Deutsche und Österreicher Weiter reiselustig
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Deutsche und Österreicher: Weiter reiselustig

Stuttgart. Deutschland profitiert vom Boom des internationalen Tourismus. Besonders erfreulich: Auch die Ausgaben für Urlaub in Deutschland sollen steigen. Die Aussichten für 2015 bleiben gut. Das gilt auch für Österreich.

Zur Eröffnung der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart letzte Woche stellte Prof. Dr. Martin Lohmann für die FUR erste Entwicklungstendenzen für das Urlaubsreisejahr 2015 vor.

Der internationale Tourismus, also die Zahl grenzüberschreitender Reisen mit Übernachtungen, ist auch 2014 weiter gewachsen - nach vorläufigen Schätzungen um knapp 5% auf über 1,1 Milliarden Reisen. Auch der Deutschland-Tourismus hat sich positiv entwickelt. In den ersten zehn Monaten des Jahres erhöhte sich die Zahl der Übernachtungen im Inland im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,8% auf 371 Millionen. Davon entfielen etwa 18% der Übernachtungen auf ausländische Gäste; die Steigerungsrate lag hier mit 5% deutlich über der der Inländer. So konnte Deutschland vom Boom im internationalen Tourismus profitieren.

Für 2014 kann man insgesamt mit ca. 423 Millionen Übernachtungen rechnen. Für den Bereich der Urlaubsreisen der Deutschen erwartet die FUR nach den vorläufigen Daten auf der Basis der RA online vom Jahresende für 2014 ein Volumen von ca. 72 Millionen Urlaubsreisen und eine Steigerung der Ausgaben für Urlaubsreisen auf ca. 66 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch Kurz-, Geschäfts- und sonstige Reisen. Auch die Touristik-Unternehmen in Deutschland haben im zurückliegenden Jahr beim Umsatz und bei den Erträgen zugelegt, während sich die Teilnehmerzahlen auf dem hohen Vorjahresniveau bewegten.

Vorzeichen für 2015

Nur unter günstigen wirtschaftlichen Bedingungen floriert der Tourismus. Was die allgemeine wirtschaftliche Lage angeht, sind die Deutschen wieder etwas pessimistischer gestimmt als im Vorjahr: 36% erwarten, dass die allgemeine wirtschaftliche Lage sich im gerade begonnenen Jahr verschlechtern wird, nur 13% erwarten eine Verbesserung.

Nun werden Reisepläne weniger vor dem Hintergrund der allgemeinen als mit Blick auf die persönliche Situation entwickelt. Hier sieht das Bild anders aus: 26% erwarten, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation in einem Jahr verbessert hat; nur noch 19% befürchten eine Verschlechterung. Die restlichen 55% sehen keine Veränderung. Insgesamt erwarten die Deutschen hier also Stabilität.

Wachsen können besonders die Zahl der Reisen und die für Reisen aufgewendeten Ausgaben. 25% der Deutschen wollen 2015 mehr Reisen
machen als im Vorjahr, 14% weniger; 28% wollen mehr Geld für Reisen ausgeben, 17% weniger. Im Saldo sind also mehr Reisen und höhere Ausgaben geplant.

Lust auf Neues und Konstanz

42% planen, in diesem Jahr ein Ziel zu besuchen, in dem sie noch nicht gewesen sind. Auch 2015 werden Urlaubsreisen im eigenen Land mit etwa 30% den ersten Platz der Hitparade einnehmen. Es folgen Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Knapp zwei Drittel aller Urlaubsreisen gehen jedes Jahr in eines dieser fünf Zielländer. Dennoch gibt es auch hier Dynamik: Laut den Präferenz-Äusserungen der Befragten haben z.B. Fernziele oder Skandinavien Chancen auf einen Zuwachs an deutschen Urlaubsgästen.

Allerdings wächst das Interesse an fast allen Urlaubsregionen. Das zeigt eine hohe Flexibilität auf der Kundenseite. Die Urlauber sind "multioptional" und sehen sich in vielen Destinationen. So werden die Reiseziele immer austauschbarer, selbst wenn sie sich objektiv unterscheiden.
Das gilt analog auch für die Urlaubsformen. Die Klassiker bleiben hier auch 2015 die bedeutendsten Reisearten: Strand-, Ausruh-, Natur-, und Familienferien. Wachstum ist in bislang kleineren Segmenten zu erwarten.

