Österreich ohne Schnee Zittern vor der Nachfrage
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Österreich ohne Schnee: Zittern vor der Nachfrage

Salzburg. Die Manager in Österreichs Skigebieten würden lieber vor Kälte zittern als um die Gäste-Nachfrage. Unter 1.200 Metern sieht die Natur weiterhin herbstlich aus. Dennoch lockten Ideen und Veranstaltungen an den Adventwochenenden überraschend viele Touristen in die Berge.

"Inzwischen sind 19 von 26 Liften in Betrieb", lässt Obertauerns Tourismus-Geschäftsführer Mario Siedler den holprigen Saisonstart schon etwas milder aussehen. Zum – skifreien - Saisonstart am 29. November füllte ein Open-Air mit dem österreichischen Volksmusik-Sänger Andreas Gabalier trotzdem 60 Prozent der Gästebetten. Am lag am zweiten Adventswochenende die Auslastung nur noch bei 30 Prozent. Mit diesem bevorstehenden Wochenende aber füllen sich die Betten erneut auf 85 Prozent, ab Weihnachten ist dann alles voll.

Auch im Salzburger Land – bei den Wagrainer Bergbahnen – leuchten zwei Drittel der Pisten auf der Infotafel noch rot. Trotzdem ist man jetzt schon optimistisch – weil Ostern 2015 spät im Jahr liegt. Eine kompakte Saison könnte kann es wirtschaftlich noch wie im Vorjahr ausgehen lassen. Als wertvoll hat sich für Wagrain, das sonst in der Adventzeit stark von traditioneller Kultur geprägt ist, die neue Veranstaltung "Winterstart hoch 2" erwiesen. Die Bands Revolverheld und Söhne Mannheims lockten insgesamt 6.000 Menschen an, wobei der grössere Teil davon Einheimische waren.

Etwas unruhiger wirkt der Tourismusdirektor von Saalbach-Hinterglemm, Wolfgang Breitfuss. Dabei konnte der "Skicircus" durch das Snowmobil-Spektakel zum Saisonstart rein medial "Winter Feeling" vermitteln. Gefahren wurde übrigens auf Depot-Schnee des Vorjahres. Am Snowmobil-Wochenende wurden geschätzt 20 bis 30 Prozent weniger Übernachtungen gezählt als in anderen Jahren mit Liftbetrieb. Derzeit sind nämlich erst drei Talabfahrten in Betrieb. Doch auch hier balancierte ein Event, "Rave on Snow", die Auslastung aus, in dem es 6.000 Besucher anlockte. Sollte der grosse Schneefall über den Jahreswechsel hinaus ausbleiben, werde es aber dramatisch, sagt Breitfuss: "Normalerweise haben wir Mitte Dezember bis zu 14.000 tägliche Anfragen für Zimmer im Januar, derzeit liegt der Wert bei der Hälfte."

Arlberg-Hoteliers investieren in Schneeunabhängigkeit

Ein ungewohnt rötlich-braunes Bild prägte zum Saisonstart sogar den Arlberg. "Obwohl kein Hang präpariert ist, sind überraschend viele Leute unterwegs," staunte am 6. Dezember aber selbst Tourismuschef Hermann Fercher. Kongresse in Zürs und Lech zeigten Wirkung. Obwohl das Ski-Rahmenprogramm ausfiel, verzichteten nur wenige aufs Kommen. "Veranstaltungen wie unser Auftakt zum sonst im Frühjahr durchgeführten Tanzcafé zeigten, dass man bei uns auch ohne Schnee etwas erleben kann", sagt Fercher.
Bereits Tage vor dem geplanten Ski-Betrieb lud der Zürserhof seine Stammgäste zu einer günstigen "Alternativwoche", um das sechs Millionen Euro teure, herausragende Edel-Spa vorzustellen. Die Aussage, man habe mehr zu bieten als nur Ski, sei im grünen Ambiente optimal angekommen, bilanziert Hotelier Hannes Skaderasy.

"Wir können so ein Hotel nicht mehr in vier Monaten Winter-Hochsaison wirtschaftlich führen", bestätigt auch Hospiz-Hotelier Florian Werner. Das berühmtes Hospiz St. Christoph hat errichtet deshalb aktuell auf 1.800 Metern eine Kunst- und Konzerthalle. Das 26 Millionen-Investment wird durch 16 Wohneinheiten finanziert; 40 Prozent seien schon verkauft, für ebenso viele gebe es fixe Zusagen, so Florian Werner aktuell. "Die Käufer sind bisher Briten. Diese wollen ihre Wohnungen keineswegs exklusiv nutzen, sondern hoffen auf zahlreiche Einkünfte durch Vermietungen. Das wird bei den Preisen von bis zu 48.000 Euro pro Woche gar nicht so einfach werden", ist Werner Realist. Von den Hospiz-Stammgästen habe bislang nur einer gekauft, einige Käufer seien aber bereits langjährige Kunden anderer Arlberg-Hotels. "Viele, darunter einer aus dem Formel 1-Business und ein Schriftsteller, konnten durch das Projekt neu für Österreich gewonnen werden", sagt der Hotelier. / FF

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