Tourismus in Frankreich kämpft ums Überleben
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Tourismus in Frankreich kämpft ums Überleben

Paris. Frankreich liegt am Boden. Jüngste Berichte zeigen einen drastischen Rückgang von Besuchern. Dabei haben Paris und Umgebung die grössten Probleme. Sie sehen Verlusten in Höhe von 750 Millionen Euro ins Auge – und das allein im ersten Quartal. Hinzukommt, dass Touristen aus wichtigen Quellmärkten wie Japan und Russland derzeit einen weiten Bogen um Frankreich machen.

Ein Anfang des Monats veröffentlichter Bericht des INSEE, des französischen Nationalen Instituts für Statistik, bestätigt, worauf Experten schon einige Monate lang hingewiesen hatten: Es kommen immer weniger ausländische Touristen nach Frankreich. Der Bericht weist darauf hin, dass viele Ausländer ihre Urlaubspläne nach den Terrorangriffen im vergangenen November in Paris und im Juli in Nizza neu überdacht hätten.

Laut dem Bericht sank die Hotel-Belegung um 55 % im ersten Quartal 2016 und um 4,8% im zweiten Quartal. "Die Besucherzahlen erholten sich einige Monate nach den Anschlägen in Paris leicht, aber zwischen April und Juni ging der Tourismus erneut stark zurück. In diesem Zeitraum verzeichneten sowohl die Hotels als auch die Campingplätze einen Rückgang der Belegung um 8,5% – hauptsächlich aufgrund ausbleibender internationaler Gäste. Dieser Rückgang fiel deutlicher aus als in den ersten drei Monaten des Jahres und erinnert an den Einbruch der Belegungszahlen Ende 2015 kurz nach den tödlichen Anschlägen von Paris", heisst es in dem INSEE-Bericht, der zudem hervorhebt, dass der Rückgang im Juni dank der Fussball-EM zumindest an den Spielorten begrenzt war.

Paris und sein Umland haben laut einem Bericht des Regionalen Tourismusbüros die grössten Probleme. Das Büro errechnete Umsatz-Einbussen von 750 Millionen Euro alleine im ersten Quartal. Neben dem Terrorismus halten auch Überschwemmungen und anhaltende Streiks viele Touristen von einem Besuch ab.

"Es ist Zeit, die verheerenden Auswirkungen auf unsere Tourismusindustrie anzuerkennen. Dabei geht es nicht um Marketing-Kampagnen. Stattdessen müssen wir alles dafür tun, um Arbeitsplätze zu retten", fasst ein alarmierter Frédéric Valletoux zusammen. Als Präsident des Büros wandte er sich an Jean-Marc Ayrault, der als Frankreichs Aussenminister auch für internationale Entwicklung zuständig ist, und bat diesen um ein eiliges Treffen. In Paris und seiner Umgebung sind mehr als 500.000 Arbeitsplätze vom Tourismus abhängig.

Wichtigste Quellmärkte meiden Frankreich

Paris bleibt die meistbesuchte Stadt der Welt, doch die Zahlen sinken. Das CRT spricht von einem Rückgang der Hotelbelegung um 8,5% im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und unterstreicht einen Einbruch bei den Besuchern aus dem Ausland und -4,8% im Vergleich zu Gästen aus Frankreich. Einzeln betrachtet meiden sowohl Japaner als auch Russen, Chinesen und Amerikaner das Land. In seinem letzten Geschäftsbericht wies auch AccorHotels auf eine Abkühlung der Entwicklung in seiner Heimat hin.

Der Anschlag mit dem Lkw in Nizza am 14. Juli, bei dem mehr als 80 Menschen ums Leben kamen, führte auch zu einem vorübergehenden Stillstand in dieser Strand-Destination – vom Rest der Region ganz zu schweigen. Laut dem Unternehmen Forwardkeys, das mehr als 14 Millionen Flugverkehrsdaten pro Tag analysiert, brachen die internationalen Ankünfte per Flugzeug zwischen dem 15. und 23. Juli um 8,8% ein. "Asiaten und Amerikaner kommen nicht mehr und die Entscheidung der Regierung, den Notstand zu verlängern, hilft unserer Branche auch nicht gerade weiter", so Frédéric Valletoux.

Als Vertreter der UMIH, einer der grossen französischen Hotel-Vereinigungen, kann Hervé Becam bestätigen, dass die Belegungszahlen in Nizza und Umgebung um 5-10% zurückgegangen sind – jedenfalls bis zum 22. Juli. Als Opfer des Schmetterlingseffekts sah sich auch Paris nach dem Angriff in Nizza betroffen. Die Belegung in den Hotels fiel im Juli um 20%. Wenig überraschend, dass 5 Sterne-Häuser und -Paläste in der französischen Hauptstadt am stärksten betroffen waren. Zwar war der RevPAR in den ersten beiden Juli-Wochen noch positiv, doch dann stürzte er bis Ende des Monats um insgesamt -45% brutal ab.

Hotel- und Restaurant-Vereinigungen sind ernsthaft besorgt. Langsam aber sicher können sie die Belastung nicht mehr auffangen. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass eine ganze Reihe von geplanten Veranstaltungen und Kongressen im vierten Quartal abgesagt wurden. / SD

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