Österreich Steuer Wunschliste für die Hotellerie
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Österreich: Steuer-Wunschliste für die Hotellerie

Wien. In Österreich sollen die Steuern für die Hotelbranche revidiert werden. Damit will man bei den zunehmend schwächelnden Betriebsergebnissen die Hoteliers bei den Lohnkosten entlasten.

Die österreichische Bundesregierung hat eine Steuerreform-Kommission einberufen, und nun soll die Tourismus-Branche bis Oktober ihre Vorstellungen defniert haben.

Der Hintergrund: Österreich liegt bei der Steuerquote im Spitzenfeld. Vor allem das Desaster um die Kärntner Hypo-Alpe-Adria Bank und strenge EU-Richtlinien, die die Staatsschulden nicht weiter anwachsen lassen sollen, haben in der vergangenen Legislaturperiode Steuer-Entlastungen verhindert. Doch nun wächst der Druck, speziell den "Faktor Arbeit" zu entlasten. Vorrangig die Sozialdemokraten setzen dabei auf die Entlastung der niedrigsten Einkommen, auch um über den Konsum die Konjunktur wieder anzukurbeln. Die Finanzierung über die Wiedereinführung von Erbschafts- und Vermögenssteuern ist dabei der ÖVP ein Dorn im Auge, die lieber zuerst Spar-Potenziale sehen will.

Vor dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit installierte die Regierung nun eine Expertengruppe, die ab Herbst konkret die wichtigsten Steuerreform-Projekte vorbereiten soll. Auch der Tourismus, der in Wien auch über einen selten tagenden "parlamentarischen Tourismusausschuss" verfügt, wird aufgrund seiner Bedeutung für die österreichische Wirtschaft seine Stimme haben.

Für den Tourismus sind neben Gewerkschaft, Arbeiterkammer und Unternehmervertretern auch unabhängige Experten wie das Tourismus- und Steuerberatungsunternehmen GFB/Prodinger-Gruppe am Tisch. Sie sollte partei-unabhängig agieren. Die ÖHV wiederum hat mit ihrem langjährigen Präsidenten Sepp Schellhorn nun bei den NEOS, einer neu gegründeten, wirtschaftsliberalen Gruppierung eine Stimme direkt im Parlament. Schellhorn, bei den Wahlen Ende 2013 noch um wenige Stimmen gescheitert, rückte nach den Europawahlen vor wenigen Wochen in den Nationalrat nach.

Thomas Reisenzahn.

Die Wunschliste der Hotellerie

Wie eine Reform aussehen könnte, formuliert Thomas Reisenzahn, neuer Geschäftsführer der Prodinger/GFB-Tourismusberatung in Zell am See.

Sie sind ja seit kurzem nicht mehr Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung. Weshalb beziehen Sie in Ihrer neuen Funktion zu dieser politischen Frage Position?

Reisenzahn: Weil wir als Prodinger/GFB-Gruppe eng mit dem parlamentarischen Tourismusausschuss in Wien und der Expertengruppe der Steuerkommission zusammenarbeiten.

Wo liegen nun aus Sicht des Beraters die Prioritäten der anvisierten Steuerreform?

Reisenzahn: Die von der Öffentlichkeit positiv aufgenommenen Ergebnisse bei den Übernachtungen sind häufig durch massive Preisnachlässe erkauft. Doch trotz fallender Durchschnittspreise und schwächelnder Betriebsergebnisse nimmt die Zahl der Mitarbeiter weiter zu. Deshalb ist die angekündigte Entlastung bei den Lohnkosten und in der Einkommenssteuer entscheidend.

In dienstleistungsintensiven Branchen wie der Hotellerie liegen die Mitarbeiter-Kosten bei mehr als 35 Prozent der Betriebseinnahmen. Und die Summe aus Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträgen und anderen lohnabhängigen Abgaben erreicht in Österreich bereits 48,4 Prozent der gesamten Lohnkosten. Der OECD-Durchschnitt liegt bei deutlich unter 40 Prozent. Die Senkung des Eingangs-Steuersatzes von 36,5 auf 25 Prozent sowie eine flache Progression haben für den Tourismus daher oberste Priorität.

Es gibt doch besonders in der Ferien-Hotellerie häufig Netto-Vereinbarungen mit Mitarbeitern. Kommt die Lohnsteuer-Senkung dann überhaupt bei den Beschäftigten an?

Reisenzahn: Die ÖHV war immer für Brutto-Vereinbarungen, damit jeder Mitarbeiter sieht, wie viel er den Betrieb kostet. Wir wissen auch, dass aufgrund der verpflichtenden Bruttolohn-Angaben, etwa bei Stellenangeboten, diese Netto-Verträge seltener werden.

Andererseits gibt es immer häufiger so genannte "All-in-Verträge", bei denen durch inkludierte Zusatzleistungen, wie z.B. Überstunden, die Löhne höher erscheinen als sie es in Wirklichkeit sind.

Reisenzahn: Es stimmt, dass so auch die Überstunden-Zuschläge verloren gehen, die die Lohnsteuer reduzieren. Durch längere Durchrechnungs-Zeiträume in Jahresbetrieben wäre dieses Problem aus der Welt zu schaffen.

Was enthält ihr Wunschpaket für die Steuerreform sonst noch?

Reisenzahn: Es ist noch nicht alles ausformuliert, aber Überschüsse wie beim Familienlasten-Ausgleichsfonds und dem Insolvenz-Entgeltfonds müssten zu Beitragsreduktionen führen. Davon würden die Betriebe profitieren. Nicht mehr zu rechtfertigen ist auch der Wohnbau-Förderungsbeitrag, nachdem die Zweckbindung zugunsten des Wohnbaus aufgehoben wurde. Steuer-Erleichterungen sollten aber keinesfalls über neue Steuer-Belastungen finanziert werden. Höhere Grund- und Vermögenssteuern wären für unsere anlagen- und kapital-intensive Branche absolut tödlich. / Fred Fettner

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