Anschläge in Paris Hotels erneut leidtragend
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Anschläge in Paris: Hotels erneut leidtragend

Paris. Fast ein Jahr nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo am 7. Januar 2014 hat der Terror erneut in der französischen Hauptstadt zugeschlagen. Die Hotellerie vor Ort bekommt die Folgen jetzt schon zu spüren. Die Belegung und der RevPar sind sofort erheblich gefallen.

Am Freitagabend letzter Woche kamen bei koordinierten Terror-Angriffen 129 Menschen in Paris ums Leben. 89 Menschen wurden bei einer Geiselnahme im Konzertsaal Bataclan während eines Rock-Konzerts getötet; darunter war auch Maud Serrault, Director Marketing und eCommerce von Best Western Frankreich. Sie wurde 37 Jahre alt. 352 Menschen wurden verletzt, 99 davon schwer. Die Terroristen haben auch auf Dutzende Personen geschossen, die das Nachtleben, Bars und Restaurants genossen und hatten das Stade de France ebenfalls im Visier, wo die französischen Fussball-Nationalmannschaft gegen Deutschland spielte. Zum Glück gelangten die Terroristen nicht ins Innere des Stadions und sprengten sich stattdessen davor in die Luft, wodurch ein grosses Massaker verhindert wurde. Eine Woche nach dem Terror befindet sich Paris immer noch im Schock, Touristen stornieren ihre Reisen und die Tourismus-Branche sorgt sich um ihre Zukunft.

In einer Pressemitteilung hat die UMIH, die die Mehrheit der Hotellerie-Interessen in Frankreich vertritt, ihre Mitglieder um Zusammenhalt gebeten, da "unsere Häuser Orte für Zusammenkünfte, für Ausdruck und Freiheit sind und wir Hotels, Restaurants, Bistros, Cafés und Terrassen geöffnet halten müssen". Am Dienstagabend luden "Tous au bistro" alle symbolisch dazu ein, sich wieder auf die Terrassen und in die Cafés zu begeben. Die Vereinigung, der auch das Restaurant Le Petit Cambodge angehört, kündigte ebenfalls an, dass "die Branche einen Unterstützungsfonds für die von der Tragödie betroffene Personen und Familien einrichtet".

Ende des Monats werden sicherlich weitere Einzelheiten in Bordeaux bekannt gegeben, wo die UMIH ihre 63. Jahresversammlung abhält. Dort werden und Mittel und Wege gefunden, um die Branche zu unterstützen. Innenminister Bernard Cazeneuve ist ebenfalls eingeladen, um die aktuellen Sicherheitsfragen der Experten zu beantworten.

20 Prozent weniger Auslastung und PevPar – und das ist nicht alles

Laut MKG Hospitality bekommen die Hoteliers vor Ort die Auswirkungen bereits zu spüren. Die Belegung fiel letzten Samstag um 20,8 Prozent und Sonntag auf 23,1 Prozent, wodurch der RevPar ebenfalls um 21,1 und auf 28,5 Prozent sank. Die Hoteliers hatten viele Stornierungen und vorzeitige Abreisen zu verbuchen.

Ein Trend, der von Didier Le Calvez, General Manager bei The Bristol und Präsident von UMIH Prestige, bestätigt wurde. "Seit den Anschlägen sieht sich unsere Branche einer Stornierungswelle ausgesetzt, wie es auch schon nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo letzten Januar der Fall gewesen war. Wir haben uns gerade wieder mit positiven Zahlen für Oktober, November und Dezember erholt, aber dies ist nun wieder hinfällig. Stattdessen kommt diesen Monat ein Umsatz-Verlust von 50 Prozent auf die Hotels zu und die kommenden drei Monate werden für alle schwer werden."

"Die Absage der Messe 'France Mayors' ist eine Katastrophe für die Hotels in Paris. Sie hatten darauf gezählt, mehr noch als auf den Klimagipfel COP21, der wie geplant nächste Woche stattfinden wird", so Roland Héguy, Präsident von UMIH. Bei einer Einladung im französischen Fernsehen zu "BFM Business" erzählte Didier Chenet, Präsident von Synhorcat-GNI, der Vereinigung für unabhängige Hotels und Restaurants, von der psychologischen Betreuung, die die unter Schock stehenden Mitglieder und Mitarbeiter der Vereinigung erhielten, und von seinem Telefonat mit dem Bürgermeister von Paris und seiner Bitte, die Steuererhebung auszusetzen, bis die Hoteliers mehr über ihre Verluste wissen. Restaurants und Entertainment-Gruppen leiden aktuell am meisten. Viele Unternehmen haben ihren Geschäfts-Events und Empfänge storniert.

Hotelketten reagieren

Sofort nach den Anschlägen waren die Hotel-Gruppen bemüht, ihre Gäste zu beruhigen. Viele von ihnen verzichteten auf die Stornogebühren. Marriott gehörte zu den ersten, die dies seinen Gästen mit festen Reservierungen bis zum 28. November in allen 15 Häusern in Paris ermöglichte. Die französische Gruppe AccorHotels kam ihren Gästen ebenfalls entgegen und nannte ihnen auch eine Telefonnummer zum Umbuchen ihres Aufenthalts. "Unseren Gästen das höchste Mass an Sicherheit zu bieten, ist unsere oberste Priorität. Wir haben uns der Situation entsprechend angepasst und Massnahmen ergriffen, die wir nicht näher bekannt geben werden", erklärte Eike Kraft, Vice President Communication Central Europe von AccorHotels.

Obwohl dies auf der Website nicht steht, hat auch Booking.com die französischen Hotel-Vereinigungen darüber informiert, keine Stornogebühren für aktuelle und demnächst stattfindende Buchungen zu fordern.

Viele Touristen sind kurz entschlossen nach Hause abgereist und viele haben ihre geplanten Reisen storniert. Zusätzliche Sicherheitsmassnahmen sind in allen öffentlichen Breichen, Flughäfen, Bahnhöfen und Metro-Stationen sowie Sehenswürdigkeiten und Museen umgesetzt worden. Während sich viele Medien fragen, ob Paris ein sicheres Reiseziel ist, empfehlen viele Aussenministerien weltweit, bei einem Besuch in der Hauptstadt extrem aufmerksam zu sein und Versammlungen und Demonstrationen zu meiden. Leider wissen wir alle, dass Terroranschläge immer und überall geschehen können.

Letzten Montag mussten viele Airlines, Hotels und Kreuzfahrt-Unternehmen mit Standorten oder Dienstleistungen in Europa bei der Eröffnung der Bösen in Europa und in den USA mitten am Tag einen Kursverlust von mindestens 3 Prozent hinnehmen. Air France/KLM verloren 5,9 Prozent, AccorHotels fielen um 5,9 Prozent, Lufthansa um 2,1 Prozent, die Thomas Cook Group verlor 5,6 Prozent usw...

"Wenn es etwas gibt, das das Vertrauen der Verbraucher erschüttert, dann sind es Sicherheitsbedenken und geopolitische Situationen", so Naeem Aslam, Chief Market Analyst bei AvaTrade. "So lange sich diese Vorfälle nicht fortsetzen, wird an den Börsen anhand von Grundlagen und nicht von Angst gehandelt", äussert sich ein anderer Wall Street-Analyst auf "USA Today" positiv. / SD

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