Langfristig gestiegen ist das Interesse an Caravaning, also an Urlaubsreisen mit Wohnwagen oder Reisemobil. Dabei ändert sich auch die Struktur: Deutlich gestiegen ist in den letzten zehn Jahren z.B. das Bildungs- und Einkommensniveau der Caravaner. Und über die Hälfte der Reise-Mobilisten findet sich in der Altersgruppe 50 Jahre oder älter, vor zehn Jahren lag dieser Anteil bei 37%.

Österreichern sind Reisen die liebste Gegenwelt

Alljährlich zeigt der Ruefa-Reisebürokompass die ersten Tendenzen für den Sommerurlaub der Österreicher auf. Die zur Verkehrsbüro Group gehörende Reisebürokette, die grösste Österreichs, jubelt: "Die Leute sind reisefreudiger denn je, 90 Prozent packt die Reiselust", so Generaldirektor Harald Nograsek. Der Wert liegt um 7% über dem Vorjahr. Das Karmasin Institut für Motivforschung registrierte auch höhere Urlaubsbudgets, ein Drittel will sogar länger verreisen als zuletzt.

Helene Karmasin ist Doyen der Motivforschung in Österreich. Die Ursache für die gewachsene Reiselust liegt für sie auf der Hand: "Die Menschen fühlen sich belastet und wollen in eine Gegenwelt flüchten." Das zeigen auch abgefragte Motive. Sprunghaft wuchs der Wunsch nach "Erholung pur". Es kaum zu glauben ist: Je jünger, desto wichtiger ist dieses Reiseargument. Drei von vier 20- bis 30jährigen gaben dieses Motiv an. Wie bei allen Umfragen zeigt sich auch hier die Multi-Optionalität. Stabil ist die Neugier als Reisemotiv, rückläufig ist die Lust an Bewegung und Sport.

Die Fragen nach den bevorzugten Urlaubszielen wirken stark Reisebüro-orientiert. Das fällt schon bei der Frage nach dem Buchungsverhalten auf, wo spontane Quartier-Sucher am Urlaubsort überhaupt nicht vorkommen. Bei den über Ruefa gebuchten Destinationen waren im Winter Kuba und die Malediven besonders erfolgreich. Die Türkei verlor 11,9%, Ägypten kehrte wieder auf die touristische Landkarte zurück. Für den Sommer entwickelt sich Ägypten weiter positiv, Griechenland erweist sich mit +37,2% als extrem steigend bei den Buchungen, Rückgänge gibt es weiterhin bei Türkei-Reisen.

In einem Kapitel wurden Städtereisen abgehandelt. Spannend dabei die Ergebnisse zu den wichtigsten Eigenschaften von Stadthotels. Die Lage übertrifft dabei den Preis. Wichtig sind auch noch Frühstück und freies WLan, während Design/Architektur nur 6% der Befragten interessierte.

Steiermark-Studie mit eigenen Erkenntnissen

Einen gänzlich anderen Zugang zum Markt hat die bereits seit 1986 kontinuierlich durchgeführte Urlauberstudie, die im Bundesland Steiermark gemeinsam von den Tourismusschulen Bad Gleichenberg und der Agentur BMM erstellt wird. Die Steiermark hat einen hohen Industrieanteil und ist von schwacher Konjunktur und Arbeitslosigkeit besonders betroffen. So zeigte sich, dass die Urlaubsintensität der Steirer zuletzt rückläufig war. Dafür haben Kurzreisen und Ausflüge ohne Übernachtungen deutlich an Bedeutung gewonnen. Zu den wichtigsten Aktivitäten während dieser Reisen zählen gepflegtes Essen und Trinken. Im Schnitt darf ein Tagesausflug pro Person 88 Euro kosten.

Beeindruckend sind manche Auswertungen zu Detail-Fragen. Nur 13,7% der Haustier-Besitzer nehmen das Tier in den Urlaub mit. Ist das aber der Fall, dann machen über 80% ihr Urlaubsziel vom Haustier abhängig.

Die Rolle des Internets wächst nicht mehr so rasant. Für 48,9% ist es der wichtigste Informationsweg zu Urlaubszielen. Jedoch sind persönliche Gespräche und Beratung durch Reisebüros eine Info-Hilfe. "Für urlaubsbezogene Buchungen wird das Internet weiterhin stark genutzt, jedoch gewinnen Direkt-Buchungen beim Anbieter wieder stark an Bedeutung, heisst es in der Studie, die zum Abschluss einen grundsätzlichen Wandel in der Rolle des Urlaubs feststellt: "Die Urlaubsflirt-Bereitschaft erreicht einen historischen Tiefstand von 12%!" / red, FF

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