Mit einem neuen Körper Ecole Hoteliere de Lausanne vor Veränderungen und grossen Investitionen
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Mit einem neuen Körper

Ecole Hôtelière de Lausanne vor Veränderungen und grossen Investitionen

Ab 2020 soll die EHL über 3,000 Studenten zählen.

Lausanne. Die Ecole Hôtelière de Lausanne, die älteste Hotelfachschule der Welt und eine der weltweit grössten ihrer Art, hat sich für die nächsten fünf Jahre offensive Wachstumsziele gesetzt. Ausserdem wird die Hotelfachschule ihre Unternehmensstruktur ändern und von einer nichtkommerziellen Stiftung zu einer Holding-Gesellschaft werden.

Laut EHL-CEO Michel Rochat soll die Anzahl der Studenten bis 2020 von rund 2.100 auf 3.000 erhöht werden. Um diese Expansion bewerkstelligen zu können, wird die Schule rund 240 Millionen Schweizer Franken in umfangreiche Infrastruktur-Massnahmen stecken, wozu zusätzliche Unterrichtsräume und neue Studentenwohnungen gehören.

Um diese grossen Ziele zu erreichen, hat der Stiftungsrat der Schule den Entschluss gefasst, eine neue Unternehmensstruktur zu schaffen und die Schule in eine Holding-Gesellschaft zu überführen. Bis letztes Jahr arbeitete die Schule als nichtkommerzielle Stiftung unter der Schirmherrschaft des Schweizer Branchenverbands hotelleriesuisse. Laut der neuen Struktur, die bei der Presserkonferenz im Januar 2015 offiziell verkündet wurde, wird die "EHL AG", die sich zu 100 Prozent im Besitz der EHL-Stiftung befindet, das gesamte Portfolio der unterschiedlichen spezialisierten Geschäftseinheiten verwalten.

Die "EHL AG" hat zum Ziel, die einzelnen Geschäftseinheiten zu lenken, die sich jeweils auf bestimmte Aufgaben- und Themenbereiche konzentrieren. Laut Management wird diese neue Holdingstruktur die EHL dabei unterstützen, ein schlankes und kohärentes Portfolio mit spezialisierten Einrichtungen sowohl in der Schweiz als auch auf internationaler Ebene zu entwickeln. Die Holding besteht aus Einheiten, die drei zentralen Sparten abdecken: Ausbildung im Hospitalitybereich, was nach wie das Kernelement der EHL bleibt, sowie Beratung und Campus.

Allerdings stellt sich hier die berechtigte Frage, warum es die EHL für notwenig hielt, eine Holding-Struktur zu schaffen, die für andere bekannte Ausbildungsstätten auf der Welt, seien es öffentliche oder private, uncharakteristisch ist. Daraufhin wies André Witschi, Präsident des Stiftungsrats der Schule, auf die Notwendigkeit hin, für den zukünftigen Wettbewerb – besonders in Bezug auf Asien – gewappnet zu sein und den Bedürfnissen der Studenten der EHL gerecht werden zu können.

Ausbildung:
 EHL Haute Ecole: bietet Studiengänge auf Universitäts- und Fachhochschul-Niveau mit staatlich anerkannten Bachelor-Abschlüssen, weiterführenden Master-Abschlüssen und durch die EHL betreute Doktorate an;
 EHL Academia: mit praxisorientierten Berufsausbildungen, die Studenten auf höhere Fachausbildungen im Bereich Hospitality und Service vorbereiten;
 SSTH: bietet Berufsausbildungen im Bereich Tourismus und Hotellerie an;
 EHL Hospitality Services: Konzeption, Kommerzialisierung und Erbringung von Hoteldienstleistungen, wie beispielsweise F&B, Organisation von Banketten und Veranstaltungen, wie auch Verwaltungs- und Rezeptionsdienstleistungen. Diese Einrichtung deckt vor allem die Verpflegung und Unterbringung der Studenten auf dem Campus ab.

Beratung:
 Lausanne Hospitality Consulting: bietet Management-Beratung und Fortbildungen an und zertifiziert acht Hotelschulen weltweit. Die Aktivitäten von LHC konzentrieren sich besonders auf Asien, wo LHC kürzlich ein Büro in Peking eröffnet hat.

Campus:
 EHL Real Estate: konzentriert sich auf Akquisition, Renovierung und Management von Immobilien und spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des neuen EHL Campus.

Millionen werden in den Ausbau der Immobilien fliessen.

Gründe für die Neustrukturierung

Das Management ist der Ansicht, dass die neue Struktur die Transparenz erhöht und somit Bankkredite für die Finanzierung der Bauprojekte der Schule schneller gewährt werden. Diese neue Struktur führt ausserdem zu einer klareren Trennung zwischen dem teilweise staatlich geförderten Programm der Fachhochschule und dem Rest.

Hatten bis Ende letzten Jahres noch der Stiftungsrat und das Management die Geschicke der EHL bestimmt, so sind mit der Neustrukturierung nun die Befugnisse auf mehrere Gremien verteilt worden. Die neuen Strukturen verdeutlichen zudem, welche Einheiten gewinnorientiert arbeiten. Die oberste Verantwortung liegt beim Präsidenten des Board of Directors in der Holding – bei Guglielmo L. Brentel, selbst Hotelier und zuletzt Präsident des Schweizer Branchenverbandes hotelleriesuisse. Vom EHL-Direktor zum CEO avancierte Michel Rochat; er doziert aber heute nicht mehr.

