Das nächste Power Paket Chinesische HNA kauft Carlson Group und Rezidor Wachstum ist Ziel
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Das nächste Power-Paket

Chinesische HNA kauft Carlson Group und Rezidor - Wachstum ist Ziel

Der Deal ist unterschrieben: HNA-CEO Bai Haibo und David P. Berg, CEO der Carlson Hospitality Group, schütteln Hände für eine blühende Zukunft.  

Minneapolis/Peking. Der nächste Deal ist gemacht: Nur wenige Wochen, nachdem die Übernahme von Marriott/Starwood von den Aktionären gebilligt wurde, geht die Konsolidierung in der Hotellerie in die nächste Runde: Carlson/Rezidor ging für angeblich zwei Milliarden Dollar an die chinesische HNA-Gruppe. Als eine der zehn grössten Hotelgruppen der Welt betreibt die Carlson Hotel Group insgesamt 1.400 Hotels in mehr als 110 Ländern unter Marken wie Radisson, Park Plaza Hotels und Country Inn and Suites. Bisher war jedoch noch nicht viel zum Thema Zukunftsstrategie zu hören, bis auf geplante massive Investitionen durch HNA und die Weiterentwicklung des bestehenden Carlson-Portfolios beginnend mit Radisson Red.

Die Kräfte zu bündeln, um auf dem immer härter umkämpften Markt bestehen zu können, war scheinbar der Hauptgrund, warum Carlson sein Hotelgeschäft aufgab, es sei denn, die dritte Generation der Carlson-Familie hatte einfach kein Interesse mehr an Hotels, obwohl die Sparte 2015 ganze 7,3 Milliarden Dollar generiert hatte.

An dem Tag, als Marriott und Starwood die Zustimmung ihrer Aktionäre zur Durchführung der Übernahme erhalten hatten, sagte Starwoods CEO Thomas Mangas, dass diese Transaktion hohe Wellen geschlagen hätte, was mögliche weitere Konsolidierungen im Hotelsektor angeht. "Die Konkurrenz wird genau beobachten, wie es uns ergeht, und wenn es gut bei uns läuft, wird man ebenfalls um Konsolidierung bemüht sein. Gruppen und Investoren wie Anbang werden sicherlich weiterhin am US-Markt interessiert sein, aber nicht ausschliesslich."

Damit hätte er nicht richtiger liegen können, denn gestern gab Carlson bekannt, dass man seine Hotelsparte an die chinesische HNA Tourism Group verkaufen wird, da "der Wettbewerbsdruck zu einer fortlaufenden Konzentration des Hotelsektors führt." In einer offiziellen Mitteilung führte David Berg, CEO der Carlson Hospitality Group, aus, dass "der Zusammenschluss der HNA Tourism Group mit Carlson Hotels einen starken Wettbewerber auf dem internationalen Hotelmarkt bilden wird. Er wird verstärkt dafür sorgen, dass Wachstum durch Investitionen in Bereiche wie Digitalisierung beschleunigt wird. Ausserdem werden die Expansion von Schlüsselmarken – insbesondere Radisson Red – und eigenen Immobilien in wichtigen Grossstädten gefördert sowie das herausragende Gästeerlebnis optimiert."

Carlson-CEO David Berg ist optimistisch über die neue, robuste Präsenz in der internationalen Hospitality-Landschaft.

Qualität trifft Quantität

Diese Transaktion umfasst Carlsons Anteil an der Rezidor Hotel Group AB, der 51,3 Prozent der ausgegebenen Aktien entspricht. In einer knappen Mitteilung stellte Wolfgang Neumann fest, dass "die Transaktion noch von den zuständigen Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss", was bedeutet, dass gemäss der schwedischen Übernahme-Richtlinien HNA eine Ausschreibung für die übrigen Aktien starten oder seinen Anteil auf unter 30 Prozent senken könnte.

