USD, was einem Wachstum von 750.000 USD gegenüber dem Durchschnittsbonus von 1,5 Millionen USD im Vorjahr entspricht. Obwohl ihre Boni diese Summe nicht erreichten, erhielten mehr als 75 Prozent der CEOs auf der Liste einen Bonus von über einer Million USD.
Zusätzlich zu ihrem Jahresbonus machen langfristige Incentives einen signifikanten Teil der CEO-Bezahlung aus. Auch hier gingen die grössten Zuwendungen an Iger und Huston. Vier andere CEOs erhielten einen Zuschuss von über 5 Millionen USD und weitere 20 CEOs zwischen einer und fünf Millionen USD. Der durchschnittliche LTIP Wert in 2014 betrug 3,1 Millionen USD, 1,3 Millionen mehr als der Durchschnittswert von 1,8 Millionen USD im Vorjahr.
Wird das Aktieneigentum in Betracht gezogen, dann ist der reichste CEO im Hotelgewerbe inzwischen Jonathan Tisch von Loews, dem ein Anteil im Wert von über 371 Millionen USD gehört. Hier folgt Nassetta mit Unternehmensanteilen an Hilton in Höhe von 211 Millionen USD und vier weitere CEOs mit Anteilen von über 100 Millionen USD an ihren jeweiligen Unternehmen.
Der durchschnittliche Anstieg der CEO-Vergütung ist an eine Vielzahl von Umständen geknüpft, am bedeutendsten dabei ist die Erholung des Hotelimmobilienmarktes und der Wirtschaft im Allgemeinen. Mit Ausnahme der grossen Sonderfälle Disney und Priceline, sind gleichmässige und eher gemässigte Zuwächse sichtbar. Private Equity sowie weitere Institutionelle Investoren schütten rekordverdächtige Geldsummen in diesem Sektor zurück.
Dies nimmt auch die Regierung wahr. Die Securities and Exchange Commission hat erst kürzlich eine Massgabe verabschiedet, die öffentliche Unternehmen dazu verpflichtet, das Verhältnis der CEO-Bezahlung im Vergleich zum Durchschnittsgehalt anderer Arbeitnehmer im Unternehmen bekannt zu geben. Es wird interessant zu beobachten sein, wie die Aufsichtsgremien und die CEOs auf diese Massgabe reagieren werden, wenn sie ihre Einnahmen-Pakete verhandeln.
Die vollständige Athos-Studie zur erfolgsorientierten CEO-Bezahlung ist unter diesem Link zu finden oder in der angefügten PDF. / kn