Die Wachstumspläne der EHL sind gross – das Unternehmen begibt sich derzeit in eine mehrjährige Investitionsphase. Das hat es in diesem Ausmass seit der Gründung der Schule nicht gegeben.
Die kapitalintensivste Division ist momentan die EHL Real Estate, da sich das Schulgebäude stark ausdehnen wird, um später 3.000 Studenten aufnehmen zu können. Dabei ist es statisch möglich, zwei Etagen auf das bestehende, 1974 gebaute Gebäude aufzusatteln. Ausserdem werden 600 neue Studentenwohnungen mit etwa 900 Betten entstehen, die 315 existierende Studios sollen parallel renoviert werden. Das Investment für die Erweiterung des Schulgebäudes wird laut Witschi 25 Millionen Franken betragen, für die Studentenwohnheime 200 Millionen Franken. Die Immobilien werden Eigentum der EHL bleiben. Die Miete für ein Studenten-Apartment beträgt heute übrigens zwischen 5.000 und 12.000 Franken pro Studienjahr.

Drei Schlüsselfiguren für die Zukunft der EHL: Michel Rochat, CEO der EHL AG ; André Witschi, Präsident des Stiftungsrates der EHL und Guglielmo L. Brentel, Präsident der EHL AG.

Schweizer Preise
und Schweizer Charakter

Die Haupteinnahme-Quelle der EHL aber werden die Studiengebühren und Schulgelder bleiben, so Witschi. Das Geld kommt von ausländischen Studenten, die die regulären Fees zahlen, wie auch von Schweizer Studenten, die indirekt über den Bund und den Kanton finanziell gefördert werden.

Das zweistufige System bedeutet, dass Schweizer Studenten und Anwohner die niedrige Schweizer Studiengebühr von rund 500 Franken pro Semester, internationale Studenten jedoch 10.000 bis 16.000 Franken pro Semester zahlen, je nach Studienjahr. Zusätzlich fallen "Einrichtungs- und Servicegebühren" von rund 33.470 Euro für die vier Jahre, die das Programm dauert, sowohl für internationale als auch Schweizer Studenten an.

Die jüngste Wende in der Schweizer Währungspolitik, die Entkoppelung vom Euro am 15. Januar 2015, wird aber nach Einschätzung von EHL-Präsident Witschi keinen Einfluss auf die Anmeldungsquoten neuer Studenten haben, da die avisierte Klientel sich an 20 Prozent höheren Preisen nicht zwingend stören wird. Einige Studenten könnten das wohl anders sehen. Witschi verweist zudem auf das "Student Council", einen "runden Tisch" von Studenten, die an der Privatschule über die Aufnahme neuer Kommilitonen mitentscheiden. "Sie passen auf ihre Community auf", meint er.

Am Herzen liegt der Schweizer Hotelfachschule aber nach wie vor, dass die Hälfte der Studenten auch künftig noch aus der Schweiz kommen soll, damit die EHL auch ihren "Swissness-Charakter" noch behalten wird. Einzig Zuschüsse aus der Schweiz könnten diese Pläne limitieren. Oberstes Gebot für die Akzeptanz soll mehr denn je die Qualität der Studenten stehen. "Ich will die Besten, nicht die Reichsten!" setzt der EHL-Präsident – selbst ein Schweizer – salopp formuliert die Ziele. Auch Stipendien möchte der rührige Ex-Hotelier künftig ermöglichen. Akquiriert werden sollen die neuen Studenten in Asien wie auch in Europa und Südamerika. Unterrichtssprache wird Englisch und Französisch bleiben.

+++ EHL an der ITB 2015 +++

Die Hotelfachschule zeigt nächste Woche an der ITB 2015 Flagge in Halle 11.1/Stand 310.

Ausserdem nimmt Michael Hartmann, Senior Executive Advisor im Executive Board der EHL an der Hotelkonferenz "ITB Hospitality Day" an einem Panel über "Sharing Economy: Was kann die Hotellerie von den neuen Strömungen lernen und wie von ihr profitieren?" teil. Darin wird er u.a. auch aus dem neuen, in Arbeit befindlichen "Lausanne Report" zitieren.

Zeit für Akquise bis 2020

Dass die EHL sich neu aufstellt und ein sehr eigenes Profil innerhalb der europäischen Hotel-Weiterbildung bekommt, zeichnete sich auch schon im November 2013 ab, als die EHL 75% des Aktienkapitals an der Schweizerischen Schule für Touristik und Hotellerie AG in Passugg übernahm. Mit dieser Übernahme ist nun das Angebot für eine komplette Ausbildungskette in der Branche entstanden: von der klassischen Berufslehre über den Bachelor HES bis zur Ausbildung als Hotelmanager.

Zu den akademischen Highlights der EHL zählte 2014 die Ankündigung eines dreiteiligen Hospitality Master-Programms in Kooperation mit Hochschulen in Hongkong und Houston. All das soll dazu beitragen, dass die EHL künftig in einer Reihe mit den Hotelfachschulen/Universitäten von Ithaca, The Hague, Maastricht und Hongkong weltweit in einem Atemzug genannt werden wird.
Bis 2020 hat die EHL nun Zeit, Hunderte von Studenten aus aller Welt anzuwerben. Bis dahin sollen das neue Schulgebäude und die zusätzlichen Studenten-Apartments fertig sein. / Macy Marvel, map

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