Während man HNA als neuen Marken-Eigentümer und Mehrheitseigner willkommen heisst, erinnert man bei Rezidor daran, dass HNA bereits seit 25 Jahren enge geschäftliche Beziehungen zur Carlson-Familie unterhält und sich dabei durchgehend als starkes Unternehmen mit unverwechselbaren Marken erwiesen habe, das eine führende Rolle in aufstrebenden Märkten spielt und ein zuverlässiger Partner der Carlson Hospitality Group ist.

Rezidors Knowhow half Carlson Hotels insbesondere dabei, die eigenen Hotelstandards in den USA mithilfe von Radisson Blu durch eine gehobene Marken-Positionierung anzuheben. Die Marke ist inzwischen ein wertvoller Teil der Carlson-DNA, den HNA unbedingt beibehalten, pflegen und zielgerichtet ausbauen möchte.

In einer eigenen Erklärung verkündete die chinesische Gruppe, dass man "das Wachstum durch nachhaltige Investitionen in das Geschäft beschleunigen möchte".

Dabei scheint man stark auf die Marke Radisson Red zu setzen, die Anfang des Monats in Brüssel ins Leben gerufen wurde. Rezidor hatte bereits geplant, diese "auf Millennials ausgerichtete" farbenfrohe Marke in China einzuführen, aber auch in Indien, wo man zehnHotels bis 2020 geplant hat. Das erste unterzeichnete Raddisson Red-Hotel ist das Shenyang Hunnan, das noch in diesem Jahr seine Pforten öffnen soll. Kein Zweifel: HNAs Marktstellung in Asien könnte die Entwicklung sowohl von Radisson Red als auch der Quorvus Collection in diesem Teil der Welt begleiten und sogar beschleunigen.

Was ist für zwei Milliarden Dollar zu holen?

Über Marken: Was hält der Deal für HNA bereit? Nun, über 1.400 Häuser in mehr als 110 Ländern und Regionen unter sieben Marken, die vom mittleren Markt-Segment über das gehobene bis zum Luxus-Segment reichen, darunter: die Quorvus Collection, Radisson Blu, Radisson, Radisson Red, Park Plaza, Park Inn by Radisson, Country Inns & Suites by Carlson. Aber auch das weltweite Loyalty-Programm Club Carlson, das Experten zufolge allerdings nicht das stärkste ist. Heute zählt Club Carlson 15,1 Millionen Mitglieder weltweit, aber diese Zahl könnte in die Höhe schnellen, wenn HNA seine Datenbank mit den chinesischen Kunden nutzt, so wie es Jin Jiang bei Louvre Hotels bereits praktiziert.

Wer ist der chinesische Investor HNA?

Bei HNA handelt es sich definitiv nicht um einen Newcomer in der Reisebranche. Das Unternehmen gehört den Fortune Global 500 an, ist die Muttergesellschaft der chinesischen Hainan Airlines und ist auf sechs Kontinenten auch in anderen Bereichen wie Luftfahrt, Tourismus, Finanzen und Online-Diensten tätig. Mit über 25 Milliarden Dollar Umsatz verfügt HNA über das finanzielle Kapital und die Ressourcen, um Hotel-Expansionen sowie Renovierungen und Verbesserungen zu finanzieren.

Der spanische Betreiber NH Hotels International, dessen Grossaktionär HNA ist, hat bereits von dessen Grosszügigkeit profitiert, da in den letzten zwei Jahren viele symbolträchtige Häuser in ganz Europa renoviert wurden. Letztes Jahr erwarb der chinesische Grosskonzern einen Anteil von 15 Prozent an der US-Kette Red Lion Hotels. Unternehmensvertreter wollten allerdings keine Einzelheiten zum Deal bekannt geben. "Bloomberg News" berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen, die an den Gesprächen teilgenommen hatten, von einem Deal in Höhe von möglicherweise zwei Milliarden Dollar.

Gesättigte Aktionäre?

Das Unternehmen äusserte sich nicht öffentlich, aber seit Monaten kursieren Gerüchte, dass Carlson strategische Alternativen für sein Hotelgeschäft auslote. Die Gerüchte besagten ausserdem, dass die dritte Generation der Aktionäre der Familie Carlson das Hotelgeschäft aufgeben wolle. Nun, sie hatten wohl recht.

