München bietet Erträge Wien Perspektiven Ein Vergleich der Hotellerie in beiden Städten zeigt Unterschiede und Ehrgeiz
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München bietet Erträge, Wien Perspektiven

Ein Vergleich der Hotellerie in beiden Städten zeigt Unterschiede und Ehrgeiz

Wiener Hoteliers verlieren beim Pricing früh die Nerven.Foto: Österreich Werbung, Wiesenhofer

Wien/München. Wien oder München? In welcher Stadt liegt die Hotellerie vorn? Ein breit angelegter Städtevergleich zeigte: Die bayerische Landeshauptstadt steht weit besser da als die österreichische Bundeshauptstadt. Doch diese investiert enorme Marketingmittel, um wachsende Bettenangebot künftig besser zu füllen. Es wächst stärker als in München.

Münchens Hotellerie erzielt höhere Erträge, weil sowohl Preis als auch Auslastung über den Vergleichswerten Wiens liegen. So lässt sich ein touristischer Städtevergleich zusammenfassen, den die österreichische Tourismusberatung Prodinger GFB zwischen den beiden Hauptstädten erstellt hat. Kontrastreicher als Einwohnerzahl, Fläche und Bettenangebot sind Preisentwicklung, Bettenwachstum und Auslastungszahlen.

Wobei sich letztere mit 57,72 zu 54,33 Prozent weniger deutlich unterscheiden als die erzielten Zimmerpreise. Der RevPar lag gemäss STR Global in München bei 96,11 Euro, in Wien jedoch nur bei 67,15 Euro – und damit sogar leicht unter dem europäischen Mittelwert. Gegenüber dem Vorjahr steigerte sich München um 4, Wien um 3 Euro.

Thomas Reisenzahn verteidigt Wien gegendie starke deutsche Konkurrenz.

Die für München besseren Tendenzen konnte Prodinger GFB auch in einer mehrstufigen Trivago-Abfrage dokumentieren: München ist nicht nur hochpreisiger unterwegs, die Hoteliers werfen auch nicht so schnell ihre Nerven weg. Für die Preisanalyse musste ein Datum gesucht werden, an denen weder in München noch in Wien Sonderfaktoren das Geschehen verfälschen. Dafür wurde die Nacht vom 10./11. November gewählt. Abgefragt wurden am 23. Juli, 27. August und 6. Oktober 2014 4 Sterne-Hotels in maximal fünf Kilometern Entfernung zum Zentrum. In beiden Städten brachte die mittlere Abfrage das höchste Preisniveau, wobei die Münchner Kurve deutlicher nach oben stieg. Sechs Wochen vor dem Reisetag lag die Münchner Hotellerie noch über der Ausgangsbasis, während Wien schon rund 5% unter den Juli-Preisen verkaufte.  Die Steuer- und Tourismusberater werden nun die Preis-Entwicklung konsequent bis zum letzten Tag verfolgen, um das Yield Management vollständig zu durchleuchten.

Wiens Prodinger-Geschäftsführer Thomas Reisenzahn, zuvor Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, führt die unterschiedliche Preisstabilität auch auf den strukturellen Unterschied unter den 4 Sterne-Hotels zurück. Ein Wiener Hotel hat 92, ein Münchner 177 Zimmer. "In München wird die Preissituation von wenigen, aber professionelleren Revenue Managern geprägt". Zusätzlich verbleiben einem Hotel in Wien aufgrund der höheren Mehrwertsteuer und der dynamischen Ortstaxe netto etwa 7,2 Prozent weniger. Eines muss sich die Wiener Hotellerie jedenfalls vorwerfen lassen: Wenn sich die kaufkräftigste Gästeschicht – direktbuchende Individualgäste – nach einem Zimmer schauen, sind die Preise schon im Keller.

FC Bayern bringt mehr als das Oktoberfest

Viele Faktoren sind auf die Kraft des Wirtschaftsstandorts München mit seinem fast sechs Millionen Menschen zählenden "Speckgürtel" zurückzuführen. Der Anteil an Geschäftsreisenden liegt in München bei 52, in der Top-Kongressstadt Wien aber nur bei 39 Prozent. So ist München in den ersten drei Monaten des Jahres wesentlich besser gebucht als Wien, während z.B. zur Zeit des Münchner Oktoberfests kaum Unterschiede bestehen.

Aber was ist schon ein Oktoberfest gegen einen FC Bayern! Nach Aussagen der Münchner Hotellerie sorgt jedes Champions League-Spiel in der Allianz-Arena für zwei bis drei Tage Vollbelegung. Und der Verein des Wieners David Alaba pflegt sich nicht mit wenigen Auftritten zu begnügen, sondern bleibt zur Freude der Hotellerie meist bis Mai im Geschäft. "München bewarb sich auch für mehrere Spiele der 2020 dezentral ausgetragenen Europameisterschaft. Diese Chance hat Wien verschlafen", beklagt Reisenzahn.

Ingesamt sind die Motoren der touristischen Entwicklung höchst unterschiedlich. In München ist es der Flughafen, in Wien sind es Kultur, Historie und geopolitische Lage. So sind in München, wo täglich zahllose Jets aus den Golfstaaten landen, arabische Touristen stärker vertreten, in Wien Russen und andere Osteuropäer. Insgesamt ist Wiens Tourismus wesentlich internationaler. Es gibt nun mal zehn Mal so viele Deutsche wie Österreicher. 2013 lag in Wien der überlegene Spitzenreiter aus München, die USA, hinter Russland. Bemerkenswert ist dabei, wie Wien jüngst auffällig den Rückgang an russischen Gästen durch arabische Besucher wettmachen konnte.

München, Tourismus-Hotspot mit international bekannten Events.Foto: Werner O Hausmann, München Tourismus

Wien wächst stärker, kämpft ambitionierter

Auch sonst zeigt der Prodinger-Vergleich, dass sich Wien keineswegs verstecken muss. "Die Öffnungszeiten sind in beiden Städten gleich schlecht", sagt Reisenzahn, der aber auf die insgesamt dynamischere Entwicklung des Bettenangebots und auch der – damit nicht immer Schritt haltenden – Nachfrage in Wien verweist. In den vergangenen zehn Jahren kamen in Wien 57% neue Betten hinzu, in München 49%.

Noch drastischer die Unterschiede in der Prognose, in der für Wien bis 2018 fast doppelt so hohe Zuwachsraten genannt werden. Prodinger GFB begründet das auch mit der unterschiedlichen Immobilien-Rendite, bei der Wien mit 5% über Münchens 4,25% liegt. Wobei eine Umfrage auf der Immobilien-Messe Expo Real in München zeigte, dass der Bettenzuwachs vor allem in der 2- und 3 Sterne-Kategorie zu erwarten sei.

"Wien agiert eindeutig ambitionierter", verweist Reisenzahn auf das von Wien definierte Ziel für 2020 von 18 Millionen Übernachtungen und eine Milliarde Euro Hotelumsatz. Die Ambitionen drücken sich auch im Marketing-Einsatz aus: München verfügt jährlich über rund neun, Wien Tourismus aber über 24,6 Millionen Euro, dem höchsten Marketing-Budget aller Bundesländer. Wobei die Stadt Wien zu Recht darauf verweist, Gemeinde und Land in einem zu sein. Nach München fliessen auch noch Gelder des Bayern TourismusMarketing. / Fred Fettner

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