In einer offiziellen Stellungnahme hat Diana Nelson, Vorstandsvorsitzende von Carlson und Enkeltochter von Curt Carlson, der das Unternehmen 1938 gründete, gesagt: "Die Hotellerie lebt in unseren Herzen, deshalb war dies eine sehr schwierige Entscheidung. Aber wir sind davon überzeugt, dass der Verkauf an HNA, an ein Unternehmen, das den Wert und das Erbe zu schätzen weiss, der beste Weg für uns ist, um das Unternehmen zum Erfolg zu führen und so dem Vermächtnis meines Grossvaters langfristig gerecht zu werden. Wir haben darauf bestanden, dass die Zentrale der neuen Organisation in Minnetonka bleibt."

Rezidor-CEO Wolfgang Neumann: jetzt unter dem gleichen Dach wie die spanischen NH Hotels.

Aber der wahre Grund könnte auch sein, dass das Unternehmen trotz guter Ergebnisse Schwierigkeiten hatte, mit den anderen grossen Gruppen mitzuhalten, die über tiefere Taschen und stärkere Loyalty-Programme verfügen. Oder Carlson möchte sich schlichtweg auf das konzentrieren, was es am besten kann: Geschäftsreisen.

Man darf hier nicht vergessen, dass der grösste Unternehmenszweig Carlson Wagonlit Travel ist, der 2015 einen Umsatz von 24,2 Milliarden Dollar generierte, verglichen mit 7,3 Milliarden Dollar durch die Hotels. Laut "Star Tribune", der grössten Zeitung im Staat Minnesota, wendeten sich die zehn Aktionäre, die aus der zweiten und dritten Generation an Familienmitgliedern bestehen, am Dienstag in einem Schreiben an die Mitarbeiter und berichteten von dem grossen Problem, ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte aufzuschlagen.

"Wir sind der Meinung, dass dies ein ausgezeichnetes, wenn auch etwas überraschendes Ergebnis für alle Beteiligten ist", so der Brief. "Wir haben sorgfältig nach einem Eigentümer gesucht, der in grossem Masse in das Hotelgeschäft investieren kann und ihm die Plattform bietet, die es braucht, um in einem konsolidierenden Markt erfolgreich zu sein."

Konsolidierung ist definitiv ein Trend. Hotelketten werden durch Fusionen grösser, und viele Experten sagen voraus, dass dies erst der Anfang ist. Marriott/Starwood, Accorhotels/FRHI, Carlson-Rezidor/HNA… das alles ist innerhalb von sechs Monaten geschehen. / SD

 

REAKTIONEN von Wolfgang Neumann, Rezidor,
und Marco Nussbaum, prizeotel

Die finale Entscheidung aus Minneapolis traf das Rezidor-Management in Brüssel offenbar unvermittelt, wie man aus der überstürzten Abreise Wolfgang Neumann an der "Arabian Hotel Investment Conference" in Dubai vor zwei Tagen sehen konnte. Dort sollte er mitdiskutieren – über Mergers & Acquisitions.

In einer kurzen Reaktion gegenüber hospitalityInside.com gestern liess der Rezidor-CEO trotzdem viel Optimismus durchschimmern. Wie immer will er positiv Veränderungen angehen. Und so sieht nicht nur er die neu entstehende Expansionspower sicherlich als Vorteil an. Bei diversen Themen wie IT-Upgrades oder Distribution war Rezidor in der Vergangenheit häufiger mal ausgebremst worden.

"Alles gewinnt jetzt noch mehr Dynamik," freut sich auch der stets energiegeladene Marco Nussbaum, CEO von prizeotel. Rezidor hatte Anfang März 49% an der deutschen Budget-Designhotel-Gruppe gekauft – mit Option auf 100%. "Die Chinesen wollen einfach weiter wachsen und besitzen richtig grosse finanzielle Ressourcen. Ich stehe den Entwicklungen mehr als positiv gegenüber und gehe davon aus, dass wir jetzt noch schneller wachsen werden." / map